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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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waren meine Gaben als Priesterin und meine Liebe, die unbezahlbar war, oder über das Sorgerecht für Kinder, da unser einziger Sohn in der Obhut des Kaisers war. In Rom waren wir nie wirklich verheiratet gewesen, nur in Avalon.
    Mein Verstand reagierte nur sehr langsam, doch schließlich ließ ich mich von Hrodlind baden und ankleiden und das Schlafgemach von den Dienern reinigen. Aber ich ging nicht aus dem Haus. Wie hätte ich es ertragen sollen, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen, wo jeder Vorübergehende lachend mit dem Finger auf die abgelegte Konkubine des neuen Cäsaren zeigen würde?
    »Herrin«, sagte Drusilla und stellte einen Teller mit Frühlingssalat, angemacht mit ein wenig Olivenöl, warme Gerstenbrötchen und etwas frischen Käse vor mich hin. »Du kannst so nicht leben. Lass uns zurück nach Britannien gehen. Zu Hause geht es dir besser!«
    Mein Zuhause ist Avalon , dachte ich, und ich kann dort nicht hingehen, wo ich zugeben müsste, dass Konstantius mich verlassen hat . Doch obwohl die Beziehungen zu Karausius' Inselreich angespannt waren, herrschte zwischen Britannien und Rom kein Krieg. Noch segelten Schiffe über die Nordsee nach Londinium. Dort könnte eine wohlhabende Frau sicher in annehmbarer Anonymität leben.

    Philipp arrangierte von Ganuenta aus eine Überfahrt, die für den ersten Sommertag festgelegt war. Als ich schließlich aus meinem Schlafgemach wieder aufgetaucht war, hatte ich als Erstes ihn und die anderen Sklaven freigelassen, die Konstantius mir übertragen hatte. Die meisten, die wir für unseren Haushalt in Colonia gekauft hatten, nahmen ihre Freilassung dankbar an, aber ich war überrascht, wie viele der älteren Mitglieder meines Haushalts beschlossen zu bleiben. So kam es, dass Philipp, Drusilla und Hrodlind, deren eigener Vater sie als Sklavin verkauft hatte, neben Decius, dem Jungen, der meinen Garten gepflegt hatte, und zwei Küchenmägden mit uns nach Londinium übersetzten.
    An dem Tag, an dem wir ablegen sollten, suchte ich den alten Tempel der Nehalennia auf. Hrodlind folgte mir und trug Hylas in einem Korb, denn er konnte nicht mehr so weit laufen, jaulte aber jämmerlich, sobald er von mir getrennt war.
    Vielleicht waren die Steine von mehr Flechten bedeckt und die Ziegel des Daches verblasst, doch sonst schien alles unverändert. Und als ich drinnen vor der Göttin stand, starrte SIE mit gewohnter Gelassenheit an mir vorbei. Nur ich hatte mich verändert.
    Wo war die junge Frau geblieben, die ihre Opfergaben auf diesem Altar niedergelegt hatte, deren britannischer Akzent noch die lateinische Aussprache färbte und die mit erwartungsvollem Blick auf das neue Land schaute? Nach zweiundzwanzig Jahren war meine Aussprache weniger melodiös, wenn auch geschliffener, und jetzt würde ich Britannien mit den Augen einer Fremden betrachten.
    Und was diesen Tempel betraf: Wie hätte er mich beeindrucken sollen, nachdem ich die großen Schreine des Imperiums gesehen hatte? Wie hätte die Göttin zu mir sprechen sollen, nachdem ich meine Seele verloren hatte?
    Ich hatte jedoch eine Girlande aus Frühlingsblumen für sie mitgebracht. Nachdem ich sie niedergelegt hatte, neigte ich das Haupt, und der Frieden an diesem Ort sickerte trotz meines Elends langsam in meine Seele.
    Der Tempel war ruhig, aber nicht ganz geräuschlos. Irgendwo im Dachgesims nisteten Spatzen, deren Gezwitscher ein tiefes Murmeln begleitete, das ich schließlich als das Geräusch der Quelle identifizierte. Mit einem Mal war es nicht mehr nötig, zum Wasser hinabzusteigen, denn das Geräusch war ringsum, eine überwältigende Präsenz, die mir sagte, dass die Göttin in ihren Tempel gekommen war und ich auf heiligem Boden stand.
    »Wo warst du?«, flüsterte ich, und Tränen brannten mir unter den geschlossenen Augenlidern. »Warum hast du mich verlassen?«
    Ich wartete, und kurz darauf erhielt ich eine Antwort. Die Göttin war hier wie von Anbeginn, im fließenden Wasser ebenso wie auf den Straßen der Welt für alle, die bereit waren, innezuhalten und mit ihrer Seele zu lauschen. Hylas streckte den Kopf über den Korbrand und schaute wie gebannt auf eine Stelle neben der Statue, wie er sonst nur mich anschaute, wenn ich von einer Reise zurückkehrte. Die Stelle lag wohl direkt über der verborgenen Quelle.
    Ich drehte mich um und hob die Hände zum Gruß. »Elen von den Wegen, höre meinen Schwur. Ich bin keine Gemahlin mehr, und man hat mich aus Avalon verstoßen, aber ich will deine Priesterin

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