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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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du krank warst?« Die dunkle Gestalt, die ihr den Weg versperrt hatte, stand jetzt in einer Ecke der Kammer. Nun konnte Igraine ihr Gesicht sehen: Es war die alte Botin des Todes, die die Tore des Verbotenen bewacht. Jetzt würde sie Igraine bestrafen… Morgaine kam und blickte auf sie hinunter. Ihr kleines, ernstes Gesicht wirkte angsterfüllt. Igraine wollte ihre Tochter trösten, aber sie war zu schwach, um laut zu sprechen. Auch Uther war da, aber sie wußte, daß niemand außer ihr ihn sehen konnte.
    Es schickte sich nicht, nach einem Manne zu rufen, der nicht ihr Gemahl war… Niemand würde schlecht von ihr denken, wenn sie nach Gorlois rief. Aber selbst wenn sie sterben sollte, wollte sie diesen Namen nicht mehr aussprechen. Sie wollte nichts mehr von ihm wissen, weder im Leben noch im Tod. Hatte sie mit ihrer Zauberei Gorlois verraten? Oder war es nur ein Traum gewesen, ebenso unwirklich, wie ihr Versuch, Uther zu warnen? Hätte sie ihn retten können? Igraine schien es, als wandere sie wieder durch die eiskalten Welten und versuche blindlings, sich durch den Sturm zu kämpfen, um Uther zu warnen. Einmal trat Vater Columba an ihr Bett und murmelte lateinische Worte. Igraine geriet außer sich. Mit welchem Recht quälte er sie mit den Sterbesakramenten, wo sie sich doch nicht verteidigen konnte? Auf Zauberkünste hatte sie sich eingelassen, und in den Augen des Priesters war sie eine verworfene Frau. Er wollte sie verdammen, weil sie Gorlois verraten hatte; und er kam, um seinen Herrn zu rächen. Auch der Sturm tobte wieder. Er blies durch sie hindurch. Ziellos irrte sie umher und versuchte, Morgaine zu finden, die in der tobenden Natur verschwunden war. Sie fand nur Morgause, die eine Krone trug – die Krone der Großkönige von Britannien. Dann stand Morgaine am Bug der Barke, die über den Sommer glitt und sie an das Ufer von Avalon brachte; Morgaine trug die Gewänder einer Priesterin, die gleichen Gewänder wie Viviane… Dann umgaben sie Dunkelheit und Schweigen.
    Sonnenlicht fiel in den Raum. Igraine wollte sich aufrichten, merkte jedoch, daß sie zu kraftlos war.
    »Bleibt ruhig liegen, Herrin«, sagte Isotta, »ich bringe Euch gleich Eure Medizin.«
    Igraine antwortete ihr und stellte überrascht fest, daß sie flüsterte: »Wenn ich deine Kräutertränke überlebt habe, werde ich das wohl auch noch überstehen. Was für ein Tag ist heute?«
    »In zehn Tagen ist Wintersonnenwende, Herrin, und was geschehen ist… wir wissen nur, daß das Feuer in Eurer Kammer im Laufe der Nacht erloschen ist und der Wind das Fenster aufgerissen hat. Eure Schwester Morgause sagte, sie sei erwacht und habe Euch beim Schließen der Läden gesehen. Dann seid Ihr aus dem Zimmer gegangen und nach einiger Zeit mit der Feuerpfanne zurückgekehrt. Aber Ihr habt nicht gesprochen, nur das Feuer wieder angefacht, und deshalb wußte sie nicht, daß Ihr krank seid. Aber am nächsten Morgen schüttelte Euch das Fieber, und Ihr erkanntet weder sie noch das Kind.«
    Das war eine einfache Erklärung. Nur Igraine wußte, daß hinter ihrer Krankheit mehr lag. Sie war die Strafe für ihre Zauberei, die ihre Kräfte weit überstiegen und Körper und Geist so erschöpft hatten, daß ihr der Rückweg fast versperrt geblieben war.
    »Was ist mit…«, Igraine unterbrach sich. Sie konnte doch nicht nach Uther fragen! »Gibt es Nachrichten von meinem Gemahl, dem Herzog?«
    »Nein, Herrin. Wir wissen nur, daß es eine Schlacht gegeben hat. Aber wir werden erst etwas Genaues erfahren, wenn die Wege nach dem großen Sturm wieder zu begehen sind«, antwortete Isotta. »Aber Ihr dürft jetzt nicht mehr sprechen, Herrin! Ihr müßt die heiße Hafer-suppe zu Euch nehmen und wieder schlafen.«
    Fügsam trank Igraine die heiße Suppe und schlief wieder ein. Wenn die Zeit reif war, würde die Nachricht kommen.

8
    Am Abend vor der Wintersonnenwende schlug das Wetter um, und es wurde schön. Den ganzen Tag lang schmolz der Schnee, die Straßen wurden schlammig und Nebel zog auf. Er legte sich sanft über das Meer und den Burghof; wenn jemand sprach, verhallten Stimmen und sogar Flüstern in einem Echo ohne Ende. Am frühen Nachmittag zeigte sich kurz die Sonne. Zum ersten Mal ging Igraine wieder in den Burghof. Sie fühlte sich gesund, aber wie alle anderen wartete sie ungeduldig auf Nachrichten. Uther hatte geschworen, in der Nacht zur Wintersonnenwende zu kommen. Wie sollte ihm das gelingen, solange das Heer des Herzogs ihm den Weg versperrte? Den

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