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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagte
Mandel in väterlichem Ton. »Das ist die Polente.«
    »Alle beide?« In den blaßblauen Augen des Jüngeren lag unverkennbar Verachtung.
»Meinst du, wir haben tatsächlich die gesamte Polizeimacht dieses Kuhdorfs hier
im Zimmer?«
    Er war noch keine Dreißig,
schätze ich, während ich ihn aufmerksam betrachtete. Sein dichtes schwarzes
Haar war kurz geschnitten und sein gebräuntes Gesicht zu einem permanenten
verächtlichen Grinsen verzogen. Der Zweihundertdollaranzug war so geschnitten,
daß er die massigen Schultern und die schmale Taille betonte; er war jemand,
der sich auffällig anzog; und daß er ein arroganter Tropf war, hatte er bereits
bewiesen. Ich fragte mich, wozu ein Künstler wie Herb Mandel wohl Pistoleros brauchte, und erinnerte mich dann plötzlich an
den Nachtwächter im Krankenhaus.
    »Wo waren Sie gestern abend ?« fragte ich Mandel.
    »Ich habe gepokert«, antwortete
er gelassen. »Warum, Lieutenant?«
    »Wie lange hat das Spiel
gedauert?« fragte ich.
    »Es fing gegen zwanzig Uhr an.«
Er überlegte einen Augenblick. »Ich bin nicht sicher, wann wir genau Schluß
machten, aber es war kurz nach ein Uhr heute früh, Lieutenant.«
    »Wo fand das Spiel statt?«
    »In der Wohnung eines
Freundes.« Er wies mit dem Kopf auf das auf dem Bettrand sitzende Paar.
    »Wollen Sie mich nicht Ihren
Freunden vorstellen, Herb?«
    »Doch, selbstverständlich,
Lieutenant.« Er wies mit der Hand in ihrer Richtung. »Das sind meine guten
Freunde Sam Fletcher und seine Frau Josie.«
    Der Mann sah aus wie ein
überdimensionales Erdeichhörnchen. Sein dünnes Gesicht, das in lächerlichem
Kontrast zu seinem kurzen dicken Körper stand, zeigte ein erschreckendes
Beispiel für die schrecklichen Resultate, die so oft aus ungewollter
Elternschaft entstehen. Die lange rasiermesserscharfe Nase ließ den kleinen
Mund mit den schlaffen Lippen noch kleiner wirken; seine trüben Augen saßen allzueng beieinander unter der fliehenden Stirn. Er sah
außer einem überdimensionalen Erdeichhörnchen auch noch etwas anderem ähnlich,
aber ich kam im Augenblick nicht darauf.
    Seine Frau Josie war eine
dunkelhaarige Schönheit mit einem exotischen Gesicht, das mich an das Fleisch
irgendeiner tropischen Frucht erinnerte, reif und bereit, gepflückt zu werden.
Sie trug ein enges seidenes Kleid, das ein Durcheinander von grellem Rot und
Braun war und sich mit zäher und enthüllender Zärtlichkeit um die vollen Brüste
schmiegte.
    »Herb hat Ihnen gerade die
reine und kristallklare Wahrheit gesagt, Lieutenant«, bestätigte Fletcher mit
winselnder Stimme. »Wir haben ihn und Marvin gestern abend zu einem Pokerspiel zu uns gebeten, ganz wie er gesagt hat.«
    Ich blickte auf den arroganten
jungen Strolch mit den bösartigen Augen. »Marvin?«
    »Lucas — Marvin Lucas — Lieutenant!« Seine Stimme ließ das letzte Wort wie etwas Obszönes klingen. »Klar, war ich
dort, ich habe die ganze Nacht gespielt.«
    »Wie steht es mit Ihnen, Mrs. Fletcher?« Ich richtete meinen Blick wieder auf die
atemberaubende Dunkelhaarige.
    Sie schlug sorglos die Beine
übereinander, so daß sich das Seidenkleid ein wenig nach oben verschob und ein
rundes Knie mit Grübchen enthüllte. »Ich war auch da«, sagte sie gleichmütig.
    »Lieutenant«, brummte Polnik , »für wie dumm halten die uns eigentlich?«
    Ich zuckte die Schultern und
spürte dann einen plötzlichen Krampf in der Magengegend, eine Art
psychosomatische Warnung, daß mir die Antwort auf diese Frage nicht zusagen
würde. Das kristallklare Zukunftsbild, das vor mir entstand, zeigte mit
deprimierender Klarheit, was innerhalb eines Gerichtssaals erfolgen würde. Ich
bezeugte für die Staatsanwaltschaft, daß Herb Mandel ein bekannter und
bewährter Safeknacker mit langjähriger Erfahrung im
Umgang mit Sprengstoffen war. Der Safe in Wolfes Büro war aufgesprengt worden,
und daraus ließ sich schließen, daß Mandel der Täter gewesen war. Weiterhin war
Marvin Lucas ein schießfreudiger Strolch, ein Freund Mandels ,
und daraus ließ sich schließen, daß er den Nachtwächter zusammengeschossen
hatte. Dann rief die Verteidigung die vier in den Zeugenstand, und einer nach
dem anderen sagte aus, daß sie alle vergnügt in Fletchers Wohnung gesessen und
Poker gespielt hätten. Bei dem Gedanken, was das offensichtliche Ergebnis sein
mußte, zuckte ich zusammen.
    »Möchten Sie gern sonst noch
etwas wissen, Lieutenant?« fragte Mandel in ernstem, höflichem Ton.
    »Eine Menge.« Ich lächelte

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