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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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zwei oder drei Wochen danach.
    Dies war ein außergewöhnlicher Fall, und ich bin deshalb mehr auf seine Einzelheiten eingegangen, weil ich mit ihnen so nahe in Berührung gekommen bin; aber solch ähnlicher Fälle gab es unzählige, und es war selten, daß das wöchentliche Sterberegister erschien, ohne daß darauf zwei oder drei verzeichnet waren, die am Schreck gestorben waren. Da konnte man also wirklich von zu Tode Erschrockenen sprechen. Aber außer denen, die so erschraken, daß sie auf der Stelle starben, gab es viele, die der Schreck auf andere Art außer sich gebracht hatte; manche waren von Sinnen, manche verloren das Gedächtnis, manche den Verstand. Aber ich kehre zu dem Schließen der Häuser zurück.
    Wie einige Leute also aus ihren Häusern, nachdem sie eingeschlossen waren, durch List entkamen, so taten andere es, indem sie die Wachleute bestachen und ihnen Geld gaben, daß sie sie heimlich in der Nacht hinausgehen ließen. Ich muß gestehen, ich hielt dies seiner Zeit für die unschuldigste Art von Bestechung, deren jemand sich schuldig machen konnte, und fühlte deshalb nur Mitleid mit den armen Kerlen, und sah es als sehr hart an, als drei solcher Wachmänner öffentlich durch die Straßen gepeitscht wurden, weil sie Leute hatten aus gesperrten Häusern entweichen lassen.
    Aber trotz dieser Strenge verfehlte Geld bei den armen Männern seine Wirkung nicht, und viele Familien fanden einen Weg, sich auf solche Art davonzuschleichen, nachdem man sie eingeschlossen hatte; aber dies waren für gewöhnlich solche, die einen Ort hatten, zu dem sie ihre Zuflucht nehmen konnten; und obschon es nach dem 1. August nicht mehr leicht war, in irgendeiner Richtung die Straßen zu passieren, so gab es immer noch viele Wege des Durchkommens; und insbesondere hatten manche Leute, wie ich es schon andeutete, Zelte und stellten sie im Freien auf, brachten Betten mit oder Stroh, um darauf zu liegen, und Vorräte zum Essen, und so lebten sie wie die Einsiedler in der Klause, denn niemand hätte sich ihnen zu nähern getraut; und verschiedene Geschichten wurden über solche Leute erzählt, einige komisch, einige tragisch; manche lebten wie die wandernden Pilger in der Wüste und kamen nur davon, indem sie auf eine Weise das Leben von Verbannten führten, wie man es kaum für möglich halten möchte, und doch genossen sie mehr Freiheit, als unter den Umständen zu erwarten gewesen wäre.
    Ich habe die Geschichte zweier Brüder und ihres Vetters vorliegen, die unverheiratet, aber zu lange in der Stadt zurückgeblieben waren, um hinauszukommen, und auch durchaus nicht gewußt hätten, wo sie eine Bleibe hätten finden können, noch die Mittel besaßen, um weit zu reisen; diese verfielen auf einen Ausweg zur Selbsterhaltung, der, obschon er an sich zuerst verzweifelt erschien, doch so natürlich war, daß man sich wundern mag, warum nicht mehr Menschen ihn zu der Zeit beschritten. Sie waren nicht besonders vermögend, aber auch nicht so ganz arm, daß sie sich nicht einige der kleinen Annehmlichkeiten hatten verschaffen können, die dazu dienen, Leib und Seele zusammenzuhalten; und als sie die Seuche so erschreckend um sich greifen sahen, beschlossen sie sich zu helfen, so gut es ging, und zu verschwinden.
    Einer von ihnen war in den letzten Kriegen Soldat gewesen und zuvor schon in den Niederlanden, und da er außer dem Waffenhandwerk keinen eigentlichen Beruf erlernt hatte und zudem verwundet gewesen war und deshalb keine schwere Arbeit verrichten konnte, hatte er eine Zeitlang bei einem Schiffszwieback-Bäcker in Wapping eine Stelle gehabt.
    Der Bruder dieses Mannes war wohl ein Seemann, aber auf diese oder jene Art war er am Bein verletzt worden, so daß er nicht auf See gehen konnte, und hatte bei einem Segelmacher in Wapping oder nahebei sein Brot verdient; und da er gut haushalten konnte, hatte er etwas Geld gespart und war von den dreien der reichste.
    Der dritte, der Vetter, war Zimmermann oder Schreiner von Beruf, ein geschickter Bursche, und er besaß nichts als seinen Kasten oder Korb mit Werkzeugen, mit deren Hilfe er zu jeder Zeit überall seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, ausgenommen eine Zeit wie damals, und er wohnte in der Nähe von Shadwell.
    Sie gehörten alle zu der Pfarre Stepney, und da dies der letzte Sprengel war, der von der Seuche ergriffen wurde, jedenfalls mit Heftigkeit, blieben sie dort, bis sie deutlich sahen, daß die Pest im Westen der Stadt nachließ und auf den Osten zukam, wo sie

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