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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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weigert dieser Gott sich, mir seinen Namen zu verraten, und ich nenne ihn deshalb Gott ohne Namen oder kurz GON. Er ist, wie soll ich sagen, eigensinnig. Er liebt es, mir in unterschiedlichen Formen zu erscheinen, mit denen er auf künftige Ereignisse hinweisen will, und er spricht oft in Rätseln, die ich nicht zu lösen vermag. Und so bin ich jetzt nicht nur Schreiber, sondern dazu noch Prophet, auch wenn mir dieser Beruf immer noch sehr fremd ist.
    Nach einigen Anfangsschwierigkeiten gab uns GON sechs Gebote, nach denen wir leben sollten, und damit unser Gott immer unter uns sein kann, fertigte unser Karrenbauer Schedrach für ihn einen kleinen hölzernen Schrein als Wohnstatt. Jetzt steht dieser Schrein in meinem Zimmer. Doch zurück zu unserer Reise, besser gesagt Flucht.
    In der Stadt Sauti stießen weitere Menschen zu unserer Karawane: Die nubische Prinzessin Kalala mit ihrem Leibwächter Tafa, der Sänger El Vis aus Memphis und ein Prophet namens Nostr'tut-Amus, der sich uns mit der Begründung anschloss, endlich einmal eine erfüllte Prophezeiung erleben zu wollen.
    In Sauti kam es zu einer wahren Nacht des Todes, in der alle Erstgeborenen starben, egal ob Mensch, ob Vieh. Mit Hilfe von GON wurden wir von dieser Katastrophe verschont.
    Später konnten wir in Krokodilopolis die Sache mit Raffim und dem Ankh bereinigen und hatten dadurch, GON sei Dank, wenigstens die meisten ägyptischen Götter vom Hals. Allerdings lief ich unter den Pyramiden von Gizeh dann Osiris in die Arme, und er war nicht sehr freundlich zu mir. Er warf uns schlichtweg aus Ägypten, und der Pharao, den ich kurz darauf traf, bestärkte diesen Rausschmiss. Vor allem mit seiner Ritualaxt, die er über meinem Kopf schwang.
    Ich hatte von Anfang an gesagt, wir sollten schnell und diskret über das Rote Meer verschwinden, aber Raffim und die anderen bestanden ja darauf, die Wunder Ägyptens zu sehen.
    Als wir endlich dem Land den Rücken gekehrt hatten, kam uns auf dem Sinai ein Riesenzug von Hyksos gefährlich nahe. Sie standen unter der Führung eines gewissen Moses und waren äußerst unfreundlich und militant. Doch wieder half uns GON, und wir konnten eine direkte Begegnung mit diesen Leuten um Haaresbreite vermeiden.
    Bald darauf erreichten wir Gaza, und von dort aus reiste ich zu Euch nach Jericho, wo Ihr so freundlich wart, mir die Herkunft meines Volkes zu verraten.
    Nun bin ich am überlegen, ob ich nicht doch noch Euer großzügiges Angebot annehmen soll, als Schreiber in Eurer Stadt zu arbeiten, falls denn die Stelle noch offen ist. Bitte gebt mir möglichst bald durch Boten Bescheid, da ich ernsthaft in Erwägung ziehe, Byblos zu verlassen.
     

     
    Ich küsse die Erde vor meinem Herrn und neige mein Haupt vor Euch, edler Elias, und bitte Euch, Rachel von ganzem Herzen von mir zu grüßen
     
    Euer ergebener, treu verbundener Seshmosis, Schreiber zu Byblos
     

Im Reich der Lebenden
und der Toten
     
    Hephaistos hielt seinem Vorarbeiter einen Donnerkeil direkt vors Gesicht. »Das kannst du besser, Rundauge!«, tadelte der göttliche Schmied den Kyklopen. Doch bevor dieser antworten konnte, öffnete sich knarrend das riesige Eisentor zur Schmiede, und gleißendes Licht fiel in den sonst düsteren Raum. Schlagartig verstummten alle Geräusche. Geblendet blinzelte Hephaistos zum Tor und sah den Umriss eines Mannes, der kurz darauf aus dem Gegenlicht trat: Helios, der Sonnengott.
    Hinter ihm wuchteten einige Gestalten einen zweirädrigen Wagen in die Werkstatt.
    »Ich grüße dich, mein lieber Hephaistos! Ich brauche deine Hilfe. Bei der letzten Sonnenfinsternis kam mein Himmelswagen dem Mond zu nahe und holte sich einige Kratzer. Vielleicht ist auch die Achse verbogen, aber mit technischen Dingen kenne ich mich nicht aus. Dafür haben wir ja dich.«
    Hephaistos grummelte vor sich hin. Die ganze olympische Göttersippe hatte von Technik keine Ahnung und ruinierte alles, was sie in ihre Finger bekam. Laut sagte er: »Kein Problem, Helios, das bekomme ich schon wieder hin.«
    »Fein, fein, mein Lieber. Aber da gibt es noch etwas, über das ich mit dir reden wollte.«
    Er sah sich bedeutungsvoll um, bevor er Hephaistos beiseite zog, damit die neugierigen Kyklopen das Gespräch nicht mithören konnten.
    Dann fragte er mit verschwörerischem Unterton: »Weißt du eigentlich, dass Ares gerade deiner Gemahlin Aphrodite beiwohnt? Und das nicht zum ersten Mal.«
    Hephaistos war wütend. Und enttäuscht. Er sah sich in seinen schlimmsten

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