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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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darüber. »Allerdings waren sie golden.«
    Es überlief sie eiskalt: Wahrhaftig, es war kein Traum gewesen, sondern ein Bild aus dem Land der Wahrheit.
    »Ich kann mich nicht an alles im Traum erinnern«, sprach Uther weiter und starrte über ihre Schulter ins Leere. »Ich weiß nur noch, daß wir uns beide auf einer großen Ebene befanden. Dort stand etwas, das dem Ring der Steine glich… Was bedeutet es, Igraine, daß wir dieselben Träume haben?«
    Sie antwortete mit erstickter Stimme, als müßte sie weinen: »Vielleicht bedeutet es nur, daß das Schicksal uns füreinander bestimmt hat, mein König… mein Gebieter… mein Geliebter…«
    »Meine Königin und meine Geliebte…« Er schaute ihr plötzlich in die Augen – ein langer Blick und eine lange Frage. »Die Zeit der Träume ist doch wohl vorbei, Igraine.« Er vergrub die Hände in ihren Haaren, löste die Spangen, und sie fielen über den bestickten Kragen und über ihr Gesicht, während er die langen Locken mit zitternden Händen glättete. Uther stand auf, ohne sie aus seinen Armen zu lassen. Sie hätte nicht geahnt, welche Kraft er besaß. Er durchquerte den Raum mit zwei großen Schritten und legte sie auf das Bett, kniete sich neben sie, beugte sich vor und küßte ihren Mund.
    »Meine Königin«, murmelte er, »ich wünschte, du wärst mit mir an meiner Seite gekrönt worden… Es gab Rituale, von denen kein Christ auch das geringste wissen dürfte. Aber das Alte Volk, das schon hier lebte, bevor die Römer auf die Insel kamen, hätte mich sonst nicht als König anerkannt. Der Weg dorthin war lang. Ich bin mir sicher, er verlief eine weite Strecke nicht in dieser Welt.«
    Diese Worte erinnerten Igraine an das, was Viviane ihr über das Auseinandertreiben der Welten im Nebel erzählt hatte. Und beim Gedanken an die Schwester fiel ihr wieder ein, was Viviane von ihr gefordert und wie sehr sie sich dagegen gesträubt hatte.
    Ich wußte nichts. Damals war ich so jung und unerfahren. Ich wußte nichts und ahnte nicht, daß mein Ich dahinschmelzen, zerfließen und davongetragen würde…
    »Hat man von dir verlangt, daß du mit dem Land die Große Ehe schließt, wie es in alter Zeit gebräuchlich war? Ich weiß, König Ban von Benwick in der Bretagne mußte diese Ehe auch vollziehen…«
    Und plötzlich durchzuckte sie heftige Eifersucht. Sie dachte daran, daß der Körper irgendeiner Frau oder Priesterin für Uther Sinnbild für das Land gewesen war, das zu verteidigen er geschworen hatte.
    »Nein«, antwortete er, »und ich weiß nicht, ob ich eingewilligt hätte. Aber man hat es nicht von mir verlangt. Außerdem sagte der Merlin, daß auch er, wie jeder Merlin von Britannien, geschworen hat, sich für sein Volk zu opfern, wenn die Not es gebietet…« Uther schwieg. »Aber für dich hat das wenig Bedeutung.«
    »Du hast vergessen«, sagte sie, »daß ich in Avalon erzogen wurde. Meine Mutter war Priesterin, und meine ältere Schwester ist jetzt die Herrin vom See.«
    »Bist du auch eine Priesterin, Igraine?«
    Sie schüttelte den Kopf und wollte es verneinen, sagte dann aber: »Nicht in diesem Leben.«
    »Ich frage mich…«, wieder fuhr er mit dem Finger die Linien der unsichtbaren Schlangen an ihrem Handgelenk nach und berührte mit der Linken die Schlangen an seinem Arm. »Ich glaube, ich wußte immer, daß ich schon einmal gelebt habe… mir scheint, das Leben ist etwas zu Großes, um es nur einmal zu leben und dann zu verlöschen wie ein Licht im Wind. Und warum hatte ich das Gefühl, daß ich dich bereits kannte, ehe die Welt entstand, als ich dich zum ersten Mal erblickte? Das sind Mysterien. Ich glaube, du weißt wohl mehr darüber als ich. Du sagst, du bist keine Priesterin, trotzdem besitzt du Zauberkräfte genug und konntest in der Nacht des großen Sturmes zu mir gelangen und mich warnen… vermutlich sollte ich nicht weiter fragen, damit ich nicht von dir höre, was kein Christ wissen darf. Aber sie…«, wieder berührte er mit der Fingerspitze die Schlangen, »… vielleicht sagte deshalb der alte Mann, der sie in der Nacht, in der ich zum König gemacht wurde, in meine Arme stach, es sei mein Recht, sie zu tragen… sie gehörten mir schon vor diesem Leben. Ich habe gehört, daß die christlichen Priester die Schlangen von unseren Inseln vertrieben haben… aber ich fürchte die Drachen nicht. Ich trage sie als Zeichen, daß ich meinen Schutz über das Land breite, wie die Flügel des Drachen.«
    »Wenn du das tust«, flüsterte

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