Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein
du, daß ich das schaffe, Papi?“
Vater Sim gab darauf keine Antwort. „Wir verschwinden von hier!“ befahl er heiser. „Los, mitkommen!“
Sie flitzten — der kleine Bim nur ungern — durch die Schlüssellöcher ins Freie, stießen hoch in den Himmel hinauf und wichen kurz darauf einem riesigen blechernen Vogel aus, der aus seinem Hinterteil Feuer spie.
Mutter Sala trieb zur Eile an. Sie sehnte sich nach der verfallenen Mauer auf dem Pengplatz, die wenigstens ein bißchen an die vertraute alte Zeit erinnerte...
Der Montag war ein verflixter Montag.
Trotz des Versprechens, nichts über die Poltergeister zu erzählen, hatte Willi Müller den Schnabel nicht halten können. Schon am Vormittag — während der großen Schulpause — hatte er einigen seiner Freunde von Vater Sim, Mutter Sala und dem kleinen Bim erzählt und verraten, daß auf dem Pengplatz eine Polterhütte gebaut werden sollte.
Die anderen hatten sich an die Stirn getippt und Willi Müller gefragt, ob er Idioten- oder Mogelsaft getrunken habe.
„Dann kommt doch heute nachmittag um drei zum Pengplatz“, hatte Willi wütend vorgeschlagen. „Aber versteckt euch am Waldrand, damit Hans-Heinrich und Roswitha euch nicht entdecken. Ich habe ihnen nämlich versprochen, den Mund zu halten. Ihr werdet zwar die Poltergeister nicht sehen, weil ihr nicht mit Po anfangt und keine doppelten Freitage und Dreizehner seid. Aber der Besenstiel, den Roswitha dem kleinen Bim hinten angebunden hat, wird euch so toll vortanzen, daß euch Hören und Sehen vergeht.“
Dann wettete er um je einen Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack.
Kurz darauf wußten noch weitere Jungen und eine ganze Menge Mädchen von der Spinnerei der Pollinger-Geschwister.
Die wenigsten glaubten die Geschichte mit den Poltergeistern, aber überzeugen wollten sich die meisten. Die einen, um die Spinner auszulachen, die anderen, um vielleicht doch einen tanzenden Besenstiel zu erleben...
Etwa zwanzig Minuten vor fünfzehn Uhr liefen und fuhren neunzehn Jungen und siebenundzwanzig Mädchen, die nicht zur „Pollinger-Gruppe“ gehörten, zum Pengplatz hinaus.
Aber das war noch nicht alles.
Am Waldrand und auf der Lichtung hatten sich auch neugierige Erwachsene eingefunden. Sie wollten die Wirbelsturm-Verwüstungen bestaunen, von denen die Zeitung heute früh berichtet hatte.
Dann kam Willi Müller mit fünf Kameraden dazu. Sie zogen Handwagen, die mit alten Brettern und Werkzeug beladen waren.
Kurz vor drei radelten Hans-Heinrich und Roswitha an. Sie brachten Nägel und Beschläge mit, dazu einige Stück Dachpappe, die sie von Bauarbeitern bekommen hatten.
„Da sind sie!“ rief Hannelore Schmidt aus der dritten Klasse und zeigte auf die Pollinger-Geschwister.
„Mist!“ brummte Hans-Heinrich. „Da hat einer gequatscht!“
Die neugierigen Jungen und Mädchen dachten nicht daran, sich zu verstecken. Sie umringten Roswitha und Hans-Heinrich und drängten: „Los, laßt den Besenstiel tanzen!“
„Wer war’s?“ fragte Roswitha die Jungen an den Handwagen.
„Macht schon!“ drängte Willi Müller. „Oder wollt ihr mich blamieren?“
„Also du!“ fuhr Hans-Heinrich ihn an. „Na warte, mit dir rück ich noch zusammen!“
„Laßt ihn tanzen, wenn’s kein Schwindel ist“, sagte Willi patzig.
„Jaaaaa!“ schrien die anderen so laut, daß auch einige Erwachsene aufmerksam wurden.
Hans-Heinrich wollte sich auf den Verräter stürzen; doch Roswitha hielt ihn zurück. Sie zeigte auf den Besenstiel neben der Blechschachtel. „Ich sehe zwar den kleinen Bim nicht“, flüsterte sie, „aber weit kann er nicht weg sein. Bitten wir ihn doch, daß er tanzen soll. Dann kriegen die anderen das Grausen, verlaß dich drauf.“
Die Pollinger-Geschwister gingen zum Waldrand, legten die Hände an den Mund und riefen: „Bim! — Hallo, Bim!“
Alle lauschten.
Der kleine Bim gab keine Antwort.
Hans-Heinrich und Roswitha riefen eine ganze Zeitlang und immer lauter.
Der kleine Bim ließ sich ebensowenig hören und sehen wie Vater Sim und Mutter Sala.
„Sie scheinen weggeflogen zu sein“, erklärte Hans-Heinrich endlich mürrisch.
Da gab es großes Gelächter und viel Spott mit Fingertippen an die Stirn.
Auch die sechs Freunde wandten sich ab, weil sie sich veralbert fühlten.
Willi Müller ließ die alten Bretter von den Wagen kippen. „Die dürft ihr behalten“, knurrte er zornig. „Ein zweites Mal kriegt ihr uns nicht mehr dran, verstanden?! Und die elf Kaugummi, die ich
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