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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eine Stimme, die sie kaum als ihre erkannte: »Das sagst du immer, aber ich weiß nicht, was es bedeutet. Du hast gesagt, dass ich dich nicht anfassen soll!«
    Glaubst du, dass ich irgendjemanden genug lieben könnte, um Jeremiah in seinem jetzigen Zustand zu belassen?
    Er wirkte einen Augenblick lang so betroffen, dass Linden fürchtete, er könnte in Tränen ausbrechen. Aber er fing sich rasch wieder. Allein die Reflexionen in seinen Augen ließen noch Zweifel ahnen, als er schroff sagte: »Ich bin zerbrochen, Linden. Das habe ich dir gesagt. Ich weiß nicht, was ich werde, und ich weiß nicht, was ich deshalb werde tun müssen. Zu dir habe ich Vertrauen - aber um mich selbst mache ich mir Sorgen.«
    Covenant zeigte mit einem amputierten Finger auf Jeremiah. »Versuch alles, was dir nur einfällt. Wir brauchen ihn.«
    Dann zog er sich in sich selbst zurück. Seine Erinnerungen hatten ihn nicht in Beschlag genommen; das war offensichtlich. Trotzdem hatte er eine Barriere gegen Linden errichtet.
    Sie starrte ihn noch einige Sekunden lang an, als könnte sie ihn durch reine Willenskraft dazu bringen, ihren Blick zu erwidern. Gott, wie sie sich wünschte, er würde …! Aber es gab nichts, was sie hätte sagen können. Und sie hatte kein Recht, ihm Vorwürfe zu machen. Nicht nachdem sie ihm so sehr geschadet hatte.
    Linden wandte sich niedergeschlagen Jeremiah, Galt und dem Croyel zu.
    Sie zögerte kurz, um sich zu sammeln und ihre Willenskraft zusammenzunehmen. Dann sagte sie zu Galt: »Komm, wir wollen die anderen schlafen lassen, solange sie können. Hinter dem nächsten Hügelkamm stört das Licht nicht mehr.«
    Vielleicht konnte sie in freiem Gelände auf eine Eingebung von den Sternen hoffen.
    Der haarlose Schädel des Croyels warf einen Schatten über Galts Gesicht, sodass Linden sein zustimmendes Nicken nur erahnen konnte. Er zog Jeremiah von den Schlafenden weg zu einem sanft ansteigenden Hügel nördlich des Lagers hinüber. Unterwegs malte der Schmuckstein des Krill verzerrte Lichtgebilde wie surreale Omina auf das Schiefergeröll des Hügels.
    Linden folgte ihm auf ihren Stab gestützt. Stave hielt an ihrer Seite mit ihr Schritt. Kaltgischt und Graubrand standen auf, um sie zu begleiten, und überließen es Steinmangold über die anderen zu wachen. Mit ihren Nerven konnte Linden Mahrtiirs Unentschlossenheit spüren - und wusste genau, wann er zu einem Entschluss kam. Er verließ den Bach, ging zu Covenant hinüber und blieb vor ihm stehen, bis Covenant einen vertrauten Fluch murmelte und sich aufrappelte. Dann folgten die beiden Kaltgischt und Graubrand.
    Als Galt die Steigung in Angriff nahm, wobei er sich seinen Weg der Dunkelheit sorgfältig suchte, sagte Stave ruhig: »Auserwählte, es gibt noch etwas, das du nicht weißt.«
    »Ja?«, fragte Linden, damit er weitersprach, während sie sich auf den unebenen Untergrund konzentrierte.
    »Als du aus der Verlorenen Tiefe kommend nicht ansprechbar warst«, antwortete er, »hat der Zweifler den Eifrigen um Hilfe für dich gebeten. Er hat sich deine Rückkehr gewünscht - wie natürlich alle deine Gefährten. Aber der Eifrige hat sich außerstande erklärt, dir zu helfen.«
    Stave machte erneut eine Pause. Als er weitersprach, hörte Linden Andeutungen von Zorn und Sorge in seiner Stimme.
    »Ich muss seine Worte exakt wiedergeben, denn ich kann sie nicht deuten. Der Insequente hat dem Zweifler erklärt: ›Der Zustand der Lady übersteigt mein Wissen. Ich kann dir weder raten noch ihr helfen. Ich merke nur, dass ihr Todeswunsch weiter besteht.‹«
    Linden zuckte unwillkürlich zusammen.
    »›Oder ist es der ihres Sohns?‹, fuhr Stave fort. ›Aber spreche ich von ihrem Tod oder dem ihres Sohns? Erfordert seine oder ihre Notlage den Tod anderer? Die Dinge sind unbestimmbar geworden. Jede kleine Strömung verändert sie. Ich kann keine deiner Befürchtungen lindern.‹«
    Ausdruckslos fuhr der ehemalige Meister fort: »Ich habe mich bisher gescheut, darüber zu sprechen. Was nützen weitere Prophezeiungen, wenn dein Schicksal jetzt wirklich ›in Wasser geschrieben ist? Die Worte des Eifrigen können ungeheuer wichtig oder ganz trivial gewesen sein. Weil ich Wahrsagung nicht von Banalität unterschieden konnte, wollte ich dich nicht zusätzlich beunruhigen.«
    »Aber jetzt?«, fragte Linden schärfer als eigentlich beabsichtigt. »Wieso erzählst du mir das jetzt?«
    »Jetzt«, antwortete Stave, »habe ich Angst um dich. Versagst du hier, erwartet dich ein

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