Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
Vom Netzwerk:
ausgesetzt sei, die ihre Zukunft aufs Spiel setzen …
    Gerrard entdeckte plötzlich, daß er aufgestanden war. Anne, die allem Anschein nach seine Bewegung nicht bemerkt hatte, kritzelte mit gesenktem Blick auf ihrem Block, Buchan inspizierte gerade gewissenhaft seine Pfeife, Scanion belächelte die Peinlichkeit der Situation. Gerrard geriet in Wut, und seine Wut war kalt und hart. »Ich bitte ums Wort!« sagte er entschlossen.
    Wright blickte ihn kühl an und sagte: »Bedaure, ich bin noch nicht fertig.«
    »Sie haben schon genug geredet!«
    Wright wurde rot vor Zorn: »Diese Konferenz …«
    »Was für eine Konferenz, um Gottes Willen? Wir sind nur acht Leute und wir sind hier zusammengekommen, um über den Tod unseres Gründers zu sprechen, aber die Zerstörung einer halben Stadt … Jetzt rede ich!«
    Wright wollte etwas sagen, aber Anne legte ihre Hand auf seinen Arm. »Bitte, lassen Sie ihn sprechen.«
    Wright zögerte einen Moment, dann fügte er sich: »Bitte, Dr. Gerrard.«
    Gerrard räusperte sich und blickte sich um.
    »Nun, ich bin neu hier und es sieht so aus, als würde ich auch nicht lange bleiben, und deshalb will ich damit anfangen, daß ich Ihnen versichere, in meinem ganzen Leben noch nie einen solchen Haufen von selbstgefälligen und selbstsüchtigen Heuchlern gesehen zu haben. Ich will mich hier nicht bei den ungeheuerlichen und ekelerregenden Halbwahrheiten aufhalten, die Dr. Wright eben von sich gegeben hat, und auch kein Wort über seine Haltung gegenüber der ganzen Angelegenheit verlieren, die meiner Meinung nach völlig an der Verantwortung vorbeigeht, die uns …«
    Wright sprang mit weißem Gesicht auf: »Ich protestiere …«
    »Lassen Sie mich ausreden«, fuhr Gerrard ihn an. »Ich habe ein Wort des Bedauerns oder der Reue von Ihnen erwartet. Nur ein Wort, das mir gesagt hätte, daß Sie aus den Ereignissen etwas gelernt haben. Ein Wort nur, daß Sie wenigstens einen Funken gesellschaftliche Verantwortung empfinden.
    Als Kramer dieses Unternehmen gründete, war es eine große Sache und wir waren alle begeistert. Er hatte Ideen, er konnte sie in die Tat umsetzen, und er empfand Verantwortung, denn die schrecklichen Ergebnisse der Technologie beunruhigten ihn. Aber seine Einstellung änderte sich, das wissen wir alle. Meine Einstellung hat sich nicht geändert.
    Unsere Gruppe kann ein gewaltiges Potential von Fachwissen und Erfahrung auf die Beine stellen, wir wissen es zu benutzen, wir können schöpferisch denken und wir könnten uns nun daranmachen, Dinge zum Wohl der Menschen zu entwickeln und zu produzieren. Nicht nur, um einen Gewinn zu erzielen – es ist ganz klar, daß wir unsere Kosten decken müssen –, sondern um alles, was wir haben und können, der Gesellschaft zugute kommen zu lassen. Wir werden nie erfahren, wie groß unsere Verantwortung an dieser Katastrophe wirklich ist. Wir haben das Degron entwickelt, wir haben die Flasche erfunden. Niemand konnte die Bakterien voraussehen, die daran gediehen sind. Aber unser Produkt – das Ergebnis unseres Denkens – hat bei der Katastrophe eine wesentliche Rolle gespielt. Niemand von uns hat die Absicht gehabt, etwas anderes zu tun, als technische Tüchtigkeit zu beweisen. Das ist uns gelungen – und London ist fast untergegangen. Das ist gewiß mehr als genug, um unserer Arbeit ein neues Ziel zu setzen. Beim nächsten mal kann es die ganze Welt sein. Wenn diese Gruppe weiterbestehen soll – und ich hoffe, daß sie weiterbesteht – dann muß sie sich jetzt klar werden, was sie eigentlich tut und vor allem: warum. Es ist ganz klar: wir sind ein wirtschaftliches Unternehmen und die Investoren wollen ihr Geld arbeiten sehen. Das ist ihr gutes Recht und so soll es auch sein, aber selbst in diesem Rahmen lassen sich gewiß Mittel und Wege finden, zum Wohl der menschlichen Gesellschaft kreativ zu sein.« Er geriet einen Augenblick ins Stocken. »Das war’s, was ich sagen wollte«, sagte er und setzte sich.
    Nach Gerrards Rede herrschte langes Schweigen. Er blickte über den Tisch. Der einzige, der seinem Blick begegnete, war Buchan, der ihn mit einem spöttischen Lächeln ansah, aber es war unmöglich, herauszulesen, ob das Beifall für seine Rede oder Tadel für seine Leidenschaftlichkeit bedeutete.
    Anne hielt den Blick gesenkt. Wie Gerrard suchte auch Wright vorsichtig die Reaktionen der Anwesenden auszuloten. Allem Anschein nach empfand er das Ergebnis seiner Beobachtungen befriedigend. Allem Anschein nach hatte Gerrard mit

Weitere Kostenlose Bücher