Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
hinterlassen. Als ich den Zettel in die Hand nahm, fiel Geld heraus. Wenn ich ihn das nächste Mal in die Finger bekam, würde ich ihn umbringen.
„Er hat den Vampir in mir geweckt, Lizzy. Ich weiß nicht, ob es einen Weg zurück gibt. Ich bin eine Gefahr für dich. Für alle. “
Verdammt. Das hatte ich nicht berücksichtigt. Ich hatte angenommen, wenn der Hexenmeister erst einmal tot wäre, würde alles wieder wie vorher sein. Doch die Wahrheit sah anders aus: Jimmy war zur Hälfte ein Vampir.
Es klopfte jemand an der Tür. Rasch wickelte ich mir die Decke um und lugte durch den Spion. Der Page mit einem Paket.
Ich gab ihm fünf Dollar Trinkgeld – nur weil ich echt sauer über das Geld war, hieß das nicht, dass ich es nicht ausgeben würde –, dann sah ich auf den Absender.
Sawyer. Mein Blick wanderte zu dem Türkis, den ich zusammen mit dem Kreuz und dem Foto auf den Nachttisch gelegt hatte. Sicher war sicher.
Als ich die Verpackung aufriss, kam ein wunderschönes Seidengewand zum Vorschein. Es glänzte in allen Mitternachtsfarben: blau, violett, schwarz, mit Funken aus Silber. Ich hielt es hoch und machte vor Überraschung große Augen, als ich einen Wolf darauf schillern sah, der kurz erschien, um gleich wieder zu verschwinden. Dann abermals erschien, um ebenso schnell wieder zu verschwinden …
Ein Briefchen fiel zu Boden. Heute war wohl mein Tag für schriftliche Mitteilungen.
„Summer sagt, Gefahr im Anmarsch. Du wirst das hier brauchen.“
Oh ja, man konnte sich getrost auf Sawyer verlassen, er würde einen ganz sicher daran erinnern, dass die Schlacht zwar gewonnen, doch der Krieg noch nicht vorbei war. Beide Seiten hatten schwere Verluste erlitten. Sie würden sich neu formieren, doch wir ebenso. Jimmy hatte unrecht gehabt, als er gesagt hatte, all unsere Chancen auf einen Sieg habe er vertan. Sicher hatte er der anderen Seite einen Vorteil verschafft, doch so schnell würde ich nicht das Handtuch werfen.
Fasziniert starrte ich auf das Gewand, so wunderschön und tödlich. Gefahr war tatsächlich im Anmarsch, auch ich konnte das spüren. Irgendwo, nicht weit von hier, zog ein Sturm auf; Hagel, Blitz und Donner würden auf die Welt niedergehen.
Aber alles schön der Reihe nach.
Ich brauchte Jimmy, und ich würde ihn finden. Schließlich war ich im Aufspüren von Vermissten große Klasse.
Das Gewand stopfte ich in die Schachtel zurück.
Fürs Erste konnte der Jüngste Tag warten.
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel
Phoenix-Chronicles. Any Given Doomsday
bei St. Martin’s Press, New York.
Deutschsprachige Erstausgabe August 2009 bei LYX
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
Gertrudenstraße 30–36, 50667 Köln
Copyright © 2008 by Lori Handeland
Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press LLC
durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH,
30827 Garbsen, vermittelt.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe 2009
bei EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: HildenDesign, München
Umschlagillustration: © HildenDesign
unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock
Redaktion: Angela Herrmann
Satz: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-8025-8411-4
www.egmont-lyx.de
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