Die Pfade des Schicksals
Linden besorgt. »Galt und die anderen meine ich?«
Vor langer Zeit waren die drei Haruchai ohne Vorwarnung über den Egger hergefallen.
»Nicht, solange sie dem Zweifler die Treue halten. Sie sehen keine Zukunft für das Land, die nicht auf Thomas Covenant beruht.«
Linden seufzte. Auch sie sah keine Zukunft … Aber das war nicht ihre Hauptsorge. Es gab Wichtigeres.
Erneut wandte sie sich der Herausforderung zu, die der Egger für sie darstellte.
… es liegt in der Natur von Gier, andere in die Irre zu führen. Sie konnte nicht einmal vermuten, welche geheimen Absichten sich unter der Oberfläche seines Schwurs verbergen mochten, aber sie war sich einer Frage sicher, die er noch nicht beantwortet hatte.
»Also gut«, murmelte Linden, als es um sie herum wieder still geworden war, und starrte in die dunklen Augen des Eggers: »Ich weiß, was ich dir angeboten habe. Ich weiß, was du zu tun geschworen hast, wenn ich meinen Verpflichtungen nachkomme. Aber ich weiß nicht, warum du noch auf unserem Handel bestehst. Die Schlange des Weltendes kommt.« Woher hatte er gewusst, dass sie die Schlange wecken würde? »Was kann der Besitz meines Stabes und Covenants Ring dir noch bringen?« Immerhin hatte er sein Begehren nach Stab und Ring zum Ausdruck gebracht, bevor das Schweigen von Covenants Geist sie in ihrer Entschlossenheit bestärkt hatte, Covenants Wiedererweckung zu versuchen. »Du bist nicht so verrückt, zu glauben, dass sie dich beschützen könnten, wenn der Bogen der Zeit einstürzt. Aber du hast mir bislang verschwiegen, was du glaubst, erreichen zu können.
Du hast behauptet, Infelizitas irre sich, was die ›Vernichtung der Erde‹ betrifft.« Kein Untergang ist unvermeidlich. »Ich will, dass du mir erklärst, was du beabsichtigst, nachdem wir Jeremiah gerettet haben.«
»Das tue ich nicht«, erwiderte der Egger sofort. »Die Anschuldigungen des Eifrigen treffen nur scheinbar zu. Meine Absichten gehen nur mich etwas an. Ich denke nicht daran, sie mit Leuten zu besprechen, auf deren Hilfe ich nicht angewiesen bin.«
Noch ehe Linden sich eine Antwort überlegen konnte, warf der Eifrige ein: »Zweifellos hast du den Wunsch, von solchen Dingen zu schweigen. Ich muss dir jedoch versichern, dass ich nicht schweigen werde.« Das klang äußerst selbstsicher - aber der leise ängstliche Unterton entging Linden trotzdem nicht. »Die mir anvertraute Macht kannst du unmöglich negieren. Die Lady - und nur die Lady -, wird die Bedingungen deines Schwurs festsetzen. Dieser Vorzug ist ihr als Antwort auf deine Gier gewährt worden. Du wirst sie zufriedenstellen oder auf ihre Werkzeuge der Macht verzichten müssen.«
»Tue ich das«, widersprach der Egger hitzig, »muss die ganze Welt untergehen.«
»Schon möglich«, gab der Eifrige zu, den diese Aussicht nicht zu schrecken schien. »Oder vielleicht hast du unrecht. Meine Sorge - und die der Mächte, die ich anrufen kann - gilt vor allem der Zufriedenheit der Lady im Umgang mit dir.«
»Ich tu es nicht, weil…«, versuchte der Egger, doch der Eifrige unterbrach ihn und wandte sich mit besorgtem Lächeln an den in Bänder eingesponnenen Insequenten: »Muss ich die mir verliehene Macht erst demonstrieren?«
Linden spürte, dass die beiden sich ein Duell lieferten, auch wenn äußerlich nicht das Geringste davon zu sehen war. Der Eifrige lächelte weiter, während der Egger ein finsteres Gesicht machte. Maßen die beiden ihre Kräfte, so dachte Linden, taten sie dies auf eine Weise, die an den unheimlichen und stummen Kampf der Mahdoubt mit dem Egger erinnerte. Fast erwartete Linden, einer von ihnen werde flackern und verblassen.
Hinter ihr hatte Covenant derweil den Krill erreicht, umrundete ihn langsam und betrachtete ihn, während er leise mit den Gedemütigten, den Schwertmainnir und den Seilträgern sprach. Die Gefühle der Haruchai blieben Linden wie immer verborgen, aber sie spürte Bhapas wachsende Verwirrung und Pahnis Sehnsucht nach Liands Nähe. Die Riesinnen hörten aufmerksam, aber verständnislos zu, als spräche Covenant eine fremde Sprache.
Plötzlich zuckte der Egger mit den Schultern, und als er seine Aufmerksamkeit nun ihr zuwandte, wirkte er entspannt und gelassen. Ohne Vorrede verkündete er: »Infelizitas glaubt, dass ich die übernatürlichen Gaben deines Sohns für meine Zwecke nutzen möchte. Das sieht sie durchaus richtig.«
Für Linden veränderte sich blitzartig alles. Ein Schock lief Flammenzungen gleich von Kopf bis Fuß
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