Raus aus dem Har(t)z IV!
Prolog
Mir hat mal Jemand gesagt: „Jeder hat eine Geschichte zu erzählen; Jeder hat ein Buch in sich“. Nun, das ist meine Geschichte. Das ist mein Buch. Eigentlich müsste es ja richtiger heißen, es ist die Geschichte von vier Menschen. Vier Menschen, die den Mut aufbrachten und etwas Außergewöhnliches wagten. Ich sage deshalb „außergewöhnlich“, weil ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können, was uns widerfahren ist. Heute weiß ich es besser. Heute ist dabei zwei Jahre nach dem Tag, an den wir diesen Mut gemeinsam aufbrachten und uns -rückblickend gesagt-, an „Etwas“ heran wagten, dass keiner von uns je gedacht oder zuvor geplant hatte.
Doch wenn ich sage „wir“ wenn meine ich eigentlich damit? Ich denke, ich fange ganz von vorn an und nehme Sie für die Dauer dieses Buches mit auf diesen ungewöhnlichen Weg, den wir gegangen sind und der das Leben von uns allen so massiv ändern sollte.
Die Entscheidung, diesen Weg und diese Erlebnisse in ein Buch zu packen kam dabei nicht von Ungefähr oder weil ich ein übersteigertes Mitteilungsbedürfnis habe (was ich ja so vielen unterstelle, die plötzlich meinen, ganze Serien von Büchern zu schreiben und unters Volk zu bringen). Ich habe nie daran gedacht ein Buch oder eine Geschichte zu schreiben; ja, sah mich nie als Autorin oder Schriftstellerin. Wobei ich immer noch sage, dass ich keines davon bin. Aber die Geschichte ist so ungewöhnlich und gleichzeitig im Rückblick so fantastisch, dass ich denke, dass daraus nicht ein Geheimnis gemacht werden sollte, sondern dass diese Geschichte, die sich in den vergangenen Monaten ereignete gleichzeitig auch anderen Menschen eine Sichtweise öffnet, dass Nichts so bleiben muss, wie es derzeit vielleicht noch ist. Keine Situation ist so endgültig, dass man sie nicht drehen kann. Eine Denkweise abseits des „Mainstreams“ (wie es so schön auf Neu- Englisch heißt) kann manchmal der Schlüssel sein, genau die Tür zu öffnen, die einen heraus bringt aus dem Verharren in einer Schublade, in die einen die Gesellschaft gepackt hat. In meinen bzw. unseren Fall hieß die Schublade „Arbeitslosigkeit“ und „Hartz IV“ und es sah nicht so aus, dass sich daran so schnell etwas ändern sollte.
***
Wobei ich weiß, dass das gar nicht für jeden gilt oder interessant ist. Dazu haben es sich viel zu viele Betroffene auch ganz schön bequem gemacht auf der sozialen Hängematte, die der Staat ihnen aufgehängt hat. Sie schaukeln darin vor sich herum und sehen jeden Tag der Zeit zu, wie sie vergeht und die einzige Post vor der sie sich fürchten ist das Schreiben, in dem ihnen eine Arbeit angeboten wird. Dann, wenn ein solcher Brief im Kasten liegt, bricht plötzlich über diese Art Menschen die Apokalypse herein und ihnen fällt ein, dass sie ja eigentlich krank sind oder viel zu geschwächt um diese Arbeit anzunehmen. Leider. Was denkt die Agentur sich auch, ausgerechnet jetzt Arbeit anzubieten. Man hat es sich doch gerade so bequem gemacht und sich einen Tagesablauf zu Recht gelegt, in dem nun wirklich keine Arbeit mehr herein passt. So leid es auch tut. Dann werden doch die ganzen vermeintlichen Reality Shows im Fernsehen versäumt, die werktäglich nachmittags über das Heer jener Menschen herein brechen und ihnen vor Augen führen, dass es Menschen gibt, die „ja noch viel schlimmer“ sind. Für achtundvierzig Minuten netto nach Abzug der Werbepausen das Vorspielen einer fiktionalen Realität, welche zeigt, dass man noch nicht ganz unten angelangt ist in der sozialen Hierarchie. Und wem das nicht als Gehirnwäsche reicht, dem halten die netten bunten Privatsender meist gleich zwei oder drei derartige Shows regelmäßig bereit. Nicht jeder kann auf den ersten Blick den tieferen Sinn erkennen. Was erwartet man auch: Da! Die da im Fernsehen, die sind ja noch viel schlimmer als ich, also kann ich so weiter leben wie bisher und mache ja Nichts verkehrt. Denn zuerst soll man sich mal um jene Menschen kümmern. Unglaublich, wie die Leben. Also so tief möchte ich ja nicht sinken.
Doch dieses Klischee (oder ist es weit verbreitete Realität?) traf auf mich nicht zu, auch wenn ich tatsächlich einige Menschen in meinem Umfeld kannte, die sich ganz nett mit einer solchen Situation arrangieren konnten. Sie wussten, was ihnen zusteht, wo sie wie viel Geld und Zuwendungen bekamen, dass es für sie ein einfaches Rechenexempel war, sich mit dem Stift hinzusetzen und
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