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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Kapitel 1
     
    Es gibt Tage im Leben, an denen man besser im Bett bleiben sollte. Hannes Harenberg erlebte heute einen solchen Tag.
    Schon seit Stunden robbte der Jagdaufseher nun in diesem Dickicht herum. Nur um das Schicksal eines armen Schweins zu besiegeln, welches den Fehler begangen hatte, irgendeinem Wochenendjäger aus Bergheim oder Meppen oder Gott weiß woher vor die feinpolierte Sonntagsflinte gerannt zu sein.
    Ihm blieb dann die Drecksarbeit übrig. Das krankgeschossene Tier finden und erlösen.
    Und jetzt war alles umsonst. Die Nachsuche, die Strapazen der letzten zwei Stunden, das Kriechen auf allen Vieren in der Dickung, die ganze Anstrengung, alles.
    Die verletzte Sau war wohl schon über alle Berge. Gemeinsam mit Paula, einer Bayerischen Gebirgsschweißhündin, die natürlich sofort hinterher gespurtet war, als dieser verdammte Schuss irgendwo vom Waldrand her Hannes vor lauter Schreck die eigene Waffe verrissen hatte. Und das, nachdem er das Tier endlich aufgespürt hatte und mit seiner 3,57 Magnum in Anschlag gegangen war.
    Und jetzt? Sau weg, Hund weg und die Kugel irgendwo im Gestrüpp versenkt.
    Super Leistung, Hannes Harenberg, beglückwünschte er sich selbst und beschloss, sich auf den mühsamen Rückweg den Wald hinauf zu machen.
    Dass er die Sau noch mal finden würde, war unmöglich. Hoffentlich kommt Paula bald zurück, hoffte er inständig. Hannes wollte nach Hause, endlich aus den nassen und schmutzigen Klamotten raus und sich ein ordentliches Sonntagsfrühstück genehmigen.
    Diesen dämlichen Schuss zum sagbar ungünstigsten Zeitpunkt wird wohl der Nachbarpächter abgefeuert haben, überlegte er und verließ daher vorsichtig den Wald in Höhe des Schleicher Zitronenkreuzes.
    Das jahrhundertealte Denkmal stand grau und düster im Dunst der aufgehenden Morgensonne.
    Während der ganzen Nacht waren starke Schauer vom Himmel gedonnert. Der Regen hatte sich zwar verabschiedet, aber weiße Nebelschwaden waberten über die Wiesen am Waldrand wie dicke Wattebäusche. Seine Hose war klitschnass.
    Hannes sah sich um. Der Hochsitz in der Nähe war leer und von seinem Jagdnachbarn weit und breit nichts zu sehen.
    Seltsam. Er hätte schwören können, dass der Schuss von hier aus abgefeuert worden war. Da hatte ihn der Schall wohl getäuscht.
    Was soll’s, seufzte Hannes und kämpfte sich durch das hüfthohe Gras zur Bank neben dem Kreuz.
    Dann sah er ihn.
    Fast wäre er über ihn gestolpert. Der Mann lag auf dem Boden, versteckt im hohen Gras.
    Er lag auf dem Bauch, sein Rücken über und über mit Blut verschmiert.
    „Scheiße!“, brüllte Hannes laut in den morgenstillen Wald.
    Hannes versuchte, den Körper umzudrehen. So, dass er das Gesicht des Mannes sehen konnte.  Hannes zerrte am Oberkörper, aber die Beine wollten nicht mit. Wie ein nasser Sack. Wie konnte ein Mensch nur so schwer sein?
    Endlich hatte er es geschafft. Als der Kopf des Mannes zurück ins Gras plumpste, entließ sein Mund einen Schwall aus roten, schaumigen Blasen, begleitet von einer Art tiefem Grunzen.
    Hannes schrie vor lauter Schreck und wich ein paar Meter zurück. Erstmal tief Luft holen. Erstmal den Puls runter bringen.
    Eine Weile beäugte er ihn.
    Der Mann bewegte sich nicht. Vorsichtig und zaghaft ging Hannes wieder zu ihm hin.
    Er hatte Hemmungen, ihn erneut zu berühren.
    Das Gesicht war kaum zu erkennen. Überall Blut. Ausgelaufen aus Mund und Nase.
    Ein Anblick wie aus einem Gruselschocker.
    Warum auch immer, Hannes wollte ihn wieder zurückdrehen. So wie er dagelegen war, als er ihn gefunden hatte. Er wollte diese Augen nicht mehr sehen. Der Mann hatte seine Augen nicht geschlossen. Sie starrten Hannes an. Weit aufgerissen, irgendwie erstaunt und erschreckt blickend, obwohl kein Funken Leben mehr in ihnen war.
    Hannes machte sich daran, unter den Oberkörper zu fassen. Er schob seinen rechten Arm unter den Rücken und umfasste den leblosen Kopf mit der linken Hand.
    Fast hatte er es geschafft, als ihn eine Stimme von hinten in Panik  geraten und loslassen ließ. Es klatschte ekelhaft, als die Leiche in ihren eigenen Blutsee zurückglitschte.
    Langsam drehte Hannes sich um.
    Er sah Mathilde mit aschfahlem Gesicht. Gott sei Dank! Nur Mathilde, eine Nachbarin aus Bekond. Sie stand regungslos da, ihre Nordic Walking Stöcke in den behandschuhten Fingern.
    Ihre Lippen zitterten fast unmerklich in schnellen und harten Bewegungen. Ihre gestammelten Worte konnte er kaum verstehen:
    „Hannes … was hast du

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