Die Perfekte Braut
auch gegen die Gazette vorgehen. «
»Also... was unternehmen wir?« Chastity nagte an ihrer Unterlippe, als sie den Brief noch einmal las. »Hier steht, dass die Anwälte für ihren Mandanten die höchstmögliche Entschädigung fordern. Was soll das heißen?«
»Keine Ahnung... nichts Gutes, das steht fest.« Prudence versank in den Tiefen des Chesterfield-Sofas und streifte ihre Schuhe ab. »Wir brauchen jedenfalls Rat und Beistand.«
»Wir brauchen Con.« Ihre Schwester hockte sich auf die Armlehne des Sessels und kreuzte die Beine, wobei ein Knöchel unruhig gegen die Ecke des Sofatisches trommelte.
»Was wohl Max davon hält?«
»Seiner Karriere wird es sicherlich schaden, wenn bekannt wird, dass seine Frau den Originalartikel verfasst hat«, stellte Chastity düster fest.
»Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht bekannt wird... auch unseren Unternehmungen zuliebe, aber ich wüsste nicht, wie wir es vor Max geheim halten könnten.« Prudence nahm den Brief vom Tisch, auf den Chastity ihn hatte fallen lassen. »Ach, das hier unten habe ich übersehen... Zusätzlich zu den Verleumdungen die Beziehungen unseres Mandanten zu seinem Personal betreffend, fordern wir die Höchststrafe wegen zu Unrecht erhobener Vorwürfe bezüglich des Finanzgebarens unseres Mandanten.<«
»Hat die Pall Mall Gazette unsere Andeutungen wiederholt?« Chastity griff nach der Zeitung. »Ich habe nämlich nichts gesehen.«
»Nein, vermutlich war man so klug, dieses Thema nicht aufzugreifen. Es gibt ja keine Beweise, zumindest keine, die wir vorlegen könnten. Trotzdem bin ich mir sicher, dass sie existieren, aber wir waren ja so darauf erpicht, Barclay festzunageln, dass wir es nicht so genau genommen haben«, seufzte Prudence. »Was für naive Idiotinnen wir doch sind.«
»Nein. Wir waren es, aber jetzt sind wir es nicht mehr, denke ich.«
»Tja, nun ist aber das Malheur schon passiert«, gab Prudence mit einem betrübten Lächeln zu bedenken. Als ein diskretes Klopfen ertönte, drehte sie sich zur Tür um.
»Möchten Sie den Sherry hier oben, Miss Prue? Oder gehen Sie heute noch in den Salon?«, fragte Jenkins.
»Nein, ich glaube nicht, dass wir heute für den Salon in Stimmung sind«, erwiderte Prudence. »Wir nehmen den Sherry hier und essen die Fleischpastete im kleinen Speisezimmer.«
»Ich dachte mir schon, dass Sie so entscheiden würden.« Jenkins trat ein und stellte das Tablett ab. »Wann soll Mrs. Hudson das Essen servieren?« Er schenkte zwei Gläser voll und reichte sie den beiden Frauen auf einem Silbertablett.
»Um acht, denke ich.« Prudence sah ihre Schwester fragend an, und diese nickte. »Ich glaube nicht, dass wir uns zum Dinner umkleiden. Und wir werden uns selbst bedienen. Sicher haben Sie heute noch Dringenderes vor.«
»Nach dem Auftragen des Essens habe ich frei«, bemerkte Jenkins vorwurfsvoll, verbeugte sich und schritt hinaus.
»Er geht doch nur ins Pub und gönnt sich einen Dämmerschoppen«, sagte Chastity und nippte an ihrem Sherry. »Dort ist doch erst gegen neun richtig was los.«
»Trotzdem halte ich das formvollendete Servieren einer Fleischpastete für unnötig«, bemerkte Prudence. »Warum essen wir nicht hier oben vor dem Kamin?«
»Weil Jenkins und Mrs. Hudson entsetzt wären«, erwiderte Chastity leise auflachend. Sie setzte ihr Glas ab und ging zum Kamin, um eine Schaufel Kohle nachzulegen. »Nur weil die Zeiten schwer sind, Miss Prue, ist das kein Grund, den Standard zu senken.« Sie imitierte die Haushälterin Mrs. Hudson so treffend, dass Prudence lachend applaudierte.
Doch dieser unbeschwerte Augenblick war auch schon verflogen, als Chastity fragte: »Wie finden wir einen Anwalt?«
»Ich glaube, wir sollten erst einen Rechtsbeistand suchen, der dann einen Verteidiger mit unserem Fall betraut. Ich bin sicher, dass dies die richtige Vorgehe n sweise ist«, erwiderte Prudence.
»Da bist du besser bewandert.« Chastity griff nach ihrem Glas. »Natürlich müsste Vater jemanden kennen. Meinst du, dass wir ihn aushorchen könnten?«
»Indem wir ihm ein paar beiläufige Fragen stellen?« Prudence beugte sich vor. Ihre hellgrünen Augen blickten scharf.
»Er wird zwei und zwei nicht zusammenzählen«, brachte Chastity vor.
»Nein, das nicht.« Prudence schürzte die Lippen. »Ich bezweifle nur, ob er jene Art Anwalt kennt, die wir suchen.«
»Jemanden, der nicht teuer ist«, äußerte Chastity das Offenkundige.
Prudence schüttelte den Kopf. »Diese Art Verteidiger ist immer
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