Die Pforten Des Hades
retten ...«
»Dann nimm ihn jetzt bitte an, und sei es nur aus Trotz gegen Crassus! Du weißt, daß der Junge intelligent und ehrlich ist; er wird deinem Haushalt gut anstehen.«
Ich blickte auf Meto herab, der mich hoffnungsvoll anlächelte. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn auf einer Obstplantage in Lumpen gehüllt, schwitzend und hungrig Krähen verscheuchend.
»Also gut«, sagte ich. »Ich nehme dein Geschenk an, Marcus Mummius. Vielen Dank.«
Mummius grinste breit, bevor ein merkwürdiger Ausdruck über sein Gesicht huschte und er sich eilends erhob. Ich drehte mich um und sah, daß Bethesda aus der Küche in die Säulenhalle getreten war.
Ich nahm ihre Hand. Mummius machte ein komisches, verlegenes Gesicht und trat nervös von einem Fuß auf den anderen, wie es Männer in Gegenwart hochschwangerer Frauen häufig tun.
»Meine Frau«, stellte ich sie ihm vor. »Gordiana Bethesda.«
Mummius nickte wie benommen. Der hinter ihm stehende Apollonius lächelte. Der kleine Meto betrachtete Bethesdas gewölbten Bauch mit offenem Mund, offensichtlich beeindruckt von seiner neuen Herrin.
»Ich kann nicht lange im Garten bleiben«, sagte Bethesda. »Ich wollte mich gerade ein wenig hinlegen, als ich glaubte, Stimmen in der Halle gehört zu haben. Du bist also Marcus Mummius. Gordianus hat viel von dir erzählt. Willkommen in unserem Haus.«
Mummius schluckte nur und nickte erneut. Bethesda lächelte und zog sich zurück. »Oh, Eco«, rief sie noch über ihre Schulter, »komm und hilf mir bitte kurz.«
Eco nickte unseren Gästen zu und folgte ihr.
Mummius wölbte eine Braue. »Aber ich dachte...«
»Ja, Bethesda war meine Sklavin. Und jahrelang habe ich sorgfältig darauf geachtet, mit ihr nicht noch einen kleinen Sklaven zu machen. Ich wollte keine Kinder von meinem eigenen Fleisch und Blut haben, und ganz bestimmt keine Sklavenbälger.«
»Aber dein Sohn...«
»Eco trat unerwartet in mein Leben. Und jeden Tag danke ich den Göttern, daß sie mir die Weisheit gaben, ihn zu adoptieren. Doch ich sah keinen Grund, neues Leben in diese Welt zu bringen.« Ich zuckte die Schultern. »Nach Baiae hat sich irgendetwas in mir gerührt. Bethesda ist jetzt eine Freigelassene und meine Frau.«
Mummius grinste. »Und ich verstehe jetzt auch, womit du vor neun Monaten, also im Dezember, so beschäftigt warst, daß du dir Crassus Ovation nicht anschauen konntest!«
Ich lachte und beugte mich zu ihm. »Weißt du was, Mummius, ich glaube, es ist tatsächlich in ebenjener Nacht passiert!«
Plötzlich tauchte am anderen Ende der Säulenhalle Eco auf, flankiert von den beiden Sklavenmädchen. In ihren Gesichtern stand eine Mischung aus Bestürzung, Verwirrung und Freude. Eco öffnete den Mund. Eine Weile schien es, als wäre er wieder verstummt. Doch dann sprudelten die Worte hervor. »Bethesda sagt, es ist soweit - sie sagt, es geht los!«
Mummius wurde blaß, während Apollonius nur entspannt lächelte. Meto wirbelte herum und klatschte in die Hände. Ich verdrehte meine Augen gen Himmel.
»Eine neue Krise«, flüsterte ich, auf einmal ängstlich und besorgt. Doch dann fügte ich unendlich begeistert hinzu: »Eine neue Geschichte nimmt ihren Anfang.«
NACHBEMERKUNG DES AUTORS
Obwohl er legendären Reichtum erwarb und gemeinsam mit Caesar und Pompejus das Erste Triumvirat bildete, gilt Marcus Licinius Crassus allgemein als einer der größten Verlierer der Weltgeschichte. Sein entscheidender Fehler war, 53 v. Chr. auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Ansehens, in einem unzulänglich geplanten Feldzug gegen die Parther ums Leben zu kommen. Seine Enthauptung macht selbst den reichsten Mann der Welt letztendlich irrelevant.
In englischer Sprache sind zwei Biographien über Crassus erschienen. Allen Mason Wards unschätzbares Werk Marcus Crassus and the Lote Roman Republic (University of Missouri Press, 1977) besticht durch seine akribische Recherche und seine plausible Argumentation; F. E. Adcocks Marcus Crassus, Millionaire (W. Heffer & Sons, Ltd., Cambridge 1966) ist im Grunde ein langer geschliffener Essay. Ward zeigt sich manchmal übermäßig nachsichtig, so wenn er über Crassus Maßnahme der Dezimierung der eigenen Soldaten schreibt: »Die Zeiten waren verzweifelt, und verzweifelte Maßnahmen notwendig... es wäre also ungerecht, Crassus Verhalten als unmenschlich und bösartig zu bezeichnen.« Adcock hingegen macht es sich möglicherweise zu leicht, wenn er über den jungen Crassus schreibt: »Er trug sein
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