Die Perserinnen - Babylon 323
zwielichtigen Sohn des inzwischen verstorbenen Statthalters Antipatros.
Barsine lebte viele Jahre mit ihrem Sohn in Pergamon. Nach
dem Tod seines Halbbruders erhob Herakles Anspruch auf den Thron, wurde aber,
erst achtzehn Jahre alt, verraten und mit seiner Mutter ermordet. Nachdem
Kassandros Alexanders Söhne aus dem Weg geräumt hatte, machte er sich selbst
zum König von Makedonien, und auch andere Diadochen nahmen daraufhin den Königstitel
an.
Amaschtri (Amastris), die Nichte des letzten Großkönigs,
legte in der Diadochenzeit eine bemerkenswerte Karriere hin. Zwar trennte sich
ihr Mann Krateros bald nach Alexanders Tod von ihr, um eine Tochter des
Antipatros zu heiraten, doch Amaschtri fand bald einen neuen Gatten: Dionysios,
Herrscher von Herakleia am Schwarzen Meer. Nach seinem Tod übernahm sie die
Regentschaft für ihre beiden Söhne, Münzen aus dieser Zeit weisen sie als
„Königin Amastris“ aus. Später wurde sie die Frau des Diadochen Lysimachos,
Alexanders ehemaligem Leibwächter, der inzwischen zum König von Thrakien
avanciert war. Obwohl es sich um eine Liebesheirat gehandelt haben soll,
verließ Lysimachos Amaschtri bald wieder, um eine Tochter des Diadochen
Ptolemaios zu heiraten. Als Amaschtris Söhne erwachsen waren, ließen sie ihre
Mutter ermorden, woraufhin Exgatte Lysimachos sie beseitigen ließ und Herakleia
annektierte.
Unter allen persischen Frauen, die gezwungen worden waren,
makedonische Eroberer zu heiraten, hat ausgerechnet Apama (Apame), die Tochter
des ostiranischen Freiheitskämpfers Spitamenes, das große Los gezogen. Ihr
Mann, der Diadoche Seleukos, wurde König von Syrien und Apama durch ihn die
Stammmutter der Seleukiden-Dynastie, die bis 63 v. Chr. regierte.
Ptolemaios, zunächst Satrap von Ägypten, später Pharao,
hatte sich ebenfalls schnell von seiner persischen Frau getrennt, um eine
Tochter des Antipatros zu heiraten. Doch auch die Hetäre Thais soll eine Zeit
lang seine Frau gewesen sein und ihm drei Kinder geboren haben. Über Thais’
weiteren Verbleib ist nichts bekannt. Ptolemaios dagegen gehört zu den wenigen
Protagonisten der Diadochenzeit, die im hohen Alter und sogar eines natürlichen
Todes starben. Er war der Begründer der Ptolemäer-Dynastie, deren Herrschaft
erst 30 v. Chr. mit der legendären Königin Kleopatra endete.
Weit weniger erfolgreich war der ehrgeizige Perdikkas. Bei
dem Versuch, das Auseinanderfallen des Reiches zu verhindern, wurde er auf
einem Feldzug gegen Ptolemaios in Ägypten von seinen eigenen Offizieren (unter
denen sich übrigens Seleukos befand) ermordet. Bei dem Anschlag kam auch
Perdikkas’ Schwester Atalante ums Leben.
Eumenes, ursprünglich Chef der königlichen Kanzlei,
entpuppte sich in den Kriegen nach Alexanders Tod als militärisches Naturtalent.
Zur Überraschung aller ging er aus mehreren Schlachten als Sieger hervor.
Unglücklicherweise blieb er trotz seiner Erfolge bei seinen Soldaten so
unbeliebt, dass sie ihn schließlich an seine Feinde auslieferten, die ihn
hinrichten ließen.
Unter Eumenes’ Federführung entstanden die sogenannten
Ephemeriden, offizielle Tagebücher, die das tägliche Geschehen während
Alexanders Regierungszeit dokumentierten. Überliefert ist ein (später
überarbeiteter) Auszug, der detaillierte Informationen über die letzten Tage
des Königs bietet.
Erhalten hat sich auch eine Schrift, die sich mit den
Umständen seines Todes befasste, besonders mit dem ominösen Gastmahl bei
Medios, auf dem Alexander vergiftet worden sein soll. Einige der Anwesenden,
durchweg Leute aus seiner engster Umgebung, werden darin offen beschuldigt, in
die Verschwörung involviert gewesen zu sein, darunter Admiral Nearchos,
Alexanders früherer Lebensretter Peukestas und sogar sein alter Leibarzt
Philippos. Andere Teilnehmer des Banketts werden ausdrücklich entlastet, so
auch Perdikkas, Ptolemaios und Eumenes. Als Verfasser des Pamphlets kommt ein
gewisser Holkias infrage, der darin eine verdächtig prominente Rolle spielt,
obwohl seine Person ansonsten eher obskur ist.
Ein Schriftsteller namens Ephippos verfasste ein Pamphlet
mit dem Titel „Der Tod Alexanders und Hephaistions“. Dem Werk war
Skandalträchtiges über Alexanders Lebensführung und Hofhaltung in den letzten
Monaten seines Lebens zu entnehmen.
Admiral Nearchos hielt seine Abenteuer als Seefahrer für die
Nachwelt fest; ihm verdanken wir so denkwürdige Nachrichten wie die über das
Volk der Fischesser, die geheimnisvolle Insel und die
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