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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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wollte mich an die trübe Sicherheit der Verzweiflung klammern, doch mein Magen knurrte. Offensichtlich hatte mein Körper beschlossen, weiterzuleben, und es hatte keinen Sinn, sich zu widersetzen. Seufzend streckte ich meine Hand nach der Schüssel aus.
    »Wenn du wieder gesund bist«, sagte Teleri, »verlasse ich dich. Ich gehe zurück nach Avalon. Ich hätte nie von dort weggehen sollen, und wenn Dierna mich verstößt, werde ich im Nebel zwischen den Welten wandern, bis der Tod mich holt.«
    So war es mir ergangen, dachte ich finster, ohne auch nur in das Sommerland zu reisen, doch mir schien, ich hatte das Recht verloren, Kritik zu üben.
    »Komm mit, Helena. Ich kenne deine Geschichte nicht, aber es ist klar, dass du eine Priesterin von Avalon bist.«
    Ich schluckte einen Löffel voll Hafergrütze und überlegte. Hatte man mich schon vergessen? Ganeda mochte wohl so verbittert gewesen sein, dass sie meinen Namen aus der Liste der Priesterinnen hatte streichen lassen. Aber vielleicht gab es eine einfachere Erklärung.
    »Als ich auf der Heiligen Insel lebte, hieß ich Eilan«, sagte ich bedächtig und sah, wie sich Teleris Augen weiteten.
    »Du bist diejenige, die mit einem römischen Offizier fortgelaufen ist! Seit der Zeit, als die erste Eilan Hohepriesterin in Vernemeton war, hat es nicht mehr einen solchen Skandal gegeben. Aber Dierna sagte, du seist lieb zu ihr gewesen, als sie noch klein war, und hat immer gut von dir gesprochen. Ist dein Römer denn tot? Deine Diener sagen nichts über ihn.«
    »Nicht tot, nur für mich«, sagte ich mit verkniffenem Mund. »Es ist Konstantius Chlorus, der Vater meines Sohnes Konstantin.«
    Teleri traten Tränen in die Augen. »Ich war mit Karausius verheiratet, der ein guter Mann war, obwohl ich ihn nie lieben konnte, und mit Allectus, den ich liebte, obwohl er weder für Britannien noch für mich gut war.«
    »War das Diernas Wille?« Am Ende sah es so aus, als habe Ganeda ihre Enkelin gut erzogen.
    »Sie wollte den Verteidiger Britanniens an Avalon binden.«
    Ich nickte, und mir war klar, dass dies dieselbe Hoffnung war, die mich ursprünglich auf die Suche nach Konstantius gebracht hatte.
    »Dierna ist eine große Priesterin, auch wenn die Sache für mich schlimm ausging«, sagte Teleri ernst. »Ich bin mir sicher, sie würde dich gern wieder aufnehmen…«
    Und dann versuchen, mich zu benutzen, alles zugunsten von Avalon , dachte ich verbittert. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als ich ebenso gut wie sie den Titel der Herrin von Avalon hätte beanspruchen können, aber ich war zu lange fort gewesen, und obwohl Konstantius mich verlassen hatte, brauchte sein Sohn, dessen Brief auch jetzt auf dem Tisch neben meinem Bett lag, meinen Rat dringender als die Priesterinnen von Avalon.
    »Dierna, und ihr allein, kannst du sagen, dass ich noch lebe und dass ich ihr alle meine guten Wünsche schicke. Aber ich glaube, dass die Göttin für mich noch etwas bereithält, was ich auf der Welt ausrichten kann.«

    Eine Woche darauf, als ich zum Frühstück kam, sagte man mir, Teleri sei fort. Sie hatte den Rest des Geldes, das ich ihr für neue Kleidung gegeben hatte, dagelassen, und alles, was ich jetzt noch für sie tun konnte, war, den Segen der Herrin für ihre Reise zu erbitten.
    In Londinium war der Frühling eingekehrt. Die Tamesis trat nach starken Regenfällen über die Ufer, neue Blätter sprossen aus jedem Zweig und hießen die zurückkehrenden Vögel willkommen. Das Leben kehrte in meine Glieder zurück, und plötzlich hatte ich das Bedürfnis, ins Freie gehen zu müssen, über die Weiden und am Fluss entlangzulaufen, der die Stadt teilte. Ein anderer Weg führte mich am Forum vorbei zu den Bädern oder noch weiter zum Isis-Tempel, der in der Nähe der westlichen Stadttore stand. Tag für Tag wurde ich kräftiger, und das Bedürfnis, zu Hause Trübsal zu blasen und über meinem Schicksal zu brüten, ließ nach. Mir fehlte das Trappeln von Tatzen hinter mir. Sobald meine Genesung eingesetzt hatte, war Hylas gestorben, als habe er gespürt, dass er seine Pflicht nun getan habe. Für einen Hund hatte er lange gelebt, doch ich konnte mich nicht überwinden, einen anderen zu mir zu holen. Ein Steinmetz hatte seine Werkstatt zwischen dem Isis-Tempel und dem Heiligtum der Diana, und mir kam die Idee, ihn mit der Herstellung eines Reliefs zu beauftragen, auf dem die matronae dargestellt waren, die drei Ahnenmütter, die im gesamten Imperium verehrt wurden. Doch mir schwebte ein

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