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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Jacobs
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Bildungssysteme, in denen
     Menschen jeden Alters lernen können und müssen. Es spricht einiges dafür, dass wir unseren Ansatz „Geben wir gewisse Eltern auf und konzentrieren uns
     lieber auf ihre Kinder“ überdenken müssen.
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    Ob Sprachförderung im Kindergarten etwas bringt, hängt anscheinend davon ab, wie gut die Methoden sind und
     wie qualifiziert das Personal ist. Politikern reicht es häufig, wenn sie mit dem Stichwort „Förderung“ punkten können. Ob ein Projekt tatsächlich etwas
     taugt, ist häufig zweitrangig. So erhielt die Landesstiftung Baden-Württemberg kürzlich trotz Kritik der Forscher den Auftrag, die nutzlosen Kurse auf
     ganz Baden-Württemberg auszuweiten. Damit kann sich die Landesregierung schmücken, und man vermeidet Auseinandersetzungen um die eigentlichen Ursachen:
     Mangelnde Integrationsprogramme mit Sprachkursen für Mütter z. B. Auch aus bildungspolitischer Sicht aber sind Parallelgesellschaften eine
     Katastrophe.

Irrtum: Intelligente Kinder müssen nicht lernen
    Ich kenne ein ziemlich schlaues Mädchen ziemlich gut. Nennen wir sie Sandra. Sandra war noch keine zwei Jahre alt, als ihre Eltern ihr
     immer und immer wieder ein kleines Janosch-Büchlein vorlesen mussten, das von einer Grille handelte. Die Grille hatte den ganzen Sommer über nichts
     anderes getan, als auf ihrer Geige zu fiedeln, während andere Tiere fleißig Vorräte für den Winter angelegt hatten. Als es dann wirklich kalt wurde,
     pilgerte die Grille im Sommerkleidchen von Tier zu Tier und bettelte um Unterkunft und Verpflegung. Vergebens. Der Hirschkäfer z. B. rief: „Waaaas,
     wohnen? Da kommen Sie mir gerade recht. Den ganzen Sommer über herumgeigen und anderen Leuten damit auf die Nerven gehen und dann auf meine Kosten leben
     wollen.“ Das Mädchen, welches das Buch nahezu auswendig konnte, vollendete an dieser Stelle stets den Prolog des Hirschkäfers und krähte: „Nein, nein,
     Mariechen, da wird nix draus. Leben Sie wohl.“ Sandra war seinerzeit in einem Alter, in dem Zweiwortsätze durchaus okay sind.

    Als Sandra in die erste Klasse kam, sagte die Lehrerin, das Kind sei, verglichen mit den anderen, „Lichtjahre“ voraus. In ihren
     ersten Wortzeugnissen fanden sich Vokabeln wie „mühelos“, „fehlerfrei“, „zügig“, „problemlos“, „vollständig“, „gewandt“ etc. In der vierten Klasse
     war Sandra längst nicht mehr Klassenprimus, ein paar „Dreien“ ließen ihre Eltern sogar kurzfristig bangen, ob sie den Übertritt aufs Gymnasium schaffen
     würde. Die Lehrerin beruhigte die Eltern, ihr Kind sei für das Gymnasium durchaus geeignet, es gebe im Kollegium niemanden, der daran den geringsten
     Zweifel hege. Heute geht das Mädchen in diesiebte Klasse und ist eine ganz normale Schülerin mit durchschnittlichen Noten. Noch schafft
     Sandra das Pensum einigermaßen locker. Sie selbst nennt ihre Bemühungen die „Mini-Max-Methode“ (für den minimalen Aufwand maximaler Erfolg). Die Mutter
     befürchtet allerdings, dass ihre Tochter nach und nach immer schlechter werden und eines Tages sogar den Anschluss verlieren könnte. Ihre so begabte
     Tochter, so klagt sie, sei „leider stinkfaul“. Ganz abwegig sind die Bedenken von Sandras Mutter nicht, denn hinsichtlich des Schulerfolgs wird der IQ
     überschätzt.

    Intelligente Kinder haben es zunächst einmal leichter. Sie lernen schneller und erreichen damit zu einem früheren Zeitpunkt das
     Leistungsziel. Sie zeigen ein höheres Maß an Abstraktionsfähigkeit und können neue Anforderungen besser bewältigen. Doch auf Dauer sind Motivation, Fleiß,
     Disziplin und Ehrgeiz mindestens ebenso wichtige Faktoren für den Schulerfolg. Intelligente Kinder, die nicht lernen, werden von weniger intelligenten
     Kindern überholt, die sich auf den Hosenboden setzen und sich Wissen aneignen. Kognitionsforscherin Elsbeth Stern wiederholt deshalb unermüdlich:
     „Wichtiger als der IQ ist Wissen.“ Beim Schachspielen sind intelligente Anfänger weniger intelligenten, dafür bereits länger spielenden Gegnern deshalb
     auch unterlegen. Dennoch sind dem Engagement Grenzen gesetzt: Ein Schüler mit einem durchschnittlichen IQ wird in theoretischer Physik kaum glänzen. Eine
     überaus intelligente Schülerin, der theoretische Physik piepegal ist, allerdings auch nicht!
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    Grundsätzlich steckt auch etwas Tröstliches in der Erkenntnis, dass die Höhe des IQ für den Erfolg nicht
ausschlaggebend ist. Auch intelligente Kinder

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