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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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erscheinen lassen sollten. Beim zweiten Hinsehen erkannte ich, dass es Jungen waren, alle drei mit dunklen Haaren und einer Haut, die nicht genug Sonne bekam. Sie schenkten den Schönheiten des Raums herablassende Blicke und ließen sich auf die großen Kissen neben dem Tisch fallen, auf den ich ein Tablett mit Feigengebäck in Honig gestellt hatte, das Konstantin früher so liebte.
    »Mutter, du siehst gut aus…«
    Alt sehe ich aus , dachte ich, als der Kaiser meine Hände nahm und an seine Wange legte. Selbst wenn ich gewollt hätte, die höfische Kleidung erlaubte keine liebevollere Begrüßung.
    »Ich habe dir meine Jungen mitgebracht - Konstantinus, Konstantius, Konstans, begrüßt eure Großmutter.«
    Die Namen mochten ihren Erzeuger kundtun, doch vom Aussehen her waren es Faustas Söhne, die ich zuletzt gesehen hatte, als sie noch sehr klein waren. Der Älteste musste inzwischen etwa elf Jahre alt sein, und die beiden anderen ein und drei Jahre jünger. Als sie zögernd von den Süßigkeiten abließen und sich erhoben, um sich zu verbeugen, fragte ich mich, was man ihnen wohl über den Tod ihrer Mutter gesagt hatte.
    »Hast du Pferde?«, fragte Konstantinus. »Ich habe ein weißes Pony, auf dem ich in der Prozession geritten bin.«
    Ich verdrängte die Erinnerung an das weiße Ross, auf dem Crispus bei unserem triumphalen Einzug in Rom geritten war. Wenigstens versuchte dieses Kind, höflich zu sein. Seine Brüder schlenderten bereits durch den Raum, zogen an den Vorhängen und nahmen die Alabastervasen und die zarten Bronzefiguren in die Hand.
    »Ich bin zu alt für das Reiten, aber ich habe Hunde. Wenn du in meinen Garten gehen willst, kannst du mit ihnen spielen.«
    Leviyah würde diesen Kindern mit der Vorsicht eines wilden Tieres ausweichen, doch meine anderen Hunde waren freundlich. Mit Mühe unterdrückte ich die Erinnerung daran, wie Crispus mit meinen Hunden zu spielen pflegte.
    »Ja, geht doch ein bisschen nach draußen, ihr Jungen! Es ist ein schöner Tag!«
    Die Jungen kannten offensichtlich den Unterschied zwischen väterlicher Nachsicht und kaiserlichem Befehl und widersprachen nicht, als der Diener, den ich herbeigerufen hatte, sie hinausführte, vor allem, als ich das Silbertablett mit den Süßigkeiten Konstantinus in die Hand drückte.
    »Es sind feine Kerle«, sagte Konstantin voller Zuneigung, während er ihnen nachschaute.
    Es sind ungezogene Bälger , dachte ich, aber sie waren sein Problem, nicht das meine, und er hatte sie verdient.
    »Ich habe sie gern um mich«, fuhr er fort. »Weißt du, es gibt Menschen, die sie gegen mich benutzen würden, jung, wie sie sind.«
    Ich nickte und setzte mich auf einen der geschnitzten Elfenbeinstühle, dessen abgerundete Lehne mit Szenen über Penelope und Odysseus verziert war. Auf dem Gegenstück, das unter Konstantins Gewicht ächzte, waren Dido und Aeneas dargestellt.
    Wie kommt es, dass ich einen so alten Sohn habe? , fragte ich mich. Seit unserem letzten Zusammentreffen waren seine Wangen ein wenig eingefallen, und sein Gesicht zeigte tiefe Furchen, die Ärger und Misstrauen ebenso eingegraben hatten wie die Last der Macht. Anscheinend hatte er sich von der Tragödie um Crispus und Fausta erholt, aber nicht ohne Narben davongetragen zu haben.
    »Deine Reise nach Palästina war ein großer Erfolg.« Konstantin goss sich einen Kelch voll Wein aus dem Krug, der neben den Süßigkeiten auf dem Tisch gestanden hatte. »Auch wenn sie sich sonst über nichts einig sind, so preisen Eusebius und Macarius doch gemeinsam deine Tugenden.«
    Er verzog das Gesicht, als er sich an seinen Kampf erinnerte, die Bischöfe zu einer Einigung zu zwingen. Ich hatte gehört, dass der Kompromiss von Nicäa bereits abbröckelte. Früher hatten die Menschen ihren Göttern je nach ihrem Naturell gedient, und niemand hätte den Versuch für sinnvoll gehalten, alle zur selben Betrachtungsweise zu zwingen.
    »Wie ich gehofft habe, beginnt das Bild der kaiserlichen Familie wieder hell zu leuchten. Jetzt hätte ich gern, wenn du eine Reise zu den Kirchen unternähmest, die der heilige Paulus in den Städten der griechischen Diaspora gegründet hat.«
    »Nein.« Obwohl ich in den Worten Jesu Christi eine große Schönheit entdeckte, wurde mir immer stärker der Unterschied zwischen den Wahrheiten bewusst, die er lehrte, und der Kirche, die Paulus in seinem Namen eingerichtet hatte.
    Konstantin redete noch immer. Ich räusperte mich. »Nein - ich werde keine Reisen mehr für

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