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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wie kann es anders sein, wenn alle deine Taten nur Ruin bewirken?«
    Er musterte sie aufmerksam, ehe er weitersprach: »Aus Mitleid«, begann er, obwohl sein Tonfall keineswegs mitleidig klang, »will ich bemerken, dass der Zweifler allein nach Andelain gekommen ist, weil kein Gefährte es wagen wollte, ihn zu begleiten. Er hatte weder deinen Gesundheitssinn noch den Stab des Gesetzes. Die Ranyhyn hatten ihn nicht gewarnt. Er kannte nur Liebe und Mitgefühl. Deshalb war er bedürftiger als du. Aus diesem Grund hat er Geschenke erhalten.
    Trotzdem haben die Toten keine seiner Entscheidungen beeinflusst. Er ist weder gekommen, um Anleitung zu erbitten noch um um Hilfe zu bitten. Tatsächlich ist er keinen Weg gegangen, den er nicht selbst gewählt hatte - oder den du nicht für ihn bestimmt hast.
    Du hast Gefährten, Auserwählte, die dir weiter treu dienen. Brauchst du Rat, musst du dich an sie wenden. Sie besitzen kein Wissen, über das du nicht auch verfügst, aber ihre Herzen sind nicht in Finsternis gefangen.«
    Abrupt ließ Caer-Caveral die verschränkten Arme sinken, packte sein Szepter mit einer Faust und ließ das knorrige Holz über seinem Kopf kreisen, als gäbe er den Einsatz zu einer seit Jahrtausenden nicht mehr gespielten Melodie. So entfernte er sich in die Nacht hinaus und ließ Linden allein am Rand der Senke zurück.
    Im Schein des Krill erinnerten Andelains Bäume Linden an Erdgötter. Hinter ihr lagen der verkohlte Stumpf des früheren Lebens des Forsthüters, der Krill selbst und Thomas Covenants bewusstlos hingestreckte Gestalt. Die Sorgen und Leidenschaften ihrer Gefährten zerrten an ihr, und im Gras zwischen ihnen lagen der Stab des Gesetzes und Covenants Weißgoldring, als bildeten diese Werkzeuge der Macht die Achse, um die sich das Schicksal von Welten drehte.
    Einen Augenblick lang sehnte Linden sich danach, einfach wegzugehen. Etwas Ähnliches hatte sie einst in Andelain getan, als ihre Ängste um und vor Covenant eine Mauer zwischen ihnen errichtet hatten. Sie könnte ins Dunkel gehen, sich zwischen den sanften Hügeln verlieren. Vielleicht würde die Natur mit ihrer lindernden Güte ihr Schuldgefühl mildern, ihr gequältes Herz besänftigen. Sie könnte weiter und weiter gehen, bis nichts mehr von ihr übrig war und die schwere Last der Bedürfnisse des Landes, die sie nicht befriedigen konnte, auf andere Schultern überging.
    Aber damit hätte sie Jeremiah im Stich gelassen - ihn ebenso im Stich gelassen, wie sie selbst verlassen worden war. Auch ihre Freunde hatten Besseres von ihr verdient. Und nach allem, was Linden ihm angetan hatte, hatte auch Covenant mehr verdient. Linden dachte an das zurück, was Mähnenhüter Mahrtiir ihr vor einigen Tagen erklärt hatte: Dass darin der Irrtum von Kevin Landschmeißer gelegen hatte … und auch der des großen Kelenbhrabanals. Als alle Hoffnung verloren war, hatten sie sich der Verzweiflung ergeben. Hätten sie weitergekämpft, sich gegen ihren Untergang gestemmt, hätte sich vielleicht irgendein unvorhersehbares Wunder ereignet.
    An unvorhersehbare Wunder glaubte Linden nicht mehr. Für die war Covenant zuständig - und sie hatte ihn zum Krüppel gemacht. Trotzdem kehrte sie der sie umgebenden Dunkelheit den Rücken und ging langsam den Hang hinunter, hin zu ihren Freunden, den Ranyhyn, den Gedemütigten und Infelizitas und dem Egger. Keiner von ihnen kümmerte sich um den bewusstlosen Covenant, obwohl die Gedemütigten bei ihm Wache hielten. Sie waren vorsichtig mit ihm - aus Ehrfurcht zurückhaltend oder weil sie fürchteten, sie könnten ihm unabsichtlich schaden. Trotzdem wussten alle, die Linden beobachteten, zu viel. Für alle, die auf ihrer Seite standen, war ihre Tat ein Stachel im Herzen. Ja, Liand und den Ramen fehlte das Wissen des Eggers, Infelizitas’ erdumspannendes Bewusstsein und das kollektive Gedächtnis der Haruchai, und keiner ihrer Freunde - oder ihrer Gegner - konnte es mit dem einzigartigen Verständnis der Ranyhyn aufnehmen. Aber sie alle besaßen Gesundheitssinn; Wahrnehmungsvermögen. Der Vorwurf der Elohim, Linden habe die Vernichtung der Erde heraufbeschworen, mochte für Liand und die Ramen, vielleicht sogar für Stave und die Gedemütigten abstrakt geklungen haben. Trotzdem wussten sie, dass sie Augenzeugen einer unumkehrbaren Katastrophe geworden waren; dass Linden alle Warnungen gerechtfertigt, alle schlimmen Prophezeiungen erfüllt hatte.
    Wenn deine Taten ins Verderben führen, wie es unvermeidlich

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