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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Gepflogenheiten unter Wölfen denken. Möchtest du etwas abhaben?«
    Maerad starrte über seine Schulter hinweg und schenkte ihm keine Beachtung. Achselzuckend beendete er sein Mahl. Nachdem er den Topf gereinigt hatte, schaute er abermals zu der Wölfin. Sie lag am Rand des Kreises des Feuerscheins auf dem Bauch. Ihre mächtige Schnauze ruhte auf den Vorderpfoten, und sie beobachtete jede seiner Bewegungen. Ihre Ohren zuckten vor und zurück, abgesehen davon ließ sie keine Anzeichen von Unruhe erkennen.
    »Ich sorge mich, du könntest vergessen, dass du menschlich bist, wenn du zu sehr Wölfin wirst«, sagte Cadvan. »Ich weiß nichts von diesen Kräften. Hast du niemals Angst, du könntest vergessen, wie du wieder Maerad wirst?«
    Maerad stellte die Ohren auf, antwortete jedoch nicht. Ihr Blick kehrte sich nach innen, während sie über Cadvans Worte nachdachte. Seit mittlerweile einer Woche reiste sie in Wolfsgestalt. Die Fähigkeit, sich zu verwandeln, stellte einen Teil ihrer Gabe dar, einer Elementarkraft außerhalb des für Barden üblichen Rahmens, und sie wusste, dass Cadvan sich in ihrer Nähe nicht gänzlich wohlfühlte. Ihr menschliches Ich weilte in ihr, aber es stimmte, dass es umso ferner erschien, je länger sie in Wolfsgestalt blieb, wie ein Traum, den sie einst gehabt hatte. Dennoch wagte sie nicht, sich in das junge Mädchen zurückzuverwandeln, das sie eigentlich war - nicht so nahe bei den Bergen.
    Ich glaube nicht, dass ich es vergessen werde, sagte sie schließlich. Und selbst wenn, kann ich es jetzt nicht ändern. Der Winterkönig würde mich sofort finden. Cadvan nickte und schien etwas erwidern zu wollen, hielt sich jedoch zurück. Stattdessen fragte er Maerad, ob sie die erste Wache übernehmen würde. Seit dem Verlassen der ausgebrannten Ruinen Pellinors am Mittwintertag hatten sie eine beschwerliche Reise hinter sich, und Erschöpfung plagte ihn. Er wickelte sich in seinen Mantel und eine dicke Decke, um sich gegen den Frost der Nacht zu schützen, und schlief auf der Stelle ein.
    Maerad war müde, allerdings nicht auf unangenehme Weise, und die Kälte spürte sie überhaupt nicht. Sie schien zu dösen, schlief jedoch keineswegs: Ihren scharfen Sinnen entging weder die kleinste Bewegung eines Zweigs noch die winzigste Veränderung des Luftzugs. Sie dachte über Arkan nach, den Winterkönig, das Elementarwesen, das sie in seiner Bergfestung gefangen gehalten hatte und dem sie erst kürzlich entflohen war. Der Grund, weshalb sie nicht wagte, sich in ihre menschliche Gestalt zurückzuverwandeln, war weniger, dass sie Arkan fürchtete, sondern dass sie sich selbst nicht traute. Der Gedanke an ihn öffnete eine Leere in ihr, eine Mischung aus Furcht und Verlangen. Spräche Arkan ihren Namen, würde sie vielleicht selbst jetzt noch umkehren und zu ihm laufen. Sie verstand ihn nicht - wie die Berge selbst überstieg er ihren Verstand -, und sie mochte ihn nicht einmal; doch in ihr loderte etwas, das sie weder beherrschen noch verdrängen konnte. Vielleicht ging ihr Verlangen nach ihm auf das Elidhu-Blut zurück, das in ihren Adern floss und bewirkte, dass sie sich zu ihresgleichen hingezogen fühlte, und vielleicht rührte ihre Angst von ihrem menschlichen Selbst her. An dieser Stelle verlagerte sie ungeduldig das Gewicht. Sie empfand es stets als verwirrend, über ihre verschiedenen Persönlichkeiten nachzugrübeln.
    Es war einfacher, eine Wölfin zu sein.
    Die Nacht schritt voran. Maerad spürte herannahenden Regen, der vermutlich am nächsten Tag einsetzen würde. Dichte Wolken verhingen den Himmel, und weder der Mond noch die Sterne lockerten die völlige Schwärze auf. Das gedämpfte Feuer spendete kaum Licht, und selbst der spärliche Schein erhellte lediglich den sich kräuselnden Nebel, der sich zwischen den Baumstämmen sammelte. Doch die Sicht war nur einer von Maerads Sinnen. In der Ferne hörte sie erst eine Eule rufen, dann das fast lautlose Rauschen ihrer Schwingen, als sie auf ein kleines Nachtgeschöpf niederstieß, das kurz quiekte und anschließend verstummte. Ein schwacher Wind seufzte durch die kahlen Aste und ließ die abgestorbenen Winterblätter rascheln, die noch daran hingen, und sie vernahm Cadvans sanftes Atmen und Darsor, der sich im Schlaf rührte. Abgesehen davon gab es kaum Geräusche. Alles schien in Ordnung zu sein, trotzdem verspürte sie wachsendes Unbehagen. Sie stand auf und streifte mit erhobener Schnauze lautlos durch das Gehölz, um die Luft zu

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