Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
„Jimmy ist nicht bei Sinnen. Wenn er es wäre, dann würde er seinen Vater auch töten wollen.“
    „Und dann wären alle unsere Probleme gelöst.“ Wieder holte er tief Atem, stieß die Luft dann ganz schnell wieder aus, bevor er fortfuhr: „Vorübergehend. Aber er ist nicht er selbst. Wenn es dir irgendwie gelingen sollte, den Hexenmeister umzubringen, dann nimm dir danach Jimmy vor. Es wäre ein Gnadentod. Bestimmt würde er es so wollen.“
    „Du hast ihn noch nie gemocht.“
    „Was gibt es an dem Kerl zu mögen? Er ist ein arrogantes Arschloch, das sich gedankenlos nimmt, was es will. So war er auch schon, als er seine Seele noch hatte.“
    „Glashaus“, murmelte ich nur.
    „Ich habe ja nie behauptet, eine Seele zu haben. Ich habe auch nie einer Frau ewige Liebe geschworen und ihr dann das Herz aus der Brust gerissen.“
    Meinte er das jetzt wörtlich oder im übertragenen Sinne? Ich legte mir die Hand auf die Brust. Mir gefiel mein Herz ganz gut da, wo es war.
    Egal, wie er es gemeint hatte, ich holte zum Gegenschlag aus. So war ich nun einmal. „Ich bezweifle, dass du in deinem langen, einsamen, dunklen und armseligen Leben überhaupt jemals jemanden geliebt hast.“
    Sawyer verschwamm vor meinen Augen. Und alles andere auch – der Himmel und die Berge, der Hogan, das Haus und die Schwitzhütte. Die Farben zerliefen, und als sie sich zu einer quirligen grauen Masse vereint hatten, ertönte Sawyers Stimme aus dem Nichts: „Das stimmt.“
    Darauf folgte eine seltsam verwirrende, haltlose Zeit, in der ich Traum und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden konnte. Die Nacht ging in den Tag über. Immer war Jimmy da, es war eine Orgie zu zweit.
    Er nahm mich auf jede erdenkliche und unerdenkliche Weise. Lust und Schmerz waren nicht mehr voneinander zu trennen. Immer am Rande des Bewusstseins, am Rande eines Orgasmus. Wenn ich das Bewusstsein verlor, dann wurde alles pechschwarz, zog mich in die Dunkelheit, in der ich das Licht vergeblich suchte.
    Wenn ich träumte, dann immer von Schlangen und Kojoten, Wölfen und Bären, Berglöwen und kichernden Hexen. Überdeckt wurde alles von dem schlürfenden Geräusch eines Strohhalms, der schon längst alles leer getrunken hatte und nur noch Luft zog.
    Manchmal weckte mich ein Schmerz, der wie tausend Nadeln an meinen Brüsten, der Innenseite meiner Schenkel und der zarten Haut meiner Armbeuge stach. Ich spürte ihn in mir, wenn er mich zum Orgasmus trieb, wir rollten übereinander, während er wieder und wieder von mir trank.
    Aus meinem Leben wurde der Tod, oder vielleicht bedeutete mein Tod sein Leben. Ich wusste es nicht. Ich konnte nicht entkommen. Matt und träge wie ich war, wollte ich es auch nicht. Mit der Welt verband mich nur noch das scharfe Zerren seiner Zähne und das permanente Bedürfnis, ihn in mir zu spüren. Das brauchte ich; ich brauchte ihn, verlangte nach ihm. Jetzt war ich wahrhaftig seine Sklavin.
    Ich schreckte hoch und rang keuchend nach Luft, als käme ich aus der Tiefe eines Sees und bräche nun endlich durch die Oberfläche, der Sonne entgegen.
    Es schien tatsächlich die Sonne. Und Jimmy war verschwunden. Mein Mund war so ausgetrocknet wie die Wüste in Sawyers Traum. Als hätte ich einen Kater, dabei hatte ich überhaupt keinen Alkohol getrunken.
    Ich stolperte ins Badezimmer. Blass war ich und verdammt dünn, viel dünner als jemals zuvor. Man konnte meine Rippen zählen, mein Bauch war regelrecht eingefallen, selbst meine Arme wirkten knochig. Aber am Hals war alles wunderbar. Sofort untersuchte ich meine Brüste, meine Oberschenkel, meine Arme. Makellos.
    Was war wirklich geschehen? Wie viel Zeit war in der Zwischenzeit vergangen?
    Das heiße Wasser der Dusche linderte meine Schmerzen, verstärkte aber die Benommenheit, und ich musste jetzt nachdenken. Also stieg ich heraus, lange bevor ich mit meiner Toilette fertig war.
    „Sein eigen Fleisch und Blut“, murmelte ich. „Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben.“
    Ich wusste nicht genug über die Nephilim und die Art und Weise, wie man sie tötete. Seit Ruthie gestorben und Jimmy ein Spielzeug der bösen Seite geworden war, hatte ich wenig Zeit gehabt, mehr darüber zu erfahren.
    Vom Badezimmer ging ich ins Wohnzimmer. Über das Sofa war ein Haremskostüm drapiert. Ich würde es ja für einen Scherz gehalten haben, wenn ich nicht gewusst hätte, dass hier außer mir keiner Sinn für Humor hatte. Ich zog es an, denn immerhin waren die Pluderhose und das bauschige

Weitere Kostenlose Bücher