Die Philosophen der Rundwelt
lebensnotwendige 7,6549. Man ist also versucht zu schlussfolgern, dass die Konstanten unseres Universums auf Kohlenstoff feinabgestimmt sind, um zu sichern, dass komplexes Leben entsteht. Hoyle hat diese Schlussfolgerung nicht gezogen, doch viele andere Wissenschaftler sind der Versuchung erlegen.
Es klingt doch gut, was also stimmt nicht? Der Physiker Victor Stenger nennt diese Art zu argumentieren »Kosmythologie«. Ein anderer Physiker, Craig Hogan, hat den Finger auf einen der wunden Punkte gelegt. Die Argumentation behandelt die Temperatur des Roten Riesen und jenen Vier-Prozent-Unterschied bei den Energieniveaus, als ob sie unabhängig voneinander wären. Sie geht also davon aus, man könnte die Fundamentalkonstanten der Physik ändern, ohne dass sich die Funktionsweise eines Roten Riesen ändern würde. Das ist jedoch offensichtlich Unsinn. Hogan weist darauf hin, dass zur Struktur von Sternen ein eingebauter Thermostat gehört, der die Temperatur automatisch auf genau den Wert einregelt, der benötigt wird, um die Reaktion im richtigen Tempo ablaufen zu lassen. Es ist, als staunte man, dass die Temperatur in einem Feuer gerade richtig ist, um Holz zu verbrennen, wo doch diese Temperatur in Wahrheit von der chemischen Reaktion erzeugt wird, mit der Holz verbrennt. Diese Art Versäumnis, die wechselseitige Bedingtheit von Naturerscheinungen zu untersuchen, ist ein typischer und recht weit verbreiteter Fehler bei anthropischen Gedankengängen.
Was in der Menschenwelt zählt, ist nicht Kohlenstoff, sondern Narrativium. Und in diesem Zusammenhang möchten wir eine neue Art von Anthropischem Prinzip feststellen. Wie es sich ergibt, leben wir in einem Universum, dessen physikalische Konstanten gerade richtig sind, damit sich Gehirne auf Kohlenstoffbasis so weit entwickelt können, dass sie Narrativium hervorbringen, wie ein Stern Kohlenstoff hervorbringt. Und das Narrativium tut verrückte Dinge, wie Maschinen auf den Mond zu bringen. Wirklich, wenn Kohlenstoff (noch) nicht existierte, dann könnte jede Lebensform auf Narrativiumbasis einen Weg finden, ihn herzustellen, indem sie sich eine richtig packende Geschichte erzählen würde, wie notwendig er ist. Die Kausalität in diesem Universum ist also unverbesserlich sonderbar. Die Physiker führen das alles gern auf die Fundamentalkonstanten zurück, aber es ähnelt mehr einem Beispiel für Murphys Gesetz.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Je mehr wir über Narrativium in menschlichen Angelegenheiten nachdenken, umso deutlicher sehen wir, dass sich unsere Welt um die Macht der Geschichten dreht. Wir bauen unseren Geist auf, indem wir Geschichten erzählen. Zeitungen wählen Nachrichten nach ihrem Wert als Geschichte aus, nicht danach, wie wichtig sie tatsächlich sind. »England verliert Cricket-Turnier gegen Australien« ist eine Geschichte (wenn auch keine sehr überraschende) und kommt auf die Titelseite. »Ärzte sind der Ansicht, dass sie die Diagnostik von Leberkrankheiten um ein Prozent verbessert haben könnten« ist keine Geschichte, obwohl der größte Teil der Wissenschaft so funktioniert (und in künftigen Jahren, je nach dem Zustand Ihrer Leber, werden Sie das vielleicht für eine wichtigere Geschichte als ein Cricket-Turnier halten).
»Wissenschaftler behauptet, Krebs heilen zu können« hingegen ist eine Geschichte, auch wenn die angebliche Heilmethode vielleicht Unsinn ist. Ebenso »Spiritistisches Medium behauptet, Krebs heilen zu können« und »Geheime verschlüsselte Vorhersagen in der Bibel verborgen«, leider.
Während wir diese Zeilen schreiben, herrscht Aufruhr um eine kleine Gruppe von Leuten, die einen Menschen zu klonen gedenken. Es ist eine große Story, aber sehr wenige Zeitungen melden das wahrscheinlichste Ergebnis dieses Versuchs, nämlich komplettes Misslingen. Es waren 277 Fehlversuche notwendig, davon einige ziemlich widerwärtige, bis das Schaf Dolly geklont wurde, und bei Dolly sind jetzt schwere genetische Defekte entdeckt worden, das arme Schäfchen.
Der Versuch, einen Menschen zu klonen, ist vielleicht wirklich ethisch verwerflich, doch es gibt bessere Einwände gegen dieses verfehlte und törichte Unterfangen. Der beste ist, dass es nicht funktionieren wird, weil bisher niemand weiß, wie zahlreiche technische Hindernisse zu überwinden wären; außerdem, wenn es durch einen (un)glücklichen Zufall doch funktionieren würde, hätte jedes so erzeugte Kind schwere gesundheitliche Mängel. Solch ein Kind zu erzeugen
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