Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
für das Leid, das ihnen Cronán angetan hat, Wiedergutmachung zu zahlen. Er will auch den Klosterbrüdern gestatten, Liath Mór nach eigenen Vorstellungen wiederaufzubauen, falls sie dorthin zurückkehren wollen. Ich werde mir überlegen müssen, wie viel Wiedergutmachung den Abteien und Siedlungen zusteht, die Eithne zerstört hat. Der Frieden ist also wiederhergestellt.«
Tormeid dankte dem König im Namen aller Stammesangehörigen der Uí Duach, und Fidelma fragte neugierig: »Wirst du jetzt zu den Uí Duach zurückkehren?«
Der Krieger schüttelte den Kopf. »Wäre ich damals nicht aus Liath Mór geflohen, wären meine Waffenbrüder und Vettern noch am Leben. Das vermag ich nicht zu vergessen, und deshalb kann ich nicht frei und unbeschwert in meinem Clan leben … noch nicht.«
»Dir kann man das nicht anlasten«, versicherte ihm Colgú. »Doch wenn du nicht ins Land der Uí Duach zurückkehren willst, was willst du dann tun?«
Tormeid schaute Gelgéis an. »Ich werde in Durlus bleiben«, sagte er und fügte leise hinzu: »Das heißt, wenn ich darf.«
Gelgéis’ glückliches Lächeln bedurfte keiner weiteren Erklärung.
Fidelma nickte verständnisvoll und sagte frei heraus: »Dann freuen wir uns darauf, bald wieder in Durlus zu sein … als Gäste auf eurem Hochzeitsfest.«
Am nächsten Tag ritt Colgú an der Spitze einer Reiterschar auf der großen Straße nach Cashel zurück. Ihm folgten Fidelma und Eadulf, dann kamen Caol, Gormán und Enda. Fidelma flüsterte Eadulf etwas ins Ohr, trieb ihr Pferd an und war gleich darauf an der Seite ihres Bruders und außer Hörweite des Gefolges. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie unsicher, wie sie ein Gespräch mit ihrem Bruder anfangen sollte.
»Dúnliath hat sich also aufgemacht, ihren Vater in Gabrán zu bestatten.« Sie fragte nicht, warum Colgú sie nicht begleitete.
»Sie will ihren Vater unbedingt in der Gruft seiner Vorfahrenbestatten lassen«, bestätigte Colgú verdrossen. »Ich habe dem zugestimmt.«
»Wie geht es weiter mit dir und ihr, Bruder?«, fragte Fidelma zurückhaltend.
Der König presste die Lippen zusammen. »Wie soll was weitergehen?«, wiederholte er ihre Frage, wusste aber durchaus, was sie im Sinn hatte.
»Ich will dir nicht zu nahetreten, aber es ist eine Sache, die nicht nur das Königreich angeht, sie betrifft auch unsere Familie.«
Colgú bemühte sich, ein unbefangenes Lächeln aufzusetzen, doch es geriet ihm mehr zu einer schmerzlichen Grimasse. »Ich verstehe schon, du fragst nicht aus purer Neugier.« Er schwieg einige Augenblicke und gestand dann mit einem Seufzer: »Sie wird in Gabrán bleiben. Es wird keine Hochzeit in Cashel geben, falls du darauf anspielst.«
Fidelma sah ihren Bruder von der Seite an. Seine Schultern waren gebeugt wie unter einer schweren Last.
»Ist es wegen ihrer Mutter, Lady Eithne, dass du meinst, du könntest eine Ehe mit ihr nicht eingehen? Der Wahn und ihr Irresein vererben sich doch nicht notwendigerweise.«
Ihr Bruder sah sie durchdringend an, als wollte er ihre innersten Gedanken erraten. Dann sagte er voller Verzweiflung: »Ihre Verwandtschaft mit Eithne von An Dún ist nicht das Problem.«
»Nein? Was dann? Nach allem, was wir festgestellt haben, gehörte Dúnliath nicht zu den Verschwörern um Ailill.«
»So ganz sicher werden wir da wohl nie sein«, erwiderte er. »Aber im Hinterkopf hattest du das auch, nicht wahr?Als Eadulf Eithnes letzte Worte ›meine Tochter‹ mit ›Sie hatte Angst um ihre Tochter‹ und nicht › vor ihrer Tochter‹, deutete, dachte ich, du wüsstest alles.«
»Ich habe gedacht, Eadulf meinte, sie bangte um die Sicherheit ihrer Tochter, falls Ailill mit seinen Machenschaften siegen sollte.«
»Das hast du nur gesagt, um meine Gefühle zu schonen«, erwiderte Colgú. »Ich bin nicht so dumm, wie du denkst. Eithnes letzter Gedanke galt ihrer Tochter, weil sie wusste, Dúnliath liebt Ailill.«
Fidelma hatte tatsächlich vermutet, Eithne hätte um die Sicherheit ihrer Tochter gebangt, weil sie erfahren hatte, dass Dúnliath in Ailill verliebt war. Nur hatte Fidelma gehofft, Colgú würde das nicht merken. Sie hatte ihm die Verletzung und Verbitterung ersparen wollen. »Was sie wirklich meinte, werden wir nie erfahren«, wehrte sie ab. »Du trennst dich von ihr auf bloßen Verdacht hin.«
»Mit dem Verdacht könnte ich leben, nicht aber mit der Gewissheit, dass sie mit Ailills Kind schwanger geht«, teilte er ihr sachlich mit.
Fidelma war wie vor den Kopf
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