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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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geben.
    Der Einschnitt schien sich ziellos dahinzuschlängeln, als hätte er sich verlaufen. Über den Zerspellten Hügeln war die Nacht herabgesunken, und im Dunkel konnte Covenant kaum die Umrisse von Clymes Gestalt erkennen. Er stolperte über unebenen Boden und stieß mit den Stiefelspitzen an herumliegende Felsbrocken. Aber er wurde auf beiden Seiten von unnachgiebigen Felswänden geleitet und hatte die Gedemütigten, die über ihn wachten. Hoch über ihm bildeten die flimmernden ersten Sterne einen schwach leuchtenden Pfad, der den Weg zwischen den Felsen reproduzierte. Geriet er ins Straucheln, gewann er das Gleichgewicht wieder und marschierte stoisch weiter.
    In unregelmäßigen Abständen kam er an schwarzen Löchern am Fuß der Felswände vorbei, hinter denen vielleicht Höhlen lagen, die in unterirdische Gänge führten. Mit jedem Loch wuchs seine Anspannung, weil er Skest erwartete. Aber er spürte keine Andeutung von ihnen. Aus irgendeinem Grund hielt Turiya Herem sich zurück. Der Wüterich plante offensichtlich einen anderen Hinterhalt.
    Clyme erreichte eine Spalte, die den Einschnitt in spitzem Winkel schnitt. Links vor ihnen entdeckte Covenant eine schwache Spur von Skest, eine zurückgebliebene Andeutung ihres widerlichen Gestanks. Statt weiter dem Einschnitt zu folgen, bog Clyme nach rechts ab und bewegte sich dadurch fast rückwärts. Von Covenant und Branl gefolgt, stiefelte er mit ruhiger Gewissheit weiter ins Dunkel.
    Der kommende Weg war mit Hindernissen übersät: Geröllhalden, wo von den steilen Hügeln Steinschlag niedergegangen war; dazwischen einzelne Felsblöcke und Ansammlungen von kleinerem Geröll. Hier kam Covenant langsamer voran, da er auf Hindernisse achten musste. Auf seinem Brustkorb bezeichnete ein wie Feuer brennender blutiger Fleck die Stelle mit seiner Schnittwunde. Auch seine Stirn schien zu brennen. Zum Glück entdeckte Clyme bald eine weitere Kreuzung, an der ein breiterer Spalt ihren Weg kreuzte. Der Meister schien zu erwägen, nochmals rechts abzubiegen. Dann schüttelte er leicht den Kopf und wählte die linke Abzweigung.
    Dunkelheit und die Höhe der Felswände beeinträchtigten Covenants ohnehin schwach ausgeprägten Orientierungssinn. Er konnte keine Sternbilder erkennen, und weiter abkühlender kalter Fels dämpfte seine rudimentäre Wahrnehmungsgabe. Er hatte keine Ahnung, ob sie sich auf die Landzunge zubewegten, auf der er Joan vermutete, oder sie tatsächlich hinter sich zurückließen.
    Im Hintergrund seines Bewusstseins pulsierte Ungeduld wie ständig lauter grollender Donner. Er zweifelte nicht an Clymes Entscheidungen oder Instinkten, war sich aber sicher, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Wie lange würde der Wüterich noch mit seinem nächsten Angriff zögern? Nachmittags hatten die Gedemütigten heranziehende Zäsuren gespürt. Waren Joans Kräfte erschöpft? War sie müde genug, um tatenlos seine Ankunft zu erwarten.
    Schlug sie jetzt zu - oder griffen die Skest an -, konnte ihn das die einzige Chance kosten, Turiya Herem und sie zu überraschen …
    Los, mach schon, forderte er Clyme in Gedanken auf. Finde, was ich brauche. Trotzdem schwieg er eisern weiter. Ohne die Gedemütigten hätte er nur zufällig oder mit viel Glück die freie Fläche gefunden.
    Wieder eine Kreuzung. Diesmal bog Clyme nach rechts in einen Felsspalt ein, der so eng war, dass er sich seitlich hineinquetschen musste. Covenant stöhnte, als er sich beeilte, dem Haruchai zu folgen.
    Dabei handelte er sich einen blauen Fleck auf der Backe ein und schürfte sich die Arme auf. Ein im Dunkel unsichtbarer Felsvorsprung fügte ihm eine weitere Schramme auf der Stirn zu. Seine ausgestreckten Fingerstummel konnte er nicht spüren. Die wenigen Worte, die Clyme und Branl sprachen, galten nicht ihm, sondern dienten nur ihrer Verständigung untereinander.
    Frustriert und keuchend gelangte er aus dem engen Felsspalt in einen breiteren Einschnitt. An der ersten Gabelung hielt sich Clyme links. Er schritt jetzt rascher aus, als spürte er plötzlich, dass die Zeit drängte. Covenant hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Nach einiger Zeit wurde der Einschnitt an einer Stelle breiter, an der mehrere Spalten und Gänge sich trafen. Dadurch entstand ein ungefähr acht mal zehn Schritte großer freier Raum. Sein Boden war mit Schutt bedeckt: altes Geröll, scharfkantige Überreste von Waffen, dazwischen brüchige Splitter, die von Knochen stammen konnten. Bei jedem Schritt stolperte Covenant über kleine

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