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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Sommern, und ich versichere dir, ich habe mich nicht absichtlich solcher Gefahr ausgesetzt.«
    Drei Jahre, dachte ich, und die Narbe war noch immer rot und entzündet. Sie war weder schnell noch gut verheilt, ein Zeichen, dass sein Kreislauf auch damals schon Probleme gemacht hatte. Ich hätte ihm Heilmittel zur Stärkung des Herzens verabreichen können, wenn ich es gewusst hätte. Womöglich hätte es aber keine Rolle gespielt. Theodora war nicht meine Rivalin. Konstantius hatte sein Herz an das Imperium verloren, noch bevor er es mir schenkte.

    Der Juli zog ins Land, und selbst in Eburacum war es warm. Wir öffneten die Fenster, um frische Luft hereinzulassen, und deckten den Kranken mit einer leichten Wolldecke zu. Das Zirpen der Grillen vermischte sich mit seinem röchelnden Atem.
    Eines Nachmittags, als ich allein mit ihm im Zimmer war, wachte Konstantius aus einem kurzen Schlaf auf und rief mich beim Namen.
    »Ich bin hier, Geliebter.« Ich nahm seine Hand.
    »Helena… ich spüre, dass dies ein Kampf ist, den ich nicht gewinnen werde. Die Sonne scheint hell, aber ihre Kraft lässt nach, ebenso wie die meine. Ich habe getan, was ich auf dieser Welt tun sollte, aber ich habe Angst um das Imperium, das Galerius und seinen willfährigen Cäsaren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.«
    »Ohne Zweifel hat Augustus dasselbe gedacht, aber Rom steht noch«, sagte ich. »Seine Sicherheit hängt letzten Endes von den Göttern ab, nicht von dir.«
    »Vermutlich hast du Recht - wenn ein Kaiser göttliche Ehren empfängt, fällt es zuweilen schwer, das eine vom anderen zu trennen. Aber die Götter sterben nicht. Sag mir, Herrin, kann dieser Körper genesen?«
    Ich schaute ihn einen Augenblick lang an und blinzelte, um meine Tränen zu unterdrücken. Sein Blick war klar und direkt, und wir hatten uns immer die Wahrheit gesagt. Ich konnte sie ihm jetzt nicht vorenthalten.
    »Es ist lange her, seit ich die Kunst des Heilens erlernt habe«, sagte ich schließlich. »Aber du schläfst Tag für Tag länger. Die Lebenskraft in deinem Körper lässt nach. Wenn das so weitergeht, wirst du vielleicht noch eine Woche bei uns bleiben, länger nicht.«
    Ich war überrascht, als seine Miene sich aufhellte. »Das ist mehr, als ich von meinen Ärzten herausbekommen habe. Ein guter General braucht für einen geordneten Rückzug ebenso genaue Informationen wie für die Planung eines Sieges.«
    So hätte ich es nicht betrachtet und musste trotz der Tränen lächeln.
    »Konstantin hat dich gebeten, mich zu heilen, aber jetzt bitte ich dich um etwas noch Schwierigeres, meine geliebte Priesterin. Ich habe in meinem Leben zu lange den Versuch unternommen, auf Schlachtfeldern zu überleben, und es ist schwer, loszulassen. Jetzt musst du mir sagen, wie man stirbt.«
    »Das kann ich nur, wenn ich ganz zur Priesterin werde, dann wird die Frau, die dich liebt, nicht hier sein.«
    Er nickte. »Ich verstehe. Als ich Konstantin in die Schlacht führte, war es der Kaiser, nicht der Vater, der ihm befahl, sich in Gefahr zu begeben. Aber wir haben ein wenig Zeit. Sei heute meine geliebte Helena, und wir schwelgen in unseren Erinnerungen.«
    Ich drückte seine Hand. »Ich weiß noch, als ich dich zum ersten Mal sah, in einer Vision, die über mich kam, als ich erst dreizehn war. Du hast gestrahlt wie die Sonne, und das ist noch immer so.«
    »Selbst jetzt, da mein Haar dünner geworden ist und meine Kraft mich verlassen hat?«, spottete er.
    »Eine Wintersonne, zugegeben, aber du erhellst die Welt für mich noch genauso«, versicherte ich ihm.
    »Das erste Mal, als ich dich sah, hast du ausgesehen wie ein nasses Kätzchen«, sagte er, und ich musste lachen.
    Den ganzen Tag über redeten wir und ließen unsere Begegnungen im sanften Licht der Erinnerung noch einmal aufleben. Eine Zeit lang saß Konstantin bei uns, aber ihm war klar, dass es hier um etwas ging, an dem er nur am Rande teilhatte. Er ging hinaus, um sich auszuruhen, bis seine Wache am Krankenlager begann. Als ich an jenem Abend in mein Schlafgemach ging, weinte ich lange, denn ich wusste, dass dies unser Abschied gewesen war.
    Am nächsten Morgen kam ich im blauen Gewand und mit der spürbaren Majestät einer Priesterin zu Konstantius. Als er die Augen aufschlug, bemerkte er den Unterschied sofort. Andere reagierten verständnislos auf die Veränderung, außer Konstantin, der mich mit dem panischen Entsetzen eines Kindes anstarrte, das die vertraute Mutter verloren hat, die es zu kennen

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