Gewitterstille
Die Autorin Sandra Gladow im Gespräch
Nach Ihrem erfolgreichen Krimi debü t Eiswind folgt nun mit Gewitterstille der zweite Fall für Staatsanwältin Anna Lorenz. Was hat sich seit Eiswind in Annas Leben verändert?
Anna ist inzwischen Mutter geworden, und das stellt ihr Leben – wie das einer jeden Mutter – gewaltig auf den Kopf. Außerdem steht sie emotional zwischen zwei Männern: ihrem Jugendfreund Georg, der auch der Vater ihrer kleinen Tochter Emily ist, und dem attraktiven Kommissar Bendt. Das alles könnte Anna sicher problemlos meistern, wäre da nicht ihre Untermieterin, die achtzehnjährige Sophie, für die sie sich verantwortlich fühlt. Als Sophie plötzlich verschwindet, droht Annas Leben aus den Fugen zu geraten.
Sie arbeiten selbst als Staatsanwältin in Hamburg und sind Mutter von zwei kleinen Kindern. Wie finden Sie die Zeit für Ihre Romane? Haben Sie einen Lieblingsplatz, an den Sie sich zum Schreiben zurückziehen?
Das Gerücht, dass Beamte im Dienst durchschlafen und nicht arbeiten müssen, kann ich nicht bestätigen. Meine Verabredungen mit Anna Lorenz finden unter der Woche nie vor acht Uhr abends statt – Anna und ich sind also quasi Nachtmenschen. Meinem Mann Kai verdanke ich es, den einen oder andern Sonntag am PC sitzen und schreiben zu können, während er unsere Kinder im Safari-Park oder andernorts vergessen lässt, dass sie mich vermissen könnten.
An meinem Lieblingsplatz zum Schreiben – einer traumhaften Villa in der Provence mit Blick auf die Weinberge – arbeite ich übrigens täglich. Gegenwärtig schreibe ich allerdings noch an unserem Küchentisch mit Blick auf einen Kinder-Kaufmannsladen nebst vollautomatischer Registrierkasse aus lila Hartplastik. Mag meine Fantasie mich auch manchmal entführen, mein Lebensglück liegt genau hier.
Welche Ihrer Figuren sind Ihnen beim Schreiben ganz besonders ans Herz gewachsen?
Anna, die Kommissare Bendt und Braun, aber auch Georg sind Menschen, die mir mit jedem Anna-Lorenz-Krimi vertrauter werden und deren Stärken, aber vor allem auch kleine Schwächen ich schätzen und lieben gelernt habe. In jeder dieser Figuren steckt ein Stück von mir selbst oder von Menschen, die mir am Herzen liegen.
Zur Autorin
Sandra Gladow, geboren 1970, war als Anwältin beschäftigt, bis sie 2002 in ihrer Geburtsstadt Hamburg zur Staatsanwältin ernannt wurde. Parallel zu ihrer juristischen Tätigkeit arbeitete sie bereits als Konzeptentwicklerin, Redakteurin und Drehbuchautorin. Nach Eiswind (2011) ist Gewitterstille ihr zweiter Kriminalroman um die Lübecker Staatsanwältin Anna Lorenz. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Hamburg.
SANDRA GLADOW
Gewitterstille
Kriminalroman
Originalausgabe 4 / 2012
Copyright © 2012 by Diana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion | Angelika Lieke
Umschlaggestaltung | t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv | © mauritius images / imagebroke r / Katja Kreder
Satz | Leingärtner, Nabburg
ePub-ISBN 978-3-641-08757-9
www.diana-verlag.de
Für Jan und Martha
Prolog
C hristoph Kessler hatte sich in sein Arbeitszimmer i m Souterrain zurückgezogen. Die Gewitterwolken, die sich zuvor so verheißungsvoll am Himmel versammelt hatten, waren vorübergezogen, und die Hitze lag wie ein schwerer, dunkler Teppich über der Stadt. Aber hier unten war es wenigstens einigermaßen erträglich. Er ließ sich in seinen Schreibtischstuhl sinken, zog ein Taschentuch aus der Ho sentasche und tupfte sich damit über das schweißnasse Gesicht. Angewidert bemerkte er die großen Flecke, die sich unter den Achseln dunkel vom Hellblau seines Oberhemdes absetzten. Als er noch jung war, hatten ihm die heißen Sommer lange nicht so zu schaffen gemacht. Schnaufend zog er die unterste Schreibtischschublade auf und griff nach der Cognac-Flasche. Er füllte sein Glas drei Fingerbreit, schwenk te es unter der Nase hin und her und genoss den Moment, als die goldene Flüssigkeit schließlich seine Kehle hinunterrann. Erschöpft schloss er die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während er einen weiteren Knopf seines Hem des öffnete. Wieder einmal hatte er zu viel gegessen. Er schaffte es einfach nicht, sich zurückzuhalten. Das Steak lag ihm wie ein Stein im Magen, als wolle es ihn für seine Fresssucht bestrafen. Er füllte sein Glas ein weiteres Mal, bevor er nach Briefblock und Füllhalter griff und zu schreiben begann.
Liebe Luise,
ich danke Dir für Deinen
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