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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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schicken.«
    Cigfolla legte beschützend die Arme um ihr Bündel, doch die Aura der Macht, welche die Hohepriesterin umgab, senkte sich bereits auf Ganeda, und wenn die jüngere Frau Einwände hatte, so äußerte sie diese nicht.
    »Bist du sicher, dass es weise ist?« Dank seines Amtes konnte sich der Merlin die Frage erlauben. »Muss sie nicht in Avalon ausgebildet werden, um sie auf ihre Bestimmung vorzubereiten?«
    »Was die Götter verfügt haben, werden sie geschehen lassen, was immer wir auch tun«, antwortete Ganeda. »Aber es wird lange dauern, bis ich ihr ins Gesicht schauen kann, ohne meine tote Schwester vor mir zu sehen.«
    Der Merlin runzelte die Stirn, denn für ihn hatte es immer den Anschein gehabt, dass zwischen Ganeda und Rian nur wenig Zuneigung herrschte. Doch vielleicht ergab es einen Sinn - wenn Ganeda sich schuldig fühlte, ihre Schwester beneidet zu haben, wäre das Kind stets eine schmerzvolle Mahnung.
    »Sollte das Mädchen Begabung zeigen, wenn es zur Frau heranreift, kann es vielleicht zurückkehren«, fuhr Ganeda unwillig fort.
    Wäre er jünger gewesen, hätte der Merlin versucht, sie zu beeinflussen, doch er hatte die Stunde seines Todes in den Sternen gelesen, und er wusste, dass er nicht mehr hier weilen würde, um das kleine Mädchen zu beschützen, sollte Ganeda ihm übel wollen. Vielleicht war es besser, wenn es bei seinem Vater lebte, solange es noch klein war.
    »Zeig mir das Kind.«
    Cigfolla erhob sich, trat vor und schlug einen Zipfel der Decke zurück.
    Der Merlin betrachtete das Gesicht des Kindes, das, einer Rosenknospe gleich, noch in sich geschlossen war. Für ein Neugeborenes war das Kind groß und stämmig gebaut wie sein Vater. Kein Wunder, dass seine Mutter so erbittert hatte kämpfen müssen, um es zur Welt zu bringen.
    »Wer bist du, Kleine?«, murmelte er. »Bist du ein so großes Opfer wert?«
    »Ehe sie starb… sagte… die Herrin, es sollte Eilan heißen«, bemerkte Cigfolla.
    »Eilan…«, wiederholte der Merlin, und als hätte das Kind ihn verstanden, schlug es die Augen auf. Sie waren noch vom verschleierten Grau aller Neugeborenen überzogen, hatten jedoch einen ernsten Ausdruck, der viel älter war. »Aha… es ist nicht das erste Mal für dich«, sagte er und grüßte sie wie ein Reisender, der unterwegs einen alten Freund trifft und für ein kurzes Kopfnicken innehält, ehe beide ihre getrennten Wege fortsetzen. Schlagartig wurde er sich bewusst, wie sehr er es bedauerte, nicht miterleben zu können, wie dieses Kind aufwuchs.
    »Willkommen in der Heimat, meine Kleine. Willkommen auf der Welt.«
    Die Augenbrauen der Neugeborenen zogen sich kurz zusammen. Dann huschte ein Lächeln über die winzigen Lippen.

Erster Teil

DER WEG ZUR LIEBE

1. Kapitel
    A. D. 259
    »Oh! Ich sehe Wasser in der Sonne glitzern! Ist das der See?« Ich grub die Fersen in den runden Bauch des Ponys, um es neben Korinthius' großes Pferd zu treiben. Das Tier fiel in einen holprigen Trab, und ich krallte mich in seine Mähne.
    »Ah, Helena, deine jungen Augen sehen mehr als meine«, antwortete der alte Mann. Er war der Lehrer meiner Halbbrüder gewesen, ehe man ihm die Aufgabe übertrug, die Tochter zu unterrichten, die Prinz Coelius versehentlich mit einer Priesterin von Avalon gezeugt hatte. »Ich sehe nur loderndes Licht. Aber ich glaube, vor uns müssen die Ebenen des Sommerlandes liegen, die von den Regenfällen im Frühjahr überflutet sind.«
    Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete die Landschaft. Aus der Wasserfläche ragten Hügel wie kleine Inseln heraus, dazwischen wand sich hin und wieder eine Baumreihe. Im Hintergrund erstreckte sich eine Bergkette, die in hellem Dunst endete, wo die Mündung des Severn sein musste. Korinthius erklärte mir, in diesen Bergen gebe es Bleiminen.
    »Dann sind wir fast da?« Das Pony warf unwillig den Kopf hoch, nachdem ich es zuerst angetrieben hatte und dann zügelte.
    »Ja, wenn der Regen den Damm nicht unterspült hat und wir das Dorf der Menschen vom See finden, wie mein Herr es mir aufgetragen hat.«
    Als ich rasch zu ihm hinübersah, stieg Mitleid in mir auf. Die Erschöpfung hatte tiefe Furchen in das schmale Gesicht unter dem breiten Strohhut gegraben, und er saß vornübergebeugt im Sattel. Es war ungerecht von meinem Vater, den alten Mann auf eine so lange Reise zu schicken. Aber danach wäre Korinthius, ein Grieche, der sich als junger Mann in die Sklaverei verkauft hatte, um seine Schwestern mit

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