Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
öffnen. – Los, worauf wartet ihr?«, wandte er sich an die Orks. »Jetzt könnt ihr beweisen, ob ihr die Auserwählten seid oder nicht.«
»Was soll das heißen?«, zischte Alannah. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass …?«
»Was ich glaube ist einerlei. Tatsache ist, dass es den Unholden gelungen ist, das Große Tor zu öffnen. Ob es die Vorsehung war, die sie dazu befähigt hat, oder ob sie einfach mehr Glück als Verstand haben, weiß ich nicht. Aber ich will sehen, was sich hinter diesen Toren befindet.«
Rammar und Balbok verständigten sich mit einem schnellen Blick, dann schritten sie gemeinsam auf die mittlere der Pforten zu. Rammar ließ sich dabei Zeit und genoss es, dass der Mensch und die Elfin auf sie angewiesen waren. Theatralisch breitete er die Arme aus und murmelte einige zusammenhanglose Worte in der Orksprache, die zwar keinen Sinn ergaben, der Sache jedoch mehr Gravität verliehen.
Balbok und er legten gleichzeitig ihre Klauen auf das Tor – und tatsächlich, blaues Licht flammte auf und hüllte sowohl das Metall als auch die beiden Orks ein!
Im nächsten Moment hob sich nicht nur jene Pforte, auf die Rammar und Balbok ihre Klauen gelegt hatten, sondern auch die anderen, die in die Wand eingelassen waren.
»Das kann nicht sein!«, rief Alannah in einer Mischung aus blankem Entsetzen und fassungslosem Staunen.
Aber es war so. Mit lautem Knirschen, das verriet, dass sie sich seit einem Zeitalter nicht mehr bewegt hatten, schoben sich die gepanzerten Platten in die Decke. Da Rammar der Kleinste der seltsamen Truppe war, konnte er als Erster sehen, was sich jenseits der Tore befand – und er stieß einen heiseren Schrei aus.
»Oir!«, rief er laut. »Orchgoid! Smarachg'hai!«
Und noch ehe Corwyn oder irgendjemand sonst etwas unternehmen konnte, war der dicke Ork schon unter dem sich öffnenden Tor hindurch und auf die andere Seite gehuscht, wo er noch lauter und aufgeregter schrie.
Balbok bückte sich und folgte ihm, und auch die Elfin und der Kopfgeldjäger schlüpften unter dem Tor hindurch, sobald die Öffnung groß genug für sie war. Was sie auf der anderen Seite erwartete, überstieg ihre kühnsten Träume.
Sie gelangten auf eine steinerne Plattform mit einer Balustrade – und jenseits davon erstreckte sich eine riesige Halle, deren halbrunde Kuppel so gewaltig war, das die gegenüberliegende Seite vom Licht der Fackeln nicht erhellt wurde. Dazwischen häuften sich – die Gefährten trauten ihren Augen nicht – bergeweise Gold, Silber, Edelsteine und Geschmeide, dass es im Fackelschein glitzerte und gleißte. Die Schätze des Elfenreichs breiteten sich vor ihnen aus: goldene Truhen, die bis zum Rand gefüllt waren mit Juwelen, Smaragden und blitzenden Diamanten; Rüstungen und Helme aus purem Silber, das im gelben Schein der Fackeln glänzte; herrlich geschmiedete Äxte und Schwerter, deren Griffe mit Edelsteinen besetzt waren; ein Streitwagen aus purem Gold und mit Rädern aus Silber; goldene Standbilder und Büsten, dazu kunstvoll geformte Schmuckstücke, Vasen, Kelche, Teller …
All dies schwamm auf einem unermesslich tiefen Meer aus Münzen verschiedenster Währungen und Epochen; auch Zwergenmünzen waren darunter – Tributzahlungen, die die Bewohner des Scharfgebirges einst an den Elfenkönig entrichtet hatten. Am meisten jedoch nahm Rammar der Anblick der juwelenbesetzten goldenen Krone gefangen, die über dem Gipfel des zentralen Schatzberges schwebte, von nichts in der Luft gehalten als einem Schaft blauen Lichts, der durch eine Öffnung im Zenit der Kuppel in die Halle fiel.
»Die Krone Sigwyns!«, flüsterte Alannah. »Sie wartet hier auf den Auserwählten. Also ist es wahr. Es ist alles wahr …«
»Unglaublich …«, kommentierte Gorwyn mit heiserer Stimme. »Warum, in aller Welt, haben deine Leute diese Schätze nicht mitgenommen, als sie Tirgas Lan verließen?«
»Weil Blut an diesen Reichtümern klebt«, antwortete Alannah leise, die selbst für eine Elfin merklich blass geworden war. Allmählich begriff sie, dass sie nicht nur das Geheimnis verraten hatte, das zu hüten ihre Bestimmung gewesen war, sondern auch die letzten dreihundert Jahre ihres Lebens. »Meine Ahnen waren zu der Überzeugung gelangt, dass der Besitz von Gold und Silber die Sterblichen nur verdirbt. Ihnen ging es nicht darum, sich zu bereichern.«
Corwyn warf ihr einen Blick von der Seite zu – und dann ging ein Ruck durch seine breitschultrige Gestalt. »Ihnen
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