Die Nymphe Eva
genossen.«
»Das
habe ich bemerkt«, sagte ich bitter. »Vor allem diese zweite Flasche
importierten Champagners, auf der du bestanden hast, um das Ende der ersten zu
feiern.«
»Es
war traumhaft!« sagte sie verträumt.
»Wie
ein Alptraum«, pflichtete ich bei.
Ich
sah verdutzt zu, wie sie sich auf alle viere niederließ und unter die Couch
spähte.
»Bei
mir sind von der letzten Party keine Gäste mehr übriggeblieben«, sagte ich.
»Falls du nämlich danach Ausschau halten solltest.«
»Ich
habe nur nachgeschaut.« Sie blickte zu mir empor und lächelte nervös. »Bei den
beiden letzten Malen tauchten immer funkelnagelneue Leichen auf. Ich dachte,
vielleicht kannst du schlecht gegen solche Angewohnheiten an?«
»Es
sind bestimmt keine Leichen hier«, versicherte ich ihr. »Wie war’s mit etwas zu
trinken?«
»Das
scheint mir eine wundervolle Idee«, sagte sie und streckte sich auf der Couch
aus. Das brachte das schwarze Chiffonkleid in einer Weise zur Geltung, wie es
der Modeschöpfer sich in kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatte.
Ich
ging in die Küche hinaus und goß die Drinks ein, brachte sie ins Wohnzimmer
zurück und fand dort Eve vor, die das HiFi -Gerät
untersuchte.
Ich
ging zum Plattenständer, nahm eine brandneue Platte heraus und legte sie auf.
»Das Badezimmer ist gleich dort drüben, Süße«, sagte ich.
Sie
starrte mich an, als ob ich zwei Köpfe hätte.
»Ich
dachte nur, du bedürftest vielleicht einer Dusche«, sagte ich und erbleichte ob
des wütenden Ausdrucks in ihren Augen. »Ich meine«, korrigierte ich mich
hastig, »das Badezimmer ist der einzige Ort, in dem es eine Duschvorrichtung
gibt und wo du dich innerhalb der Wohnung bis auf die Haut durchnässen kannst,
während draußen der Sturm tobt. Ich kenne mich in der Walkürenetikette nicht recht aus: Muß sie triefend naß sein, bevor sie
ihren Helden wählt?«
»Was?«
In ihren türkisfarbenen Augen funkelte es auf, und ihre volle Unterlippe wölbte
sich herausfordernder vor als vorher. »Wovon sprichst du, Al?«
»Ein
Sturm zieht auf«, sagte ich feierlich.
»Wo?
In Omaha?«
»Hör
zu!«
Ich
stellte das HiFi -Gerät ein, und gleich darauf ließ
die unheimliche Majestät von Richard Wagners Walkürenritt die gesamten Wände mit den Lautsprechern donnern und ehrfurchtsvoll beben.
Eva lehnte sich mit geschlossenen Augen auf der Couch zurück.
»Al«,
sagte sie nach einer Weile leise, »du bist nicht nur ein Held, du bist auch ein
Genie, was Improvisationen anbelangt. Wohin geht es zu der Dusche?«
Fünf
lange Minuten lauschte ich allein auf die sturmtosende Musik, die mir in die
Ohren krachte und donnerte, und dann erschien plötzlich eine Vision auf der
Türschwelle. Eine triefend nasse, völlig unbekleidete Walküre stand dort und
blickte mich mit glänzenden Augen an.
»Dann
los, Held!« sagte sie mit heiserer Stimme. »Dreimal um die Couch herum und der
Sieger kriegt alles!«
ENDE
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