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Die Orks - Blutjagd - Nicholls, S: Orks - Blutjagd - Orcs - Bad Blood (3): Inferno

Die Orks - Blutjagd - Nicholls, S: Orks - Blutjagd - Orcs - Bad Blood (3): Inferno

Titel: Die Orks - Blutjagd - Nicholls, S: Orks - Blutjagd - Orcs - Bad Blood (3): Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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Straßen. Teilweise tat sie dies, um die Stimmung in der Stadt zu erkunden, vor allem aber war sie auf der Suche nach Opfern, wenn sie sich nähren musste. Sie ging stets allein aus, denn
sie war sicher, dass sie mit ihren Kräften alles bezwingen konnte, was in der nächtlichen Stadt drohen mochte, auch wenn es einige Zeitgenossen gab, die sie liebend gern ermordet hätten, wenn sich nur die Gelegenheit geboten hätte.
    Wie so oft zog es sie in ein Elendsviertel. Dort gab es viele Einwohner, die niemand vermissen würde. Unangenehm war nur, dass sich ihr immer wieder Männer aufdrängten und sie belästigten. Die meisten wandten sich ab, sobald Jennesta den Blick auf sie richtete. Die Beharrlichen bekamen die magische Kunst zu schmecken und blieben verletzt zurück, sofern nicht noch Schlimmeres geschah. Die Hexe ließ sich jedenfalls nicht beirren.
    Als sie durch eine Straße lief, in der es offenbar nichts außer Schenken und Bordellen gab, erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Es war ein Mann, der ein Stück vor ihr ging. Genau wie sie trug er eine Kapuze. Von hinten konnte sie nicht ganz sicher sein, glaubte aber seine Gestalt und den Gang zu erkennen, obwohl er leicht humpelte. Gewiss hatte sie sich geirrt, doch ihre Neugierde war geweckt, und so entschloss sie sich, ihm zu folgen. Er bemühte sich sehr, im Schatten zu bleiben. Sie tat es ihm gleich.
    Nachdem sie ihn eine Weile durch belebte Straßen verfolgt hatte, erreichten sie ein ruhigeres, aber nicht minder heruntergekommenes Viertel. Irgendwann wurde der Mann langsamer und drehte sich um. Zum Glück konnte Jennesta sich in einen überdachten Hauseingang
drücken. Im Schatten einer bröckeligen Säule stehend, konnte sie einen raschen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Es war schmaler als bei ihrer letzten Begegnung, und er wirkte erschöpft. Doch es gab keinen Zweifel.
    Gewöhnlich ließ sich Jennesta durch nichts aus der Ruhe bringen. Dies war eine der seltenen und bemerkenswerten Ausnahmen. Die Überraschung wich jedoch schon bald einer kalten Wut.
    Anscheinend hatte ihr Vater sie nicht bemerkt, denn er ging weiter. Sie folgte ihm mit noch größerer Vorsicht. Er führte sie tiefer in das Elendsviertel hinein. Hier lauerten finstere Gestalten, doch Vater und Tochter strahlten etwas aus, das die nächtlichen Unholde beunruhigend fanden, und blieben unbehelligt. Aus den Straßen wurden Wege und schließlich gewundene Gassen. Endlich erreichten sie eine Schmiede mit einigen zugehörigen Ställen. Die Gebäude waren baufällig und vermutlich verlassen. Ihr Vater blieb am Seiteneingang stehen und sah sich über die Schulter um. Jennesta hatte sich gut versteckt. Dann stieß er die Tür auf, huschte hinein und schloss sie leise hinter sich.
    Sie harrte noch einen Augenblick aus. Es war keine Frage, dass sie etwas unternehmen würde. Die Frage war nur, wie sie vorgehen sollte. Nach der letzten Begegnung mit ihrem Vater lag es nahe, den Helixorden und militärische Kräfte zu rufen. Allerdings war es gut möglich, dass er längst verschwunden wäre, wenn sie endlich auftauchten. Andererseits wirkte er lange nicht
mehr so robust wie früher und war vielleicht für sie ein leichter Gegner. Natürlich konnte sie nicht wissen, wer dort drinnen bei ihm war. Am Ende überwogen die Wut auf ihn und die Rachsucht alle anderen Überlegungen. Sie schlich weiter.
    Die Tür war nicht abgeschlossen und ging sofort auf. Drinnen führte ein kurzer Flur zu einer zweiten Tür, die ein Stück offen stand. Leise huschte sie den Gang hinunter und spähte durch den Spalt in eine Art Scheune, an deren Seiten Standplätze für Pferde abgeteilt waren. Alles wirkte verlassen. Vor ihr lagen zundertrockene Heuballen. Sie schlich hinüber und versteckte sich dahinter.
    Jetzt hörte sie auch Stimmengemurmel. Hier drinnen gab es kaum Licht, aber immerhin konnte sie zwei Gestalten erkennen. Einer der beiden war ihr Vater, der andere war viel jünger, eigentlich noch ein Bursche, der einen erstaunlichen roten Haarschopf und Sommersprossen hatte. Wie Seraphim trug auch er keine sichtbare Waffe. Die beiden führten ein ernstes Gespräch. Seraphim griff in die Tasche, nahm ein Amulett heraus und gab es dem Jungen. Dieser starrte es einen Moment an, legte sich die Kette um den Hals und verstaute den Anhänger unter dem Hemd. Dann redeten sie weiter. Jennesta blieb in Deckung und schlich näher heran, bis sie lauschen konnte.
    Seraphim hatte gerade die Hand gehoben, um den Jungen zu unterbrechen.

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