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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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versprochen.«
    Ich sah, wie sich die Haut über ihren Wangenknochen spannte und ihr Kinn zitterte. Sie blinzelte heftig, und ich sah die kleinen Fältchen, die die Zeit wie einen winzigen Fächer um ihre Augenwinkel gezeichnet hatte. Sie starrte die kahle Wand an. »Es wäre etwas anderes, wenn ich wüßte, wohin du gehst.«
    Ich mußte lächeln. Bethesda kannte überhaupt nur zwei Städte, Alexandria und Rom, und mit Ausnahme ihrer Reise von der einen zur anderen hatte sie sich nie weiter als eine Meile aus einer der beiden hinausgewagt. Was also kümmerte es sie, ob mich mein Auftrag nach Cumae oder Karthago führte?
    »Also gut«, seufzte ich, »wenn es dich tröstet, ich vermute, daß Fco und ich die nächsten paarTage in der Umgebung von Baiae verbringen werden. Du hast doch sicher davon gehört?«
    Sie nickte.
    »Es ist ein malerischer Landstrich an der Küste«, sagte ich, »nördlich des Kaps von Misenum gegenüber von Puteoli und Pompeji in einer kleinen Bucht gelegen, die die Einheimischen >Cuppa< nennen. Der Blick auf Capri und den Vesuv soll ziemlich erhebend sein. Dort bauen sich die Reichsten der Reichen prächtige Villen entlang der Küste und baden in heißem Schlamm.«
    »Aber woher weißt du, daß die Reise dorthin geht, wenn der Mann es dir nicht sagen will?«
    »Es ist bloß eine Vermutung.«
    Schließlich gab Bethesda meiner Berührung nach. Sie seufzte, und ich wußte, daß sie sich mit dem Gedanken an meine Abwesenheit und der Aussicht versöhnt hatte, ein paar Tage lang Hausherrin zu spielen und das alleinige Kommando über die anderen Sklaven zu übernehmen. Aus Erfahrung wußte ich, daß sie sich, sobald ich fort war, in eine absolut gnadenlose Tyrannin verwandelte. Ich hoffte nur, daß Belbo ihr striktes Regiment aushalten würde. Der Gedanke ließ mich lächeln.
    Ich drehte mich um und sah Eco in der Tür stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelte seine Miene tiefe Faszination wider; dann verschränkte er die Arme und verdrehte die Augen, als wolle er jedes Interesse oder gar Mitgefühl für diesen Augenblick der Zärtlichkeit leugnen, den er gestört hatte. Ich küßte Bethesda rasch auf die Wange und wandte mich zum Gehen.
    Marcus Mummius lief mit müdem und ungeduldigem Gesichtsausdruck in der Halle auf und ab. Als ich kam, warf er die Hände in die Luft und stürmte, ohne auf mich zu warten, aus der Tür, während er mir im Gehen über die Schulter einen Blick zuwarf, der mir unmißverständlich klarmachte, was er  davon hielt, daß ich so viel Zeit vergeudet hatte, nur um mich von einer Frau zu verabschieden, noch dazu von einer Sklavin.
    Wir eilten den steilen Pfad entlang, der vom Esquilin-Hügel hinunterführt, wobei wir im Licht von Ecos Fackel auf Löcher und Stolpersteine achteten. Am Ende des Weges, wo der Pfad in die Via Subura mündet, erwarteten uns zwei Männer mit vier Pferden.
    Sie sahen aus wie Legionäre. Unter ihren leichten Wollumhängen sah ich kurz ein Messer aufblitzen, was mir angesichts unserer Expedition durch die finsteren Straßen Roms ein Gefühl größerer Sicherheit gab. Auch ich griff unter meinen Umhang und berührte meinen Dolch. Mummius hatte mir zwar versichert, daß für alles gesorgt sein würde, aber ich zog es vor, meine eigene Waffe zu tragen.
    Mit Eco hatte Mummius nicht gerechnet, so daß man mir den kräftigsten Gaul gab und der Junge hinter mir sitzen konnte, indem er die Arme um meine Hüfte klammerte. Ich habe breite Schultern und einen kräftigen Brustkorb (und in den letzten Jahren vielleicht auch um die Mitte ein wenig zugelegt) , während Eco dünn und drahtig ist, so daß das Tier das zusätzliche Gewicht kaum spürte.
    Die Nacht war mild, nur der Hauch einer frühherbstlichen Kühle hing in der Luft, doch die Straßen waren fast menschenleer. In Krisenzeiten meiden die Römer die Dunkelheit, verbarrikadieren sich bei Sonnenuntergang in ihren Häusern und überlassen die Straßen den Zuhältern, Betrunkenen und Abenteuerlustigen. So war es in den chaotischen Tagen des Bürgerkriegs gewesen wie auch in den düsteren Jahren von Sullas Diktatur, und so war es jetzt wieder, als der Aufstand des Spartacus in aller Munde war. Auf dem Forum erzählte man sich grauenerregende Geschichten darüber, daß ganze Dörfer überfallen, ihre Bewohner bei lebendigem Leibe geröstet und von ihren früheren Sklaven zum Abendessen verspeist worden seien. Nach Anbruch der Dunkelheit nahmen die Römer keine Einladungen mehr an und mieden die

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