Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
gäbe, die sich über diese Veränderung erregten.

    Eines Abends kam Eusebius strahlend zum Essen. Der Kaiser, so sagte er mir, habe beschlossen, mir zu Ehren die Stadt Drepanum als Helenopolis neu zu gründen und dem Märtyrer Lucian dort eine Kirche zu bauen.
    »Das ist ein Sieg für die Denkweise der Arianer«, sagte er mir bei Lamm und Gerste. »Denn Lucian war nicht nur der beste Schüler des Theologen Origen, sondern er persönlich hat Arius unterrichtet.«
    »Ich dachte, er sei Priester in der Kirche in Antiochia gewesen, der eine neue Ausgabe der Schriften veröffentlicht hat…«
    »Das stimmt, aber er wurde von Maximinus in Drepanum hingerichtet. Ihr müsst auf Eurem Rückweg dort Halt machen und der Stadt Euren Segen spenden.«
    Das würde Konstantin ohne Zweifel gefallen, dachte ich unglücklich. Mein Sohn war dazu übergegangen, sich als den dreizehnten Apostel zu bezeichnen, womit er praktisch gesehen die Verehrung forderte, die früher den Göttern vorbehalten war. Die römischen Kaiser waren seit Jahrhunderten als Götter verehrt worden, doch in der Regel hatten sie bis zu ihrem Tod gewartet, bis sie sich vollends zu einer Gottheit erhoben. Konstantin machte sich allem Anschein nach die östliche Anschauung zu eigen, der zufolge Herrscher als lebende Verkörperungen eines Gottes betrachtet werden. Offenbar wagte niemand ihn daran zu erinnern, dass das Reich Christi nicht von dieser Welt war.
    »Es wird Zeit, an die Abreise zu denken«, sagte ich laut. Die Worte des Einsiedlers hallten in mir nach, und Bilder von Avalon spukten durch meine Träume. Doch das privilegierte Leben, das ich derzeit führte, war auch ein Gefängnis - wie konnte ich ihm entkommen? Vorläufig würde es genügen, nach Rom zurückzukehren. Vielleicht wäre ich von dort aus imstande, klarer zu sehen, wo meine Zukunft lag.

    Als ich Palästina wieder verließ, war ein ganzes Jahr vergangen. Den Umweg über Drepranum ersparte ich mir, denn ich wollte es lieber so in Erinnerung behalten, wie es war, als ich mit Konstantius dort lebte. Martha, deren Eifer nicht nachgelassen hatte, war in Palästina geblieben, um im Haushalt von Bischof Macarius zu dienen, doch meine treue Cunoarda war bei mir geblieben, ebenso wie mein kanaanitischer Hund. Außer dem kleinen Dornbusch brachten wir noch einige Truhen voller Andenken mit, Geschenke und Gegenstände, die ich schließlich doch hatte kaufen müssen - palästinische Kleider und Tonwaren, Stoffe aus Tyrus und Glas aus Askalon. Rom war mir fremd geworden, ein riesiges Labyrinth aus maroder Pracht, zu dem auch das Domus Sessorianum gehörte.
    Konstantin weilte noch im Osten und überwachte den Abriss der alten Stadt Byzantium. Er wollte ein neues Rom erschaffen, das seinen Namen tragen würde. Der kleine Junge, der in unserem Garten Festungen angelegt hatte, konnte nun mit einer ganzen Stadt spielen. Selbst die Bauprojekte des Kaisers Hadrian waren mit solchem Ehrgeiz nicht zu vergleichen. Wenn Konstantin mit Konstantinopel fertig ist, wird er dann Gott zwingen, ihn die Welt neu erschaffen zu lassen? , fragte ich mich.
    Kurz nach meiner Rückkehr ging ich in die Kirche der Heiligen Marcellinus und Petrus, um am Gottesdienst teilzunehmen und ein goldenes Gefäß zu spenden, das mir der Prokurator in Palästina geschenkt hatte. In einem der Innenhöfe stand ein Sarkophag aus weißem Marmor, verziert mit Reiterreliefs. Konstantin habe ihn in Auftrag gegeben, sagte mir der Priester, doch nun plane der Kaiser ein großes Mausoleum in Konstantinopel, und niemand habe gesagt, was mit dem Ding geschehen solle.
    Ich unterdrückte ein Schmunzeln und versicherte ihm, man werde bestimmt eine Verwendung dafür finden. Ich forderte ihn auf, mit seinem Bericht über die Wohltätigkeit der Kirche fortzufahren. Ich hatte daran gedacht, mich auf diesem Gebiet auch weiterhin zu betätigen, doch es war deutlich, dass der Status einer Helena Augusta zu hoch war, als dass sie sich auf diese Weise die Hände schmutzig machen konnte. Zumindest vermutete ich, dass die Ehrerbietung, mit der man mir begegnete, an meiner Stellung lag. Seitdem ich aus dem Heiligen Land zurückgekehrt war, tauchten indes wieder Blumenopfer vor meiner Tür auf, und zuweilen verneigten sich Menschen vor mir derart unterwürfig, wie selbst der Kaiser es nicht verlangt hätte. Es war beunruhigend, und ich erkannte, dass ich mich entweder als Einsiedlerin zurückziehen oder verkleidet durch die Stadt gehen müsste.
    Cunoarda war entsetzt,

Weitere Kostenlose Bücher