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Die Physiker

Die Physiker

Titel: Die Physiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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ein anständiger Mensch. Ich bleibe.
    Schweigen.
    NEWTON   Ich bleibe auch. Für
immer.
    Schweigen.
    MÖBIUS   Ich danke euch. Um der
kleinen Chance willen, [77]  die nun die Welt doch noch besitzt davonzukommen. Er erhebt sein Glas. Auf unsere Krankenschwestern!
    Sie haben sich feierlich erhoben.
    NEWTON   Ich trinke auf Dorothea
Moser.
    DIE BEIDEN ANDERN   Auf Schwester
Dorothea!
    NEWTON   Dorothea! Ich mußte dich
opfern. Ich gab dir den Tod für deine Liebe! Nun will ich mich deiner würdig
erweisen.
    EINSTEIN   Ich trinke auf Irene
Straub.
    DIE BEIDEN ANDERN   Auf Schwester
Irene!
    EINSTEIN   Irene! Ich mußte dich
opfern. Dich zu loben und deine Hingabe zu preisen, will ich vernünftig
handeln.
    MÖBIUS   Ich trinke auf Monika
Stettler.
    DIE BEIDEN ANDERN   Auf Schwester
Monika!
    MÖBIUS   Monika! Ich mußte dich
opfern. Deine Liebe segne die Freundschaft, die wir drei Physiker in deinem
Namen geschlossen haben. Gib uns die Kraft, als Narren das Geheimnis unserer
Wissenschaft treu zu bewahren.
    Sie trinken, stellen die Gläser auf den Tisch.
    NEWTON   Verwandeln wir uns wieder
in Verrückte. Geistern wir als Newton daher.
    EINSTEIN   Fiedeln wir wieder
Kreisler und Beethoven.
    MÖBIUS   Lassen wir wieder Salomo
erscheinen.
    NEWTON   Verrückt, aber weise.
    EINSTEIN   Gefangen, aber frei.
    MÖBIUS   Physiker, aber
unschuldig.
    [78]  Die drei winken sich zu, gehen auf ihre Zimmer.
Der Raum ist leer. Von rechts kommen McArthur und Murillo. Sie tragen nun beide
eine schwarze Uniform mit Mütze und Pistolen. Sie räumen den Tisch ab. McArthur
fährt den Wagen mit dem Geschirr nach rechts hinaus, Murillo stellt vor das
Fenster rechts den runden Tisch, darauf die umgekehrten Stühle, wie beim
Aufräumen in einer Wirtschaft. Dann geht auch Murillo nach rechts hinaus. Der
Raum ist wieder leer. Dann kommt von rechts Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd.
Wie immer mit weißem Ärztekittel, Stethoskop. Sie schaut sich um. Endlich kommt
noch Sievers, ebenfalls in schwarzer Uniform.
    OBERPFLEGER   Boss.
    FRL. DOKTOR   Sievers, das Bild.
    McArthur und Murillo tragen ein großes Porträt in
einem schweren goldenen Rahmen herein, einen General darstellend. Sievers hängt
das alte Porträt ab und das neue auf.
    FRL. DOKTOR   Der General Leonidas
von Zahnd ist hier besser aufgehoben als bei den Weibern. Er sieht immer noch
großartig aus, der alte Haudegen, trotz seines Basedows. Er liebte Heldentode,
und so was hat in diesem Hause ja nun stattgefunden. Sie
betrachtet das Bild ihres Vaters. Dafür kommt der Geheimrat in die
Frauenabteilung zu den Millionärinnen. Stellt ihn einstweilen in den Korridor.
    [79]  McArthur und Murillo tragen das Bild nach rechts
hinaus.
    FRL. DOKTOR   Ist Generaldirektor
Fröben gekommen mit seinen Helden?
    OBERPFLEGER   Sie warten im grünen
Salon. Soll ich Sekt und Kaviar bereitstellen?
    FRL. DOKTOR   Die Koryphäen sind
nicht da, um zu schlemmen, sondern um zu arbeiten.
    Sie setzt sich aufs Sofa. McArthur und Murillo von
rechts zurück.
    FRL. DOKTOR   Holen Sie die drei,
Sievers.
    OBERPFLEGER   Zu Befehl, Boss. Er geht zu Zimmer Nummer 1, öffnet die Tür. Möbius,
rauskommen!
    McArthur und Murillo öffnen die Türen 2 und 3.
    MURILLO   Newton, rauskommen!
    MCARTHUR   Einstein, rauskommen!
    Newton, Einstein und Möbius kommen. Alle verklärt.
    NEWTON   Eine geheimnisvolle
Nacht. Unendlich und erhaben. Durch das Gitter meines Fensters funkeln Jupiter
und Saturn, offenbaren die Gesetze des Alls.
    EINSTEIN   Eine glückliche Nacht.
Tröstlich und gut. Die Rätsel schweigen, die Fragen sind verstummt. Ich möchte
geigen und nie mehr enden.
    MÖBIUS   Eine andächtige Nacht.
Tiefblau und fromm. Die Nacht des mächtigen Königs. Sein weißer Schatten löst
sich von der Wand. Seine Augen leuchten.
    [80]  Schweigen.
    FRL. DOKTOR   Möbius. Auf
Anordnung des Staatsanwaltes darf ich nur in Anwesenheit eines Wärters mit
Ihnen reden.
    MÖBIUS   Verstehe, Fräulein
Doktor.
    FRL. DOKTOR   Aber was ich zu
sagen habe, geht auch Ihre Kollegen, Alec Jasper Kilton und Joseph Eisler, an.
    Die beiden starren sie verwundert an.
    NEWTON   Sie – wissen?
    Die beiden wollen ihre Revolver ziehen, werden aber
von Murillo und McArthur entwaffnet.
    FRL. DOKTOR   Ihr Gespräch, meine
Herren, ist abgehört worden; ich hatte schon längst Verdacht geschöpft. Holt
Kiltons und Eislers Geheimsender, McArthur und Murillo.
    OBERPFLEGER   Die Hände hinter den
Nacken, ihr drei!
    Möbius,

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