2256 - Bahnhof im Weltraum
Bahnhof im Weltraum
Auf dem Weg nach Magellan – der Tod geht um in MORGENROT-5
von Thomas Ziegler
Die Erhöhung des Hyperphysikalischen Widerstands hat alle galaktischen Zivilisationen bis ins Mark getroffen.
Doch binnen eines Jahres sind bereits Tendenzen zu erkennen, wie Terraner, Arkoniden und andere Sternenvölker mit der neuen Situation fertig werden: Die Rückbesinnung auf vorgeblich veraltete Technologien und die Erforschung neuer Möglichkeiten sind dabei die beiden beschrittenen Wege.
Viel mehr Sorgen bereitet es mittlerweile, dass über sieben Millionen Jahre alte Anlagen ausfallen, die dazu dienten, mehrere Sternhaufen aus dem Standarduniversum zu „entrücken".
Nun greift das, was dort lauerte, wieder nach der Milchstraße. Während die Terraner im Sternhaufen Jamondi zumindest noch Verbündete wie Gegner gleichermaßen trafen, stellt es sich mit dem Imperium Orbhon in der Großen Magellanschen Wolke schon anders dar.
Ein erstes terranisches Fernraumschiff ist auf dem Weg, um mehr über den mächtigen Gon-Orbhon herauszufinden.
Es kommt zu einer unheilvollen Begegnung - der Ort ist ein BAHNHOF IM WELTRAUM...
Die Hauptpersonen des Romans:
Cilia Perish - Eine Wartungstechnikerin sucht an Bord eines Weltraumbahnhofs ihren Geliebten.
Nigel Nesson - Cilias Supervisor erwartet Überstunden der besonderen Art.
Kantiran - Der so genannte Sternenbastard stellt sich zwischen Magellan und der Milchstraße einem Alptraum.
Grafer Gelber Jamamith - Ein Schiffbrüchiger hat seltsame Angewohnheiten.
1.
Der Hunger weckte ihn schließlich, die unermessliche Gier.
Er lag in der Sicherheit seines Verstecks, in wohltuender Dunkelheit, die ihn wie eine warme, flauschige Decke umhüllte, und spürte in sich das neue Leben wachsen, die Brut langsam heranreifen. Sie pochte und pulsierte, durchglühte ihn von Kopf bis Fuß, Fleisch von seinem Fleisch, das sich von ihm nährte, so, wie er sich von den Anderen nähren musste, die hier hausten, in der Mitte des Nichts, in der düsteren Leere zwischen den Galaxien, an dem Ort, den sie Weltraumbahnhof nannten.
Der Hunger schnitt wie ein Messer durch seinen Leib.
Er schlug die Augen auf, erschöpft und müde trotz des langen und tiefen Schlafes, und sah um sich herum, in den Schatten der Nacht, die Knochen der Anderen, die zuvor schon seinen Hunger gestillt hatten. Und er war dem Schicksal dankbar, dass es ihn hierher verschlagen hatte, zu den Anderen, die sich selbst als Menschen bezeichneten und so arglos waren, töricht in ihrer Gutmütigkeit und fügsam unter der Knute seines Willens.
Ein Seufzer durchlief seinen mächtigen, aufgeblähten Leib.
Der Hunger war stärker als je zuvor und verriet ihm, dass bald die Stunde schlagen würde, in der seine Brut schlüpfte, der große Moment, in dem er seine Bestimmung erfüllte und im Tode unsterblich wurde. Aber noch war es nicht so weit, noch musste er sich verbergen, an diesem stillen, abgeschiedenen Ort, in den tröstenden Armen der Dunkelheit.
Während er dalag und schnaufend atmete, dehnte er seinen Geist und durchmaß mit den Gedanken die Finsternis des Leerraums, in dem die Bewusstseine der Anderen wie Sterne leuchteten, durch die winzigen Lebensfunken der Relais miteinander und mit ihm verbunden. Er war der Herr, sie waren die Sklaven. Dies war das Gesetz der Natur, das seit Ewigkeiten galt. Aber noch standen nicht alle der Anderen unter seiner Kontrolle, noch musste er vorsichtig sein, um sich und die Brut zu schützen, das werdende Leben in ihm zu bewahren.
Trotz des Hungers, der in ihm wühlte, der Gier, die ihn zur Maßlosigkeit verleiten wollte, musste er sich beherrschen.
Er betrachtete die Bewusstseine der Anderen, hörte das Raunen ihrer Gedanken und spürte die Flammen ihrer Gefühle, fremd und unverständlich, abstoßend in ihrer Intensität und Tiefe. Hoffnung, Liebe und Verdruss, Neid und Zorn, Hass und Schmerz, Reue und Verlangen, ein Panoptikum widerstreitender Emotionen, ein Cocktail aus übermächtigen Hormonen, von denen die Anderen in jeder Sekunde ihres erbärmlichen Lebens beherrscht wurden.
Voller Abscheu schreckte er zurück. Im Vergleich zu den Anderen waren seine Gefühle kalt und klar wie Eiskristalle, kein aufgewühltes Meer, sondern eine spiegelglatte See, durchsichtig bis zum Grund. Die Anderen waren wie Tiere, trotz ihrer intellektuellen Triumphe und ihrer wunderbaren Wissenschaft und Technik, die ihnen den Vorstoß in den
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