Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
manche als einfachere sensorische
Areale gelten und andere als höher e assoziative Areale. „Alle geistigen Hochleistungen des Menschen hängen zwingend von der Aktivität des
assoziativen Cortex ab, allerdings niemals von ihm allein.“
So weit die Einführung frei nach Precht. So faszinierend unser Gehirn auch ist, denjenigen, die sich von Berufs wegen damit
beschäftigen, gehen vor lauter Begeisterung schon mal die Gäule durch. Vergleiche des Gehirns mit einem Schach-Computer etwa, der ständig auf der höchsten
Schwierigkeitsstufe arbeitet, vermitteln ein irreführendes Bild. Das Gehirn läuft meist – so Precht – „auf einem unteren Niveau“. Und das ist gut
so. Wäre dasGehirn ständig auf Hochtouren tätig, würden bei uns dauernd die Sicherungen durchbrennen und zum Systemabsturz führen.
Wir sollten Gehirne und Computer jedoch nicht gleichsetzen. Die ständigen Analogien schaffen mehr Verwirrung, als sie dem Verständnis
für die Funktionsweise des Gehirns nützlich sind. Ohne Hardware etwa kann kein Computerprogramm funktionieren, aber für die Software ist prinzipiell egal,
mit welcher Hardware sie läuft. Gehirne funktionieren jedoch keineswegs wie eine Software unabhängig von ihrer Hardware, dem menschlichen Rest. Anders ist
es nicht zu erklären, wie zwei Menschen mit einer grundsätzlich gleichen Gehirn-Ausstattung, also einer fast identischen Anzahl von Neuronen und Synapsen
einerseits den Faust , andererseits Das Eva-Prinzip haben schreiben können. Informationen werden im Gehirn nicht einfach abgespeichert. Jede
Wahrnehmung, jeder Gedanke verändert die Verbindungen zwischen den Neuronen. Wir wissen allerdings heute so gut wie nichts darüber, warum ein Mensch sein
Leben der Physik widmet, einem anderen dagegen nichts über den Fetisch Auto geht. Warum lernen manche Kinder das Lesen von alleine, während sich andere
damit so schwer tun? Wie kann es sein, dass jemand das Abitur ohne besondere Anstrengung schafft, ein anderer sich aber mit Mühe und Not durchkämpfen
muss? Nach allem, was wir heute wissen, hat das einmal mit den genetischen Voraussetzungen zu tun, mit den Erfahrungen, die Menschen machen, und mit
Gefühlen und Leidenschaften, die sie entwickeln. Menschen sind unterschiedlich, und die Pädagogen lehren uns zu Recht, dass man diese Unterschiedlichkeit
nicht werten soll. Ein Kind mag uns intelligenter scheinen als ein anderes, doch das weniger intelligente ist nicht weniger wert, nur weil ihm gewisse
Dinge schwerfallen. Ob es denen, die über einen hohen IQ verfügen, passt oder nicht: Intelligenz ist ein Merkmal wie Augenfarbe oder Schuhgröße. Wie wir
gesehen haben (vgl. Irrtum:Intelligente Kinder müssen nicht lernen), ist Wissen wichtiger als Intelligenz, d. h. weniger intelligente
Menschen können durch Anstrengung und Motivation intelligentere Menschen durchaus hinter sich lassen.
Zur Zeit werden kognitive Leistungen euphorisch gefeiert, doch es macht keinen Sinn, Gehirne mit Computern zu vergleichen, weil der
„Mechanismus, der Geist, Sinn und Verstand“ erzeugt, „noch lange nicht entschlüsselt“ ist (abermals Precht). Ein anderer Vergleich aber wird fast ebenso
häufig gezogen: Kindliche Gehirne, so ist dauernd zu lesen, seien so aufnahmefähig wie Schwämme. Allein deshalb könne man Kinder gar nicht
überfordern. Die ganze Wahrheit lautet allerdings: Ein Kind saugt immer nur das Wissen auf, das für seine Entwicklung gerade wichtig ist. Auch das
kindliche Gehirn hat einen begrenzten Arbeitsspeicher, und Kinder lernen nur dann optimal, wenn sie Aufgaben ihrem Alter, ihren Fähigkeiten und Interessen
entsprechend lösen können. Precht hat beobachtet, dass sein vier Jahre alter Sohn, der gerade ein besonderes Faible für Tiere hat, ohne Schwierigkeiten
zahlreiche Dinosaurier aufzählen kann und Ohrenrobben von Hundsrobben zu unterscheiden vermag. Sich ein T-Shirt anzuziehen aber fällt dem Filius
schwer. Klar, für ihn sind andere Dinge jetzt einfach wichtiger. Kinder zu Dingen zu zwingen, die sie noch überfordern, gehört laut Elsbeth Stern zu den
größten Fehlern, die Eltern und Erzieher machen können. Kinder sollen sich als kompetent erleben dürfen, nicht als hilflose Deppen. Auch deshalb ist die
Formel „je früher, desto besser“ falsch (vgl. dazu Irrtum: Kinder kann man nicht früh genug fördern).
Ein anderer Vergleich lautet, das Gehirn ließe sich wie ein Muskel trainieren. Da ist schon
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