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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich hölzern.
    Ihre volle Unterlippe wölbte
sich voller Widerwillen nach außen. »Sie dreckiger, stinkender Polyp — warum
können Sie Sam nicht einmal für eine Minute in Ruhe lassen?«
    Wenn sie wütend war, wie im
Augenblick, war sie irgendwie sogar noch schöner. Die schwache Farbe, die ihr
dann in die sonst blassen Wangen stieg, zusammen mit dem zornigen Funkeln in
den dunklen Augen, ließ sie noch aufregender erscheinen. Ihr weiches,
wirbelndes samtschwarzes Haar bildete einen herausfordernden Kontrast zu der
gespannten Lebhaftigkeit auf ihrem Gesicht.
    Sie trug eine weiße Seidenbluse
mit einem Muster schwarzer Blätter, die befriedigt über die stolze Wölbung
ihrer vollen Brust zu fallen schienen, und enge schwarze Baumwollhosen mit
eingewebten Silberfäden, die über ihre Stundenglashüften und die elegant
geformten Beine Amok liefen. Ich konnte nicht aufhören, mich darüber zu wundem,
wie so ein prachtvolles Mädchen wie Josie jemals einen Kriecher wie Sam
Fletcher hatte heiraten können.
    »Entschuldigung!« Ich schob
mich an ihr vorbei in den Korridor und ging ins Wohnzimmer.
    Die drei, die sich dort
aufhielten, starrten mich in düsterem Schweigen an, als wäre ich etwas, was die
Gesundheitsbehörde vor drei Wochen zu verbrennen vergessen hatte.
    »Überraschung, was?« sagte ich
kalt.
    Josie ging an mir vorbei zur
Couch, setzte sich neben ihren Mann auf die Armlehne und preßte sich mit
beschützender Geste an ihn. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und zündete mir
eine Zigarette an.
    »Na?« fuhr mich Josie plötzlich
an. »Sagen Sie schon was, Lieutenant! Oder sind Sie nur gekommen, um die
Aussicht zu bewundern?«
    »Diese Aussicht hier?« Ich
blickte der Reihe nach auf die drei Männer und dann wieder auf sie. »Sie machen
wohl Spaß?«
    »Der Lieutenant ist ein
Komiker«, sagte Marvin Lucas mit dünner Stimme. »Vielleicht sollte er zum
Fernsehen gehen. Findest du nicht auch, er sollte zum Fernsehen gehen, Sam?«
    Fletchers Mund verzog sich zu
einem nervösen Grinsen. »Warum nicht?« gurgelte er.
    »Und du, Herb?« bohrte Lucas
weiter. »Was meinst du?«
    »Marvin!« Mandel blinzelte ihm
durch die schweren quadratischen Brillengläser wie eine Eule zu. »Du solltest
zu dem Lieutenant nicht unhöflich sein.«
    »Euer Trio sollte im Fernsehen
auftreten«, sagte ich gelassen. »Eine Einbrecherbande, die als Team arbeitet,
wäre mal was Neues. Vielleicht könntet ihr mal was ganz Besonderes aufziehen.
Herb könnte das gesamte Studio mit ein wenig übriggebliebenem Nitroglyzerin,
das er in seinen Hosentaschen gefunden hat, in die Luft sprengen — und dann
könnte Marvin vielleicht ein paar Studioangestellte in den Rücken schießen. —
Und Sam?« Ich machte eine Pause, um das Problem für ein paar Sekunden zu
überdenken. »Sam könnte vielleicht einen Kanarienvogel imitieren.«
    »Quatsch!« winselte er. »Was
sollen die blöden Witze?«
    »Sie haben wirkliches Talent,
Sam«, erklärte ich ihm. »Ich habe Ihnen nun schon fünf Tage lang erzählt, daß
Sie demnächst wirklich erstklassig singen werden.«
    »Was ist eigentlich los?«
fauchte Lucas. »Hat man die Irrenhäuser aufgemacht?«
    »Wir sind hier in einem kleinen
Nest, Marvin«, sagte Herb Mandel in beruhigendem Ton. »Diese Besuche geben dem
Lieutenant Gelegenheit, die langen Tage auszufüllen, nehme ich an. Es wäre dir
doch auch nicht recht, wenn er die ganze Zeit draußen auf der Straße
herumsitzen müßte.«
    »Ich weiß schon, was ich mit
dem Lieutenant gern tun würde«, sagte Lucas verächtlich.
    »Ach, die Frage hätte ich
beinahe vergessen.« Ich schnippte laut mit den Fingern. »Haben Sie eigentlich
schon jemals jemanden erschossen, der Ihnen das Gesicht zugewandt hat, Marvin?«
    »Nehmen Sie ja den Mund nicht
zu voll«, sagte er bösartig, »sonst werde ich vielleicht...«
    »Laß dich vom Lieutenant nicht
in Harnisch bringen, Marvin«, sagte Mandel in tolerantem Ton, »genau das möchte
er nämlich.«
    »Alles, was ich möchte, ist,
Sam singen zu hören, nur ein einziges Mal«, sagte ich und grinste Fletcher an.
»Und das wird er auch tun! Er hat einfach nicht genügend Mumm, und das wißt ihr Jungens ja auch. Vielleicht hat Sam euch den Tip für den Einbruch gegeben, und ihr fühlt euch ihm
verpflichtet, aber das bedeutet noch nicht, daß er euch gegenüber dieselbe
Loyalität empfindet.« Ich blickte Lucas offen an. »Ich habe Sam bereits in der
Ecke, und er hat nur einen Ausweg — das weiß er.«
    Lucas starrte mich

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