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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie den Ingwerkuchen verpasst hat, aber sie musste heute eine alte Freundin besuchen«, sagte Prudence lächelnd und nickte der Kundin höflich zu, die sie neugierig betrachtete. Eine Dame mit Mayfair-Akzent in einem eleganten Nachmittagskleid war in einem Eckladen in Kensington ungewöhnlich, zumal wenn diese Dame aus den rückwärtigen Räumlichkeiten auftauchte.
    Prudence nahm ein Exemplar von The Mayfair Lady vom Zeitungsständer hinten im Laden. »Falls Sie Lesestoff suchen, Madam, wird Ihnen vielleicht diese Zeitung zusagen.« Sie reichte das Blatt der Frau, die in ihrer Überraschung danach griff.
    »Tja, ich weiß nicht recht«, sagte sie. »Mayfair Lady... das klingt ein wenig hochgestochen für jemand wie mich.«
    »Aber nein, keineswegs«, klärte Prudence sie freundlich auf. »Ich weiß, dass auch Mrs. Beedle zu den Leserinnen zählt.«
    »Ja, hin und wieder«, bestätige Mrs. Beedle. »Schnuppern Sie doch einfach mal hinein, Mrs. Warner. Genau richtig für einen kalten Nachmittag, wenn man mit dem Strickzeug am Kamin sitzt.«
    »Na, mir gibt das Lesen nicht so viel ab«, meinte Mrs. Warner noch immer zweifelnd. »Wie viel kostet die Zeitung denn?« Sie drehte und wendete das Blatt hin und her, als wüsste sie nicht recht, was sie damit anfangen sollte.
    »Nur zwei Pence«, sage Prudence. »Sie würden staunen, wie viel Interessantes da drinsteht.«
    »Tja, ich weiß nicht... aber ich könnte ja...« Die Kundin verstummte, als sie aus ihrer Börse zwei Pence heraussuchte und sie auf den Ladentisch legte. »Ich will's mal probieren.«
    »Tun Sie das«, ermunterte sie Mrs. Beedle. »Sollte das Blatt Ihnen nicht zusagen, bringen Sie es einfach zurück. Sie bekommen Ihr Geld wieder.«
    Mrs. Warners Miene hellte sich sichtlich auf. »Das nenne ich ein faires Angebot, Mrs. Beedle.«
    Prudence zog insgeheim eine Braue hoch. Wie sollten sie mit der Zeitung denn Geld verdienen, wenn die Leute sie »auf Probe« lasen? Doch das konnte sie Mrs. Beedle nicht sagen, denn sie meinte es ja schließlich gut. Sie trat also mit einem freundlichen Gruß aus dem Laden hinaus in den kühlen Nachmittag, der bereits in den Abend überging, obgleich es kaum halb fünf war. In diesem Jahr scheint sich der Herbst früher einzustellen, dachte sie, aber vielleicht kommt das ja nur durch den Gegensatz zu dem langen und ungewöhnlich heißen Sommer, der ihm vorangegangen war.
    Sie eilte zu einer Omnibushaltestelle, in Gedanken wieder bei Constance und der ägyptischen Wüstenhitze. Mit manchen meint das Leben es gut, dachte sie, als der Omnibus Auspuffwolken ausstoßend stehen blieb. Nachdem sie eingestiegen war, bezahlte sie ihren Penny, setzte sich ans Fenster und sah die Straßen Londons vorüberziehen, während der Bus auf Wunsch der Fahrgäste anhielt und wieder weiterfuhr.
    Sie fragte sich, wie Chastitys Nachmittag wohl verlaufen war. Ihre Schwester hatte keine alte Freundin besucht, wie Prudence Mrs. Beedle gegenüber behauptet hatte. Stattdessen hatte Chastity in ihrer Rolle als Tante Mabel Antworten auf drei Problembriefe von Rat suchenden Leserinnen verfasst, die in der nächsten Ausgabe der Zeitung abgedruckt werden sollten. Als Prudence aus dem Haus gegangen war, hatte Chastity am Federhalter kauend über die Tintenkleckse geklagt, die verkantete Federspitzen unweigerlich verursachten, wobei sie über einer diplomatischen Antwort für Verzweifelt in Chelsey brütete; die war der Meinung, ihre alternden Eltern hätten nicht das Recht, ihr Geld für leichtfertige Zwecke hinauszuwerfen, während ihre Tochter auf ihr Erbe wartete.
    An der Oxford Street stieg Prudence aus und spazierte die Baker Street entlang in Richtung Portman Square. Sie erreichte den Manchester Square und lief mit geröteten Wangen die Stufen zur Nummer 10 hinauf. Jenkins öffnete, als sie gerade den Schlüssel ins Schloss steckte.
    »Dachte ich mir's doch, dass Sie es sind, Miss Prue, als ich den Schlüssel hörte.«
    »Ich war bei Ihrer Schwester«, sagte sie und trat ein. »Sie lässt schön grüßen.«
    »Hoffentlich ist sie wohlauf.«
    »Sie macht mir ganz den Eindruck. Ist Chas oben?«
    »Sie hat den gesamten Nachmittag über den Salon nicht verlassen.«
    »Ach, die Arme. Hat sie schon ihren Tee getrunken?«
    Jenkins schmunzelte. Chastitys Vorliebe für Süßes wurde in der Familie gern belächelt. »Von Mrs. Hudsons Schokoladeku chen hat Miss Chas drei Stücke verdrückt. Das hat sie richtig aufgebaut, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.

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