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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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war wohlbehalten aus Avignon zurückgekehrt, indes hatte sich noch kein Ritter gefunden, der ihn in seinen Dienst nehmen wollte. Ob er nicht willens sei …? Ja, er würde den Burschen erneut unter seine Fittiche nehmen. Indes würde Jérôme sich möglicherweise langweilen, denn hier auf Domrémy gäbe es gewiss kaum Abenteuer mit Strauchdieben und Wegelagerern zu bestehen. Der Bauch des stets hungrigen Knappen würde hingegen keinen Anlass zum Knurren haben. Wahrscheinlich, dachte Robyn schmunzelnd, wird Jérôme der bestgenährte und rundlichste Knappe Frankreichs werden, wenn es nach ihm geht. Indes nahm er sich vor, ihn täglich zu ertüchtigen und mancherlei ritterliche Übungen mit ihm abzuhalten. Ja, er freute sich bereits auf die Ankunft des Jünglings, der ihn mit seinen Späßen und Eskapaden auf dem langen Ritt nach Avignon oft so trefflich amüsiert hatte.
    Während er sich der Burg – seiner Burg – näherte, fiel sein Blick auf eine eingezäunte Weide, auf der einige alte Esel grasten, und sein Grinsen wurde breiter.
    Typisch Leonor, dachte er. Sie war nicht nur bezaubernd schön und hinreißend leidenschaftlich, sondern auch überaus gutherzig. Nicht nur, dass sie sich um die zerlumpten, mageren Kinder der Bauern kümmerte, für die sie umgehend einfache, doch saubere Kittel hatte nähen lassen und denen sie Körbeweise Nahrung in die Hütten bringen ließ. Nein, auch alten, ausgedienten Eseln hatte sie eine Zuflucht geschaffen. Vielleicht im Gedenken des mageren Tieres der angeblichen Nonne – wer sich hinter der vermeintlichen Schwester Clara in Wirklichkeit verborgen hatte, würde man wohl nie erfahren. Deren Graurock hatte sie nicht helfen können, doch den Eseln und ausgedienten Pferden, die auf Domrémy untergekommen waren und jetzt in der Nähe von Maron und Leonors Zelter, den er zusammen mit ihrer Mitgift aus Eschenbronn hatte holen lassen, auf den noch saftigen Weiden grasten, würde es auf ihre alten Tage an nichts mangeln.
    Er hieß Leonors Handeln gut, auch wenn das Gut derzeit noch nicht allzu viel abwarf. Bei seiner Ankunft war er vom Zustand der Burg nicht eben angetan und entsetzt gewesen, in welch erbärmlichen Umständen die Leibeigenen lebten. Indes war er zuversichtlich, seinem Land in Zukunft bei guter Pflege mehr abringen und die Grafschaft zum Blühen bringen zu können. Außerdem hatte König Charles ihn zusätzlich noch mit einem prall gefüllten Beutel voller Goldstücke belohnt, sodass er und Leonor den ersten Winter auf Domrémy gut überstehen würden.
    Nunmehr klopfte sein Herz schneller bei dem Gedanken, dass er bald seine einzigartige, wunderbare Frau, die der Himmel ihm zugeführt hatte, in die Arme schließen konnte. Und so trieb er seinen Hengst an, um so schnell wie möglich bei ihr zu sein.
    Tarras, der vor dem Kamin gedöst hatte, hob den Kopf und wedelte mit dem Schwanz, als sich die Tür zur Kemenate öffnete und sein Herr eintrat.
    Erfreut eilte Leonor ihrem Gemahl, der von einer Inspektion seiner Ländereien zurückkehrte, entgegen und schmiegte sich in seine Arme.
    Robyn drückte einen Kuss auf ihr Haar, hob ihre Hände und erblickte die Tintenflecken an ihren Fingern.
    „Nun, was hat meine gelehrte Gemahlin heute geschrieben?“, erkundigte er sich schmunzelnd.
    „Gerade bin ich zu der Stelle gekommen, wo wir uns das erste Mal begegneten“, erwiderte Leonor lachend.
    „Aha, ich hoffe, du schreibst nur Gutes über den tapferen Ritter, der dich aus dem Abgrund rettete, und gibst zu, dass du von Anfang an angetan warst von seiner edlen Gestalt.“
    „Tja, um der Wahrheit die Ehre zu geben, die … hm … edle männliche Gestalt ist mir durchaus aufgefallen. Indes fand ich das Verhalten besagten Ritters doch recht brummig und unwirsch.“
    Robyn fasste sie bei der Taille und wirbelte sie herum. „Aber Leonor, das habe ich dir doch erklärt. In deiner Gegenwart war mir zunächst so seltsam zumute. Ich hielt dich für einen jungen Mann und fühlte mich dennoch zu dir hingezogen. Das hat mich zutiefst verwirrt und ließ mich so zurückhaltend reagieren. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war, als ich in der Burg des Marchese die Gewissheit erhielt, dass du tatsächlich eine Frau bist, was ich insgeheim nach deinen Wurfkünsten schon vermutet hatte. Auch dein Gang, die anmutige Art, mit der du dich bewegtest, weckten schnell Zweifel in mir. Indes musste ich dich zu deinem eigenen Schutz noch eine Weile den Knappen spielen lassen, konnte ich als Kurier

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