Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
vielleicht nicht«, schnaubte er. »Aber mir auf jeden Fall!« Und noch ehe Alannah etwas erwidern konnte, setzte er über die Balustrade hinweg und sprang hinab in das mit unermesslichen Reichtümern gefüllte Rund.
»Nein, Corwyn!«, rief Alannah entsetzt. »Tu das nicht! Dieser Schatz ist verflucht, er wird dir kein Glück bringen!«
»Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du uns hierher geführt hast«, entgegnete der Kopfgeldjäger kaltschnäuzig. Der gierige Glanz in seinen Augen war zu einem lodernden Feuer geworden.
»Was habe ich nur getan?«, flüsterte Alannah mit bebenden Lippen – um im nächsten Moment von Rammar und Balbok ausgelacht zu werden.
»Das sieht euch Elfen ähnlich«, tönte Rammar. »Zuerst eine große Klappe haben und dann die Reumütige spielen! Aber nun ist es zu spät, Elfenweib. Was du getan hast, hast du getan. Du hast jetzt deine Wahrheit, und wir haben den Schatz.«
Und damit setzten auch er und Balbok über die Balustrade, landeten auf glänzenden Münzen und funkelnden Edelsteinen und federten in den Knien ab. Dann sprang Rammar unter irrsinnigem Gelächter umher, riss mal ein juwelenbesetztes Schwert hervor, jonglierte mit faustgroßen Smaragden oder badete in Goldmünzen. Auch Balbok freute sich und grinste übers ganze Gesicht – schon allein deshalb, weil sich sein Bruder freute. Dass diejenige, die sie zum Schatz geführt hatte, dem Zusammenbruch nahe war, kümmerte weder die Orks noch den Kopfgeldjäger.
»Was habe ich nur getan?«, flüsterte Alannah immer wieder. »Was habe ich nur getan …?«
Corwyn war kaum wiederzuerkennen, Balbok stand breit grinsend und mit gierig funkelnden Augen da, und Rammar war völlig außer Rand und Band. Innerhalb von Augenblicken hatte der Schatz allen dreien den Verstand geraubt, ihr ganzes Streben richtete sich darauf, ihn zu besitzen.
»Sieh dir das an, Balbok!«, rief Rammar, während er einen Haufen Goldmünzen in die Luft warf und sie sich auf Kopf und Schultern prasseln ließ. »Wer braucht noch Girgas' Schädel, wenn er solche Schätze zurück ins bolboug bringen kann? Graishak wird vor uns am Boden kriechen und um Gnade winseln, wenn er …«
Der feiste Ork unterbrach sich, als plötzlich etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregte – es war die Elfenkrone, die umgeben von blauem Licht über dem Schatz schwebte. Mehr noch als alle anderen Reichtümer, die die Elfen zusammengetragen hatten, schlug ihn dieses Kleinod in den Bann, und eine Gier, wie selbst er sie noch nie verspürt hatte, erwachte in ihm. Dies und nichts anderes wollte er besitzen!
Ein irres Lodern in den Augen ging er daran, den mittleren Goldberg zu besteigen, über dem die Krone schwebte. Das war alles andere als einfach, weil er in den goldenen Münzen, Kelchen, Tellern und Schmuckstücken immer wieder nach unten rutschte. Auf allen vieren musste er nach oben krabbeln.
Weder Corwyn, der sich die Taschen mit Münzen voll stopfte, noch Balbok, der den Bogen geschultert hatte und seine Klauen mit goldenen Ringen verzierte, schenkten ihm Beachtung – einzig Alannah sah, was die Stunde geschlagen hatte.
» Neeeiiin !«, rief sie in einem Ausbruch blanken Entsetzens. »Das nicht! Nicht die Elfenkrone!«
»Warum nicht?«, rief Rammar zurück und lachte meckernd. »Eine Krone wollte ich schon immer mal tragen. Ich bin sicher, sie steht mir gut zu Fratze.«
»Nur der Auserwählte darf nach der Krone greifen!«, rief Alannah, und ihre Stimme überschlug sich fast. »Wer sie berührt, ohne dazu ausersehen zu sein, den trifft der Fluch von Tirgas Lan!«
»Ha!«, stieß Rammar hervor und schüttelte den Kopf. »Du machst mir keine Angst mehr, Elfenweib! Was faselst du da von Schicksal und Auserwählten? Hast du vergessen, dass es mir gelungen ist, die Tore zu öffnen? Ich bin der Auserwählte!«
Die Worte lauthals brüllend, erklomm Rammar den Gipfel des Schatzberges und streckte seine kurzen Finger nach der Krone aus. Er erreichte sie nicht und musste den saparak zur Hilfe nehmen, um sie sich zu angeln. Aber dann hielt er sie in seinen Klauen und schwenkte sie triumphierend über dem Kopf.
»Nein!«, ächzte Alannah verzweifelt.
»Ich hab sie!«, schrie Rammar laut und hohnlachend. »Seht alle her – ich bin der König des Elfenreichs. Von jetzt an müsst ihr alle vor mir zittern, denn Rammar der Rasende wird der Gefürchtetste aller Herrscher sein!«
Mit diesen denkwürdigen Worten setzte er sich die Elfenkrone aufs Haupt, die zuletzt die
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