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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Gerücht, Allectus sei tot, und seine fränkischen Barbaren, welche die meisten Opfer zu beklagen hatten, zögen sich nach Londinium zurück, um die Stadt für die erlittenen Verluste büßen zu lassen.
    Philipp wollte unbedingt die Flucht ergreifen, hatte er die Plünderung einer Stadt doch als Kind erlebt, doch bisher war alles, was ich geträumt hatte, in Erfüllung gegangen, und ich vertraute darauf, dass Konstantius rechtzeitig einträfe. Ich hatte noch nicht entschieden, was ich in diesem Fall tun würde. Konnte ich der Versuchung widerstehen, ihn noch einmal zu sehen, und wenn ja, was sollte dann aus meiner hart erkämpften Gelassenheit werden? An jenem Abend ging ich wie gewohnt zu Bett, auch, um meinen Haushalt zu beruhigen, und zu meiner Überraschung träumte ich noch einmal.
    Der Fuchs lag tot auf dem Schlachtfeld. Aus seiner Flanke erhob sich ein schwarzer Schwan, der verzweifelt durch den Sturm flog, sowohl von Adlern als auch von Raben verfolgt. Als er sich schließlich neben dem Palast des Statthalters niederließ, bedrohte ihn der Löwe. Doch aus einer Seitenstraße tauchte ein Windhund auf, der den Löwen in Schach hielt, bis der Schwan die Kraft hatte, zu entkommen.
    Als ich wach wurde, drang das erste Morgenlicht durch die Bettvorhänge. Draußen vernahm ich Rufe, aber wenn unmittelbare Gefahr drohte, hätte mich doch jemand geweckt. Ich lag still und dachte über die Einzelheiten meines Traums nach, bis ich mir sicher war, dass ich mich daran erinnern würde.
    Als ich schließlich aufstand, war mein Haushalt in der Küche versammelt.
    »Oh, Herrin«, rief Drusilla, »vor der Stadt hat es eine Schlacht gegeben! Asclepiodotus, der Prätorianerpräfekt, hat Allectus bei Calleva besiegt, und die Flotte unseres Herrn kommt von Tanatus herauf, um uns vor den fränkischen Barbaren zu retten!«
    Er ist hier , dachte ich, oder er kommt bald . Mein Herz schlug schneller, und die Wand, die mich vor meinen Erinnerungen geschützt hatte, bröckelte. Wenn wir uns begegneten, würde er mich noch schön finden? Ich war jetzt über vierzig, mein Körper war mit der Zeit kräftiger geworden, und im Haar zeigten sich die ersten Silbersträhnen.
    »Es heißt, bis zum Nachmittag werde seine Legion in die Stadt eindringen«, sagte Philipp. »Die Garnison, die Allectus hier zurückgelassen hat, ist bereits geflohen, seine Minister und Beamten und der Rest seines Haushalts rennen hektisch umher und suchen ihre Habseligkeiten zusammen, damit sie verschwunden sind, noch ehe Konstantius eintrifft.« Er lachte.
    Aber in meinem Traum war der Schwan nicht in der Lage gewesen zu fliehen. Ich aß meinen Haferbrei zu Ende und stellte die Schüssel ab.
    »Philipp, in einer Stunde hätte ich gern den Wagen. Du und Decius, ihr sollt nebenhergehen. Bringt eure Stöcke mit, damit die Menge nicht auf dumme Gedanken kommt.«
    Er sah mich verwundert an, doch er hatte gelernt, Befehle in diesem Ton nicht in Frage zu stellen. Kurz vor Mittag bogen wir aus unserem Tor auf die Straße. Der Karren war für einen Transport auf dem Lande eher geeignet, aber der Aufbau hatte Ledervorhänge, die man schließen konnte. Durch einen Spalt sah ich, dass sich die Menschen in Festtagslaune auf den Straßen drängten. Einige errichteten bereits einen Bogen aus Laub über der Hauptstraße, die auf das Forum führte, und schmückten ihn mit Blüten.
    Nervös zupfte ich mein Gewand zurecht. Ich hatte es vor vielen Jahren gekauft, weil es beinahe das Blau von Avalon hatte, und das war zugleich auch der Grund, warum ich es selten getragen hatte. Meine dünne Wollpalla aus noch dunklerem Blau überschattete mein Gesicht wie ein Schleier. Philipp hatte nicht gewagt, mich auszufragen. Wenn wir mit leeren Händen wieder nach Hause zurückkehrten, würde er mich für verrückt halten, obwohl er meinen Geisteszustand noch mehr anzweifeln könnte, wenn wir Erfolg hätten.
    Niemand bewachte die Tore zum Palast. Ich ließ meinen Wagenlenker an einer Seitentür halten, an die ich mich aus der Zeit erinnerte, als ich Konstantius auf einer Besuchsreise nach Britannien begleitet hatte. Ich stieg ab und schlüpfte hinein. Die Flure trugen alle Anzeichen eines überhasteten Aufbruchs. Rasch begab ich mich zu der Zimmerflucht, die für gewöhnlich vom Statthalter bewohnt wurde und von der ich annahm, dass Allectus sie für sich in Anspruch genommen hatte. Und dort fand ich meinen schwarzen Schwan. Sie saß halb angezogen allein in dem großen Bett und starrte mich an.
    Wie

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