Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
dort hinüber.« Mit der freien Hand deutete er auf das zerfressene Gestein zwischen sich und dem Einschnitt, dem einzigen erkennbaren Zugang zu dem Labyrinth. Der Fels dampfte und stank noch immer, weil Restsäure sich tiefer in ihn hineinfraß. »Und wir müssen eine Möglichkeit finden, die Ranyhyn zu retten.«
    Der Klippenrand schien zu durchlöchert zu sein, um ihn tragen zu können. Naybahn oder Mhornym natürlich erst recht nicht.
    Trotzdem löste Branl sich sofort von Covenants Seite. Er presste sich mit dem Rücken flach an die Felswand gegenüber dem Abgrund und schob sich vorsichtig in Richtung Einschnitt weiter.
    Nun erst sah Covenant, dass am Fuß des Hügels ein schmales Felsband unbeschädigt geblieben war. Für die Ranyhyn wäre es zu schmal gewesen, aber Branls Füße hatten gut darauf Platz.
    Als der Gedemütigte den Einschnitt erreichte, sah er hinein und nickte befriedigt, weil die Skest sich ganz zurückgezogen hatten. »Unser Weg ist frei«, meldete er Covenant. Dann fügte er stirnrunzelnd hinzu: »Für die Ranyhyn genügt er nicht.«
    Die im Vergleich zur Leuchtkraft des Krill blassen Flammen der Feroce flackerten schüchtern und ängstlich. Wenig später seufzten sie: »Stein lebt. Sein Leben verläuft langsam. Sein Schmerz kommt langsam. Aber er lebt. Er erinnert sich.
    Wir haben unseren Hoch-Gott enttäuscht. Wir müssen eine Wiedergutmachung versuchen. Wir werden den Stein auffordern, sich an seine Stärke zu erinnern. Er ist verwüstet worden. Aber so langsam, wie sein Leben verläuft, so langsam nimmt er auch angerichtete Schäden wahr. Die Erinnerung an seine Stärke ist nachhaltig.«
    Covenant starrte die Geschöpfe an. Was, der Stein sollte sich an seine Stärke erinnern? Auch nach seiner Zerstörung? Die angerichteten Schäden waren schwer. Und er konnte in den Feroce keine Kraft entdecken, die imstande gewesen wäre, Felsen zusammenzufügen; keine Kraft außer dem hektischen Flackern ihrer kleinen Flammen.
    Die Feroce warteten jedoch keine Antwort ab. Sie drängten sich zitternd zusammen und bildeten einen engen Kreis. Ein weiteres Mal führten sie ihre Hände so zusammen, dass sich ihre Flammen vereinigten.
    Ihre seltsamen Magien gewannen allmählich neue Kraft. Das abscheuliche Grün des Weltübelsteins leuchtete zusehends heller. Es behauptete sich sogar gegen den heißen Silberglanz des KM.
    Irgendwie hatten sie es zuvor verstanden, Covenants erschöpftes Pferd an sein wahres Wesen zu erinnern. Sie hatten dem Schlachtross seinen streitlustigen Charakter zurückgegeben.
    Vielleicht…
    Covenant sah keine Veränderung. Seine Sinne waren zu wenig empfindlich, um die von den Feroce bewirkte Veränderung zu erkennen, falls sie überhaupt eine erzielten. Clyme und Branl beobachteten schweigend die Szene.
    Die Ranyhyn reagierten, als verstünden sie die Absicht der Feroce. Sie warfen den Kopf hoch, schüttelten ihre Mähnen und schnaubten wild. Smaragdgrün und Silber im Widerstreit spiegelten sich in weit aufgerissenen Augen. Trotzig wiehernd trabten sie mit einem Satz an.
    Sie schafften einen langen Schritt auf unbeschädigtem Fels … und einen zweiten kürzeren. Dann sprangen sie, so weit sie konnten, über das brüchige Gestein.
    Beide, wo ein Ranyhyn schon zu schwer gewesen wäre.
    Covenant vergaß zu atmen; er vergaß sogar zu blinzeln, obwohl aus der Platzwunde auf seiner Stirn weiter Blut sickerte.
    Beim Aufkommen trafen ihre Vorderhufe das von Säure zerfressene Gestein. Es bröckelte sofort und war größtenteils morsch wie verfaultes Holz. Der verbliebene Rest hatte die Verbindung zu gewachsenem Fels verloren. Trotzdem zogen Naybahn und Mhornym blitzartig die Hinterbeine an und versuchten erneut zu springen.
    Das gelang ihnen beinahe.
    Beinahe.
    Aber das Gestein war zu stark durchlöchert. Ein Abschnitt des Felsbands brach unter dem Gewicht der Ranyhyn ab. Kantige große Felsbrocken polterten in die Tiefe.
    Naybahn und Mhornym bemühten sich verzweifelt, von dem abbrechenden Fels wegzukommen. Irgendwie fanden ihre Hufe wieder Halt. Sie warfen sich mit letzter Kraft nach vorn - auf Gestein, das ebenso morsch war wie der löchrige Fels, von dem sie mit knapper Not weggekommen waren.
    Hinter ihnen stiegen die Flammen der Feroce wie Schreie in die Luft auf.
    Ein weiterer Teil des Felsbands brach ab. Wieder polterten große Steinbrocken in die Tiefe. Aber die Ranyhyn waren schneller - oder die Magie der Feroce hatte gewirkt. Gemeinsam trabten Naybahn und Mhornym in stetig

Weitere Kostenlose Bücher