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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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nun mal nicht mit Neckermann Reisen zu verwirklichen. In der Abflughalle hatte uns ein Typ mit blondem Pferdeschwanz, Treckingsandalen und einem Seesack erwartet. Er war um die fünfzig, sonnengegerbt, mit einer Haifischzahnkette um den Hals, so eine Art Crocodile Dundee für Arme.
    »Ich bin Mexican Jungk Adventures«, hatte er sich vorgestellt. Na Klasse, ein Ein-Mann-Hippie-Betrieb. Er schüttelte Mimi die Hand. »Und du bist sicher M Punkt Pfaff. Mann, und ich dachte, du bist 'n Kerl.«
    »Ist das ein Problem für dich, Mex?«, hatte Mimi gefragt und ihm einen besonders hübschen Augenaufschlag gewidmet. »Ich darf doch Mex sagen, oder?«
    »Kein Problem, Süße!« Der Pferdeschwanz hatte ausgesehen wie ein Kind an Weihnachten. Hatte gedacht, er kriegt ein paarSocken, und jetzt war's auf einmal die tolle elektrische Eisenbahn ...
    »Du schickst mir alle zwei Stunden eine SMS, dass das mal klar ist«, schärfte ich Mimi zum Abschied ein und vergewisserte mich, dass Croco es auch hörte. »Und wenn ich nichts mehr von dir höre, schicke ich sofort eine Spezialeinheit los! Denk daran, du wirst per GPS von Satelliten überwacht.«
    Mimi umarmte mich. »Keine Sorge«, sagte sie. »Der ist harmlos.«
    Ich drückte sie fest an mich. »Nicht, dass du dich am Ende noch mit ihm zusammentust!«
    »Ich will nur Ronnie«, hatte Mimi gesagt. Dann war sie dem Adventure-Man durch die Absperrung gefolgt und aus meinem Blickfeld entschwunden.
    Bei mir war wieder die Jenseits von Afrika-Heulerei ausgebrochen. Ich hasste Abschiede. Ich hatte alle meine Lieben gerne immer um mich herum. Da konnte ich besser auf sie aufpassen.
    »Sie hätten eine Menge Geld sparen können, wenn Mimi früher gemerkt hätte, dass sie Ronnie doch noch liebt«, sagte Anne. »Überleg doch mal! Und was allein die SMS kosten, die sie dir die ganze Zeit schicken muss.«
    Gerade war wieder eine gekommen: »Hier gibt es eine Million Sternschnuppen. Alle Wünsche werden wahr. Küsse, Mimi.«
    »Sums, sums, sums! Wetten, dieser Mex füttert sie mit psychodelischen Pilzen?«, knurrte ich. »Ich rufe sie heute Abend noch mal an.«
    »Nach Mexiko! Das kostet doch ein Vermögen«, sagte Anne.
    »Ach, Anne!« Sie hatte ja keine Ahnung, wie viel Geld ich zur Zeit schon allein nach Menorca vertelefonierte. Wenn ich nicht jeden Tag die Stimmen meiner Kinder hörte, wurde ich wahnsinnig. »Kannst du denn nicht wenigstens mal eine Minute lang an etwas anderes denken als an Geld?«
    »Tu ich doch ständig. Wenn Hansjürgen mich anguckt, muss ich an Jo denken und daran, was wir miteinander getan haben«,sagte Anne. »Und dann werde ich feuerrot, und der Schweiß bricht mir aus. Hansjürgen muss nur zwei und zwei zusammenzählen, um mir auf die Schliche zu kommen.«
    »Ich glaube nicht, dass Hansjürgen merkt, dass du dich anders benimmst als sonst«, sagte ich und überlegte, wie ich Anne darauf aufmerksam machen konnte, dass ihr das grüne Kapuzensweatshirt überhaupt nicht gut stand, ohne sie zu kränken. »Wann hat er dich überhaupt das letzte Mal genauer angeschaut? Er ist doch sowieso nie zu Hause, und wenn, dann denkt er an seine Tiffany.«
    »Und ich denke an Jo«, seufzte Anne. »Das ist doch pervers. Was ist das für eine Ehe?«
    »Verlass ihn«, sagte ich und nahm mir die nächste Jeans vor. Wieder nichts.
    »Jo verlassen? Niemals. Ich liebe ihn«, rief Anne.
    »Ich meinte, Hansjürgen! Du sollst Hansjürgen verlassen.«
    »Aber dann sind wir alle beide völlig mittellos, Jo und ich.«
    »Armut ist relativ«, sagte ich und zog endlich Paschulkes Visitenkarte aus der Jeanstasche. Die Kneipe hieß »Bernhards Eck« und lag irgendwo in Köln-Mülheim. Na bitte. »Den Trockner dürftest du zum Beispiel mitnehmen. Hat Anton gesagt.«
    »Ich will wirklich nicht, dass du denkst, ich sei irgendwie nur materialistisch orientiert«, sagte Anne. »Aber es ist hart, sich vorzustellen, nur noch Brot vom Vortag kaufen zu können. Und den Kindern ein gemeinsames Zimmer zuzumuten. Wenn Jo in normaleren Verhältnissen leben würde, dann - ich weiß nicht -, dann würde ich es mich vielleicht trauen, Hansjürgen zu verlassen. Aber unter diesen Umständen muss es eben einfach eine geheime Affäre bleiben.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Na ja, manche finden das gerade aufregend.«
    »Aufregend ist es ja auch«, sagte Anne. »Aber nicht, wenn ich mir vorstelle, was passiert, wenn Hansjürgen dahinter kommt.«
    »Was passiert denn dann?«
    »Ich weiß es doch nicht. Ich hatte noch

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