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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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stehenbleibt oder das Muster zu verlassen versucht, ehe man es zu Ende beschriften hat, vernichtet es den Betreffenden. Doch begeht man es, wird die angeborene Macht über die Schatten der bewußten Kontrolle unterworfen.«
    Sie eilte zu unserem Picknicklager und betrachtete das Muster, das wir dort in den Boden geritzt hatten.
    Ich folgte ihr langsam. Als ich näher kam, sagte sie: »Ich muß nach Amber reisen und das Muster beschreiten!«
    »Ich bin sicher, daß Benedict entsprechende Pläne mit dir hat – eines Tages.«
    »Eines Tages?« fragte sie. »Nein, jetzt! Ich muß das Muster sofort beschreiten! Warum hat er mir nie etwas von diesen Dingen erzählt?«
    »Weil du dieses Ziel noch nicht erreichen kannst. Die Verhältnisse in Amber sind so, daß es für euch beide gefährlich wäre, deine Existenz dort bekanntwerden zu lassen. Amber ist vorübergehend gesperrt für dich.«
    »Das ist nicht fair!« sagte sie und starrte mich mürrisch an.
    »Natürlich nicht«, sagte ich. »Aber so liegen die Dinge nun mal. Mir darfst du keine Schuld daran geben.«
    Die Worte wollten mir nicht so recht über die Lippen, lag doch ein Teil der Schuld tatsächlich bei mir.
    »Fast wäre es besser, wenn du mir nichts erzählt hättest«, sagte sie, »wenn ich doch noch nicht die Erfüllung finden kann.«
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, sagte ich. »Die Situation in Amber wird sich stabilisieren – es dauert nicht mehr lange.«
    »Wie erfahre ich davon?«
    »Benedict wird es wissen. Er wird dir davon erzählen.«
    »Er hat mir bisher nie viel erzählen wollen!«
    »Wozu auch! Nur damit du dich benachteiligt fühlst? Du weißt, daß er dich gut behandelt hat, daß er sich Sorgen um dich macht. Wenn die Zeit reif ist, wird er die nötigen Schritte unternehmen.«
    »Und wenn er es nicht tut? Wirst du mir dann helfen?«
    »Ich werde tun, was ich kann.«
    »Wie kann ich dich finden? Wie kann ich es dich wissen lassen?«
    Ich lächelte. An diesem Punkt des Gesprächs waren wir angelangt, ohne daß ich bewußt darauf abgezielt hatte. Den wichtigen Aspekt brauchte ich ihr nicht zu verraten. Nur genug, um mir vielleicht später zu nützen ...
    »Die Tarockkarten«, sagte ich. »Die Familientrümpfe. Die sind mehr als eine sentimentale Narretei. Sie sind ein Verständigungsmittel. Besorge dir meine Karte, blicke sie fest an, konzentriere dich darauf, versuche alle anderen Gedanken aus deinem Geist zu vertreiben, tu so, als hättest du es wirklich mit mir zu tun, ehe du mich ansprichst. Dabei wirst du feststellen, daß dein Wunsch Wirklichkeit geworden ist, daß ich dir tatsächlich antworte.«
    »Das sind alles Dinge, die mir Großvater beim Umgang mit den Karten verboten hat!«
    »Natürlich.«
    »Wie funktioniert das?«
    »Das erzähle ich dir später einmal«, sagte ich. »Eine Hand wäscht die andere, weißt du noch? Ich habe dir von Amber und den Schatten erzählt. Jetzt erzähl du mir von Gérards und Julians Besuch.«
    »Ja«, sagte sie. »Da gibt es allerdings nicht viel zu berichten. Vor fünf oder sechs Monaten hielt Großvater eines Morgens mitten in seiner Tätigkeit inne. Er war gerade dabei, einige Bäume im Obstgarten zu beschneiden – das macht er gern selbst –, und ich half ihm dabei. Er stand auf einer Leiter und schnipselte herum, und plötzlich erstarrte er, senkte die Schere und bewegte sich mehrere Minuten lang nicht. Ich dachte schon, er ruhe sich aus, und harkte weiter. Dann hörte ich ihn sprechen – er murmelte nicht nur vor sich hin, sondern sprach, als wäre er an einer Unterhaltung beteiligt. Zuerst dachte ich, er meinte mich, und fragte, was er gesagt habe. Doch er kümmerte sich nicht um mich. Jetzt kenne ich die Trümpfe und weiß, daß er mit einem von ihnen gesprochen haben muß. Wahrscheinlich mit Julian. Jedenfalls stieg er anschließend hastig von der Leiter, sagte mir, er müsse auf einen oder zwei Tage fort, und ging zum Haus. Doch gleich darauf blieb er stehen und kehrte zurück. Dann sagte er mir, daß er mich, falls Julian und Gérard auf Besuch kämen, als verwaiste Tochter eines getreuen Bediensteten vorstellen würde. Wenig später ritt er davon und nahm zwei reiterlose Pferde mit. Er hatte das Schwert angelegt.
    Er kehrte mitten in der Nacht zurück und hatte beide Brüder bei sich. Gérard war nur noch so eben bei Bewußtsein. Sein linkes Bein war gebrochen, und die gesamte linke Körperhälfte wies Prellungen auf. Julian war ebenfalls ziemlich mitgenommen, hatte aber nichts

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