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Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Titel: Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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antwortete Roswitha, „aber er gibt sich Mühe. Das haben wir beim Trainieren gemerkt.“
    Mutter Pollinger wandte sich an Hans-Heinrich: „Möchtest du auch einmal Versicherungs-Direktor werden wie Vati?“
    „Nein!“ rief Hans-Heinrich. „Ich will nicht den ganzen Tag im Büro hocken. Ich möchte Filmemacher werden oder Weltraumfahrer oder Linksaußen in der Fußball-Nationalelf.“
    „Tja“, meinte Mutter Pollinger, „dann möchte der kleine Bim vielleicht auch kein solcher Heuler und Polterer werden wie sein Vater.“
    „Wir fragen ihn“, sagte Roswitha. „Vielleicht möchte er Schlagersänger werden; dazu braucht er gar nicht viel Kraft. Ins Ofenrohr hat er sehr schön hineingesungen. Und mit dem Holzbein könnte er die Begleitung dazu trommeln.“
    „Jedenfalls hast du keinen Knall, Mutti, und wir haben auch keinen“, stellte Hans-Heinrich fest.
    Mutter nickte. „Gott sei Dank. Und jetzt glaube ich nicht einmal mehr, daß ich die schwebende Roswitha nur geträumt habe.“
    „Hast du auch nicht“, sagte Roswitha.
    Dann schwiegen sie, denn es gab den Nachtisch. Schokoladepudding mit Himbeersoße muß man genießen, ohne dabei zu quatschen.
    Es schmeckte hervorragend, und Roswitha schloß verzückt die Augen. Da sah sie den kleinen Bim vor sich und hörte ihn sanft ins Ofenrohr singen. Mit seinem Holzbein trommelte er auf der Lenkstange des kaputten Fahrrades leise den Takt dazu. Was er sang, konnte Roswitha nicht verstehen, aber es klang recht nett.

    Fast so nett wie der neue Hit, der beim letzten Schlagerfestival den zweiten Preis bekommen hatte.
    Roswitha öffnete die Augen, und das Bild verflog.
    Hans-Heinrich schmatzte Pudding mit Soße. Aus dem Fernseher, den Mutter eben angedreht hatte, klang der Festival-Hit; und der Schlagzeuger klopfte auf der Trommelkante den Takt dazu.
    Kurz darauf sagte Mutter: „Es ist spät geworden. Geht zu Bett. Den Abwasch mache ich heute allein.“
    Hans-Heinrich und Roswitha verdrückten sich sofort; vor allem deshalb, weil sie nicht abtrocknen und Geschirr einräumen mußten. Sie hielten nicht einmal mehr eine Geheimkonferenz ab. Dazu waren sie viel zu müde.
     
    Die Konferenz fand am nächsten Morgen beim Frühstück statt. Aber eigentlich war es gar keine richtige Konferenz, weil nur Vater Pollinger redete.
    „Mutti erzählte mir von euren sogenannten Abenteuern mit den angeblichen Poltergeistern“, sagte er zu Hans-Heinrich und Roswitha. „Ich verbiete euch, zu anderen Leuten davon zu sprechen!“ Er rollte mit den Augen. „Was sollen vernünftige Menschen von einem Versicherungs-Direktor denken, dessen Familie Gespenster sieht?“ fuhr er fort. „Soll ich mich vielleicht fragen lassen, ob ich auch gegen Geisterspuk versichere? — Ab sofort wird in diesem Haus kein einziges Wort mehr über Gespenster geredet!“ Er sah Hans-Heinrich und Roswitha durchdringend an. „Verstanden?!“
    Die Kinder zogen die Köpfe ein und nickten.
    „Na also“, sagte Vater Pollinger. Es klang schon beinahe besänftigt. „Aber vergeßt es nicht!“
    Dann schenkte er Roswitha und Hans-Heinrich je eine Mark für Fruchteis und verabschiedete sich, weil er zum Auswärtsspiel „seines“ Fußballvereins mitfahren wollte.
     
    Auch bei den Poltergeistern hatte es Verdruß gegeben.
    Weil der kleine Bim so müde war.
    Er hatte weitertrainiert, nachdem Hans-Heinrich und Roswitha sich verabschiedet hatten, war gegen Baumstämme geflogen und hatte mit dem Besenstiel Tannenzapfen aus den Wipfeln geschlagen.
    Zur Geisterstunde um Mitternacht, als Poltern und Heulen erst richtig losgehen sollten, war er fix und fertig. Er streifte das Holzbein ab, flatterte in die Blechschachtel hinein, rollte sich zusammen, schloß die Gucklöcher und schlief schon nach wenigen Sekunden wie ein Murmeltier zur Winterszeit.
    Mutter Sala seufzte.
    Vater Sim war wütend. „Dem hilft auch kein Menschentraining“, wetterte er los. „Er ist und bleibt eine halbe Portion!“ Dann begann er zu poltern und zu heulen, daß selbst Mutter Sala es mit der Angst zu tun bekam.
    Wie ein Sturmwind fegte er durch den nahen Wald, entwurzelte Bäume und blies armdicke Äste hoch in den Himmel. Siebzehn Eichhörnchen purzelten aus den Baumkronen; acht Nußhäher, einundzwanzig Wühlmäuse, sieben Laubfrösche, ein Wiesel und drei Jungfüchse wirbelten durcheinander; und fünf Nachteulen kriegten vor Schreck den Uhuhu-Schluckauf.
    Ein Mann, der auf dem Pengplatz heimlich Schutt abladen wollte, rannte mit dem

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