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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geteilt hatte, und die Tür verriegelte.
    Kaum war das geschehen, wollte Uther sie umarmen; er schob die Kapuze zurück und stand vor ihr, Haupthaar und Bart feucht vom Nebel, die Arme weit ausgebreitet. Aber Igraine rührte sich nicht von der Stelle.
    »Mein König! Warum halten Euch alle für meinen Gemahl?«
    »Eine kleine Zauberei des Merlin«, antwortete Uther, »im wesentlichen eine Sache des Umhangs und des Rings. Etwas Blendwerk war auch dabei. Doch es würde nicht standhalten, sähe man mich ohne Umhang und im vollen Lichte. Ich stelle fest, du hast dich davon nicht täuschen lassen. Ich hatte es auch nicht erwartet. Es ist Schein und keine Erscheinung. Ich habe geschworen, zur Wintersonnenwende hierzusein, und ich habe meinen Schwur gehalten. Und nun bekomme ich noch nicht mal einen Kuß für all meine Mühen?«
    Sie trat zu ihm und nahm ihm den Mantel ab, wich aber seiner Umarmung aus. »Mein König. Wie kommt es, daß Ihr den Ring des Herzogs tragt?«
    Uthers Gesicht wurde hart. »Den Ring habe ich ihm im Kampf zusammen mit dem Finger von der Hand getrennt. Doch der Eidbrüchige ist geflohen und mir entkommen. Sieh das nicht falsch, Igraine, ich komme rechtmäßig hierher, nicht als Dieb in der Nacht. Das Blendwerk soll deinen Ruf vor den Augen und Mündern der Welt schützen, nicht mehr und nicht weniger. Ich möchte nicht, daß meine zukünftige Gemahlin als Ehebrecherin gilt. Ich komme rechtmäßig, wie gesagt. Gorlois hat sein Leben verwirkt. Tintagel erhielt er als treuer Vasall von Ambrosius Aurelianus, den Eid hat er auch mir geschworen, und sein Lehen ist nunmehr verwirkt. Das versteht Ihr doch sicher, Igraine? Kein König kann hinnehmen, daß seine Vasallen eidbrüchig werden und sich gegen ihn stellen.« Igraine nickte zustimmend, »Durch ihn habe ich alles verloren, was ich in einjährigem Kampf gegen die Sachsen gewonnen hatte. Als er mit seinen Leuten Londinium verließ, konnte ich die Stadt nicht halten. Ich mußte fliehen und zusehen, wie sie geplündert wurde. Ich hatte meinem Volk geschworen, es zu verteidigen.« Auf Uthers Gesicht trat Bitternis. »Lot kann ich vergeben. Er hat mir den Eid verweigert. Eine Rechnung habe ich mit ihm noch zu begleichen. Entweder wird er mit mir Frieden schließen, oder ich werde ihn von seinem Thron verjagen und hängen lassen. Aber verraten hat er mich nicht oder seinen Eid gebrochen. Gorlois habe ich vertraut. Er schwor mir Treue und brach sein Wort. Nun stehe ich vor den Trümmern des Lebenswerks von Ambrosius und muß wieder von vorne beginnen. Das habe ich Gorlois zu verdanken. Und ich bin gekommen, ihm Tintagel zu nehmen. Ich will auch sein Leben, und er weiß es.« Sein Gesicht war versteinert.
    Igraine schluckte. »Und seine Gemahlin wollt Ihr auch… als Siegespreis und mit Recht, wie Tintagel?«
    »Ah, Igraine«, sagte er und zog sie mit beiden Händen an sich. »Ich weiß wohl, für wen du dich entschieden hast, seit ich dich nachts in dem großen Sturm gesehen habe. Hättest du mich nicht gewarnt, hätte ich meine besten Männer verloren, und ohne Zweifel auch mein Leben. Dir habe ich es zu verdanken, daß ich auf den Angriff vorbereitet war, als Gorlois' Truppen uns überfielen. Im Kampf Mann gegen Mann nahm ich ihm den Ring ab. Ich hätte ihm auch die Hand und den Kopf abgeschlagen, doch er floh.«
    »Ich weiß sehr wohl, daß Ihr keine Wahl hattet, mein König und Gebieter«, antwortete Igraine. Es pochte an die Tür. Eine der Mägde brachte Speisen und einen Krug Wein. Sie stammelte: »Mein Herr«, und machte einen Knicks. Igraine befreite sich aus Uthers Armen, nahm das Tablett entgegen und schloß die Tür wieder hinter der Frau.
    Sie nahm Uther den Umhang ab, der sich in der Tat nur sehr wenig von Gorlois' Umhang unterschied, und hängte ihn zum Trocknen an einen Bettpfosten. Sie beugte sich hinunter, half dem König, die Stiefel auszuziehen und nahm ihm das Schwert ab.
Wie eine pflichtbewußte Ehefrau,
erinnerte sie eine innere Stimme. Aber Igraine wußte, sie hatte ihre Wahl getroffen. Selbst als Uther sagte: »Tintagel gehört dem Großkönig von Britannien und seine Herrin ebenfalls«, erhob sie keine Widerrede. Sie vertraute sich dem König an.
    Auf dem Tablett standen Schalen mit getrocknetem Fleisch in Linsen gekocht, ein Laib frischgebackenes Brot, Weichkäse und ein Krug Wein. Uther aß gierig, als wenn er am Verhungern wäre. Er sagte: »Die beiden letzten Monate habe ich wegen dieses Verräters, den du deinen Gemahl nennst, im

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