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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und so hätte Linden aus reiner Freundlichkeit versucht, diesen Geist so rücksichtsvoll zu behandeln, wie sie es einst mit Joan getan hatte. Aber auch Roger war ein Kind Covenants, und deshalb beschloss Linden, keine Geduld mit Elena zu haben. Linden hatte ein Verbrechen verübt, und sie konnte es sich nicht leisten, Elenas Schwächen mehr zu tolerieren als ihre eigenen. Sie brauchte eindeutige Reaktionen, klare Antworten. Alles andere würde nicht genügen. Ja, dachte Linden, sie war eine Art Galgenbühl geworden. Ihr Kummer wegen Kevin Landschmeißer glich Caerroil Wildholz’ Trauer um seine Bäume - und um seine Zukunft. Und der Kummer würde ihr auch bleiben. Aber die darin liegende Verwundbarkeit war bereits in dem unfruchtbar gewordenen Boden versickert. Wie der ehemalige Forsthüter der Würgerkluft war Linden über das Ausmaß ihrer eigenen Unzulänglichkeit entsetzt. Aber sie war nicht zornig wie er und hatte niemanden, auf den sie ihre Schuld abwälzen konnte. Ihr Kummer war zu groß, als dass sie Rücksicht auf Elenas Zerbrechlichkeit hätte nehmen können.
    Vielleicht verstand Elena, wie reich Kevin von Berek, Dameion und Lorik beschenkt worden war. Auch wenn ihr Geist Lindens Blick mied, schien er sich nach einem kleinen Zeichen der Vergebung zu sehnen. In ihre Haltung mischten sich Hoffnung mit nackter Angst vor einer Zurückweisung. Doch Linden hatte Hoffnung und Verzweiflung zu weit hinter sich gelassen, um Elena zu trösten. Covenants Tochter brauchte seinen Zuspruch, nicht den ihrigen.
    Mit halblauter Stimme, angespannt und verbittert, forderte sie: »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden.« Diese Worte galten ebenso ihr selbst wie der kummervollen Elena. »Damit bewirkst du nichts. Du hast genug gelitten. Sag mir, was ich jetzt tun soll.«
    Sag mir, wie ich ertragen kann, was ich getan habe.
    Sie brauchte eine Antwort. Aber anscheinend hatte sie - wie Elena selbst - die Toten falsch eingeschätzt. In ihrer früheren Gestalt hätte Elena Covenant vielleicht geholfen - jetzt aber konnte sie es nicht. Nur ein Echo von Lindens Verzweiflung verzerrte ihre Züge, sie warf den Kopf in den Nacken, und aus der Tiefe ihres trostlosen Herzens schrie sie ihr Leid den zum Untergang verurteilten Sternen entgegen. Dann blitzte sie im Licht des Krill kurz auf, folgte den fernen Vorfahren ihrer Hoch-Lordschaft aus der Senke heraus in die Nacht und war verschwunden.
    »Elena!«, rief Linden. »Komm zurück! Ich brauche dich!« Ich brauche dich, um Jeremiah zu retten. Denn er ist der Einzige, den ich noch retten kann.
    Aber ihr Appell verhallte einsam zwischen den nachtdunklen Bäumen und blieb ohne Antwort.
    Linden fing den Blick ihrer Gefährten auf. Sie starrten sie an, als hätte ihr Verhalten ihnen einen Stich ins Herz versetzt. Schließlich war es Caer-Caveral, der das Wort ergriff, und seine Empörung strahlte aus jeder Linie seiner Geistergestalt: »Du urteilst zu hart, Weißgoldträgerin. Selbst dem Landschmeißer ist Trost zuteilgeworden. Fühlt dein Herz kein Mitleid mit Elena, der Tochter Lenas, deren Kühnheit und Unbesonnenheit sie dazu zwangen, sich im Dienst des Verächters aufzureiben?«
    »Darum geht es nicht, verdammt noch mal«, wehrte Linden ab. »Mitgefühl kann keinen von uns retten. Irgendwer muss mir sagen, was ich tun soll.«
    Der tote Forsthüter verschränkte die Arme, legte sein Szepter in die linke Armbeuge und musterte sie abweisend und erbarmungslos. »Schluss jetzt mit deinen Protesten. Sie sind unbegründet. Wir haben keine Ratschläge für dich.«
    Linden schlug sich mit beiden Fäusten an die Schläfen. Wäre Caer-Caveral mehr als ein Trugbild gewesen, hätte sie ihn gepackt und durchgeschüttelt. »Dann sag mir, warum du mir nicht helfen willst. Als Covenant zuvor hier war, hast du ihm alles gegeben« - Ratschläge und den rätselhaften Hohl und den Standort des Einholzbaums. Der Forsthüter und Covenants Tote hatten jeden Schritt auf seinem Weg zu Tod und Triumph vorbereitet.
    »Warum hast du dich damals nicht um ›die Notwendigkeit der Freiheit« gekümmert? Er ist Thomas Covenant. Er hätte seinen Weg auch ohne dich gefunden. Aber ich weiß allein nicht weiter.« »Weshalb willst du mich verlassen?«
    Caer-Caveral starrte sie finster an, als schüttelte er die Erinnerungen an seinen Todesgesang von sich ab. »Vieles hat sich verändert, seit der Zweifler unter den Lebenden gewandelt ist. Du bist in der Tat verlassen worden - von den Toten ebenso wie vom Schöpfer der Erde.

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