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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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heran und lehnte sich gegen mich.
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Unsinn!«
    »Na schön. Wie gefällt dir: ›Ich mag dich«?«
    »Schon besser. Ich ...«
    In diesem Augenblick fuhr mir ein kalter, lähmender Wind das Rückgrat entlang. Ich erstarrte und widersetzte mich dem Kommenden, indem ich meinen Geist völlig leerte.
    Jemand suchte nach mir. Es handelte sich zweifellos um einen Angehörigen des Hauses von Amber, wahrscheinlich um eins meiner Brüderchen, und er benutzte meinen Trumpf oder etwas Ähnliches. Das Gefühl war nicht zu verkennen. Wenn sich dort Eric meldete, hatte er mehr Mut, als ich ihm zutraute, da ich ihm bei unserem letzten Kontakt fast das Gehirn ausgebrannt hatte. Um Random konnte es sich nicht handeln, es sei denn, er war inzwischen aus dem Gefängnis geholt worden, was ich doch bezweifelte. Wenn es Julian oder Caine waren, sollten sie sich zur Hölle scheren. Bleys war vermutlich tot, wahrscheinlich auch Benedict. Damit blieben Gérard, Brand und unsere Schwestern. Aus dieser Gruppe mochte mir nur Gérard gesonnen sein. Folglich widersetzte ich mich einer Entdeckung, und mit Erfolg. Dazu brauchte ich etwa fünf Minuten, und als es vorbei war, zitterte ich am ganzen Körper und war in Schweiß gebadet. Lorraine starrte mich seltsam an.
    »Was ist los?« fragte sie. »Du bist doch noch längst nicht betrunken, und ich auch nicht!«
    »Nur ein Anfall, wie ich ihn manchmal bekomme«, sagte ich. »Eine tückische Krankheit, die ich mir auf den Inseln zugezogen habe.«
    »Ich habe ein Gesicht gesehen«, sagte sie. »Vielleicht auf dem Boden, vielleicht auch nur in meinem Kopf. Ein alter Mann. Der Kragen seines Gewandes war grün, und er sah dir ziemlich ähnlich, außer daß sein Bart grau war.«
    Da versetzte ich ihr einen Schlag.
    »Du lügst! Du kannst unmöglich ...«
    »Ich berichte doch nur, was ich gesehen habe! Schlag mich nicht! Ich weiß nicht, was es bedeutet hat! Wer war das?«
    »Ich glaube, es war mein Vater. Gott, das ist seltsam ...«
    »Was war eigentlich los?« wiederholte sie.
    »Ein Anfall«, erklärte ich. »Ich habe so etwas öfter, dann bilden sich die Leute ein, sie sähen meinen Vater an der Burgmauer oder auf dem Boden. Mach dir keine Gedanken. Es ist nicht ansteckend.«
    »Unsinn!« meinte sie. »Du lügst mich an!«
    »Ich weiß. Aber bitte, vergiß das Ganze.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du mich magst«, erklärte ich. »Weißt du noch? Und weil ich Harald morgen für dich in den Staub werfe.«
    »Das stimmt«, sagte sie, und als ich erneut zu zittern begann, holte sie eine Decke vom Bett und legte sie mir um die Schultern.
    Sie reichte mir mein Glas, und ich trank. Schließlich nahm sie neben mir Platz und lehnte den Kopf an meine Schulter, und ich legte den Arm um sie. Ein teuflischer Wind begann zu kreischen, und ich hörte das schnelle Prasseln des Regens, der davon herangetragen wurde. Eine Sekunde lang hatte ich den Eindruck, als schlüge etwas gegen die Fensterflügel. Lorraine wimmerte leise vor sich hin.
    »Mir gefällt nicht, was da heute nacht im Gange ist«, sagte sie.
    »Mir auch nicht. Bitte lege den Balken vor die Tür. Sie ist nur verriegelt.«
    Während sie meiner Bitte nachkam, verschob ich unseren Sitz, bis er dem einzigen Fenster des Raums gegenüberstand. Dann holte ich Grayswandir unter dem Bett hervor und zog blank. Schließlich löschte ich die Lichter im Zimmer bis auf eine letzte Kerze auf dem Tisch zu meiner Rechten.
    Ich nahm wieder Platz und legte die Klinge über die Knie.
    »Was tun wir?« fragte Lorraine und setzte sich zu meiner Linken.
    »Wir warten«, sagte ich.
    »Worauf?«
    »Ich weiß es nicht genau – jedenfalls ist die Nacht dafür günstig.«
    Sie erschauderte und kuschelte sich an mich.
    »Vielleicht solltest du lieber verschwinden«, sagte ich.
    »Ich weiß«, entgegnete sie, »aber draußen hätte ich Angst. Wenn ich hierbleibe, kannst du mich doch beschützen, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht einmal, ob ich mich selbst schützen kann.«
    Sie berührte Grayswandir.
    »Was für eine herrliche Klinge! So eine Schneide hab ich noch nie gesehen.«
    »Es gibt auch keine zweite dieser Art«, erwiderte ich, und mit jeder kleinen Bewegung fiel das Licht in anderem Winkel auf den Stahl, der eben noch mit orangerotem Blut nichtmenschlicher Herkunft bedeckt zu sein schien und im nächsten Augenblick kalt und weiß schimmerte wie Schnee oder die Brust einer Frau und in meiner Hand erbebte, sobald mich

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