Vergiss nicht zu atmen
Kapitel 1
Gebrochene Herzen und Kaffeebecher (Alex)
In dem Moment, in dem ich mit dem Auto meiner Mutter losfuhr und mein Kaffeebecher immer noch auf dem Autodach stand, wusste ich, dass dies ein harter Tag werden würde. Der Becher, ein süßes Geschenk von Dylan, flog vom Dach und zerbrach in Millionen Teile. Ich stöhnte, als ich ihn im Rückspiegel wie in Zeitlupe zu Boden fliegen sah und sich mein Kaffee und viele kleine Porzellanscherben auf die Straße ergossen.
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Denn obwohl wir länger als 6 Monate nicht miteinander gesprochen hatten, obwohl er mit das Herz gebrochen, jeden Kontakt vermieden und meine Briefe ignoriert hatte, tat es immer noch weh.
Ich fuhr an den Straßenrand und holte tief Luft. Dylan hatte den Becher von einem Straßenhändler in Jerusalem gekauft, der ihn vor Ort mit einem digitalen Foto bedruckt hatte: Ein Foto von uns beiden, wie wir zusammen bis zur Hüfte im Mittelmeer stehen und uns umarmen. Auf dem Foto hatte ich einen erstaunlich leeren Gesichtsausdruck wie wir uns so in die Augen starrten. Im Rückblick sehe ich aus als hätte ich unter Drogen gestanden.
Natürlich sagte Kelly mir schon seit 6 Monaten ich solle den Becher entsorgen. Sie meinte, es wäre Zeit in die Zukunft zu schauen, an der Zeit Dylan zu vergessen.
Ich holte nochmals tief Luft. Kelly hatte Recht. Ja, wir hatten ein paar Probleme. Ja, ich hatte zuviel getrunken und habe einige Dinge gesagt, die ich bereue. Aber nichts Unverzeihliches. Nichts, dass sein Verschwinden von der Erde gerechtfertigt hätte.
Ich schaute in den Rückspiegel und korrigierte schnell den Schaden, den meine unfreiwilligen Tränen verursacht hatten, bevor ich weiterfuhr. Ich würde für mein zweites Jahr auf dem College zurück nach New York fliegen und verdammt noch mal einen neuen Kaffeebecher kaufen. Ich würde ihn einfach mit auf die detaillierte To-Do-Liste setzen, die auf dem Beifahrersitz lag. Neuer Kaffeebecher. Einer ohne Vergangenheit. Kelly würde stolz auf mich sein.
Gerade als ich losfahren wollte, klingelte mein Telefon und da ich es nicht gut ignorieren konnte nahm ich ab.
„Hallo?“
„Spricht dort Alexandra Thomson?“
„Ja, ich bin Alex“, sagte ich.
„Hallo, hier spricht Sandra Barnhardt vom Studierendensekretariat.“
„Oh“, sagte ich, auf einmal angespannt. Von manchen Leuten möchte man nicht angerufen werden bevor die Schule beginnt und das Studierendensekretariat stand ganz oben auf der Liste.
„Hmm… was kann ich für Sie tun?“
„Ich fürchte ich habe schlechte Nachrichten. Professor Allen wird dieses Jahr kurzfristig eine Auszeit von unbekannter Länge nehmen, was bedeutet, dass Ihr Posten als studentische Hilfskraft weggefallen ist.“
Auszeit von unbekannter Länge? Ich vermutete ja Professor Allen machte eine Entziehungskur. Vom ersten Tag an war ich ziemlich sicher, dass er Koks nahm. Egal!
„Also, ähm… was bedeutet das jetzt konkret?“
„Na ja… die gute Nachricht ist, dass wir einen anderen Posten für Sie gefunden haben.“
Ich konnte kaum erwarten das zu hören. Ohne Zweifel würde ich jetzt Töpfe für einen der Speisesäle schrubben müssen. Ich wartete und wartete. „Ähm… vielleicht könnten Sie mir mehr über meinen neuen Posten sagen?“
Sandra Barnhardt vom Studierendensekretariat hustete, anscheinend war sie etwas verlegen.
„Sie müssen verstehen, dass dieses Arrangement auf den letzten Drücker zustande kam. Also, einer unserer Autoren hier an der Universität hat zwei Rechercheassistenten angefordert. Sie werden für ihn arbeiten.“
„Oh…ja. Na ja, das klingt zumindest interessant.“
„Ich hoffe es“, sagte sie. „Sind sie schon hier auf dem Campus?“
„Nein, ich bin in San Francisco, ich fliege übermorgen zurück.“
„Okay. Ja dann. Kommen Sie kurz bei mir vorbei, wenn Sie da sind, dann kann ich Ihnen die genauen Informationen geben.“
„Super“, sagte ich. „Bis in ein paar Tagen.“
Okay, ich gebe es zu, das klang wirklich interessant. Autor an der Universität, was bedeutete das überhaupt? Egal was es bedeutete, es würde auf jeden Fall interessanter werden als Professor Allans Ablage.
Ich fuhr endlich los und erledigte meine Einkäufe. Es wurde Zeit alles für das nächste Jahr zu besorgen. Beginnend mit einem neuen Kaffeebecher.
***
„Alex!“
Kellys Schrei hatte etwa 125 Dezibel und war irgendwo an der Obergrenze der menschlichen Tonlage. Dazu hüpfte sie auf und ab als hätte
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