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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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vor. Ich achtete auf das Ungeheuer, hörte die Schreie der Männer vom Hügel und fragte mich, ob wohl eine der Gestalten dort oben auf mich setzte, und wenn ja, welche Chancen er mir einräumte.
    Als der richtige Augenblick da war, setzte ich mich in Bewegung. An dem ersten großen Brocken kam ich problemlos vorbei, mußte dann aber auf das Vorbeirutschen des zweiten warten. Beim dritten und letzten großen Stein ging ich das Risiko ein, vor ihm vorbeizukriechen; es blieb mir auch gar nichts anderes übrig, wenn ich mein Ziel erreichen wollte.
    Ich schaffte es im rechten Augenblick bis zur richtigen Stelle, hielt mich an Kanten fest, die ich mir vorher ausgesucht hatte, und wurde etwa zwanzig Fuß weit mitgeschleift, ehe ich mich vom Boden hochziehen konnte. Dann zog ich mich auf den harten Rücken des Brockens hinauf, blieb dort ausgestreckt liegen und schaute zurück.
    Es war knapp gewesen – und noch immer war ich nicht außer Gefahr, denn das Ungeheuer hielt Schritt, wobei sein gesundes Auge den kreiselnden Bewegungen der großen Steine aufmerksam folgte.
    Von oben hörte ich einen Aufschrei der Enttäuschung. Dann begannen die Kerle den Hang herabzurutschen, wobei sie Rufe ausstießen, mit denen sie wohl das Ungeheuer anfeuern wollten. Ich massierte mein Fußgelenk und versuchte mich zu entspannen. Das Ungeheuer wagte den entscheidenden Schritt hinter dem ersten großen Felsen, der eine weitere Umlaufbahn vollendete.
    Wie weit konnte ich mich durch die Schatten schieben, ehe es mich erreichte? Ich wußte es nicht genau. Gewiß, hier gab es ständig Bewegung, eine dauernde Veränderung der Umgebung ...
    Das Ungeheuer wartete auf den zweiten Felsen, glitt dahinter vorbei, verfolgte mich erneut, kam näher.
    Schatten, Schatten, flugs herbei ...
    Die Männer hatten inzwischen fast den Fuß des Hangs erreicht. Das Monstrum wartete auf die passende Lücke, auf die Chance, den inneren und letzten Satelliten zu überwinden – gleich mußte es soweit sein. Ich wußte, es vermochte sich weit genug aufzurichten, um mich von meiner hohen Warte zu zerren.
    Zerdrück das wilde Biest zu Brei!
    Während ich so dahingewirbelt wurde, bekam ich plötzlich den Stoff, aus dem die Schatten sind, in den Griff, ließ mich darin versinken, arbeitete mit den Geweben, von möglich zu wahrscheinlich zu tatsächlich, spürte sie mit leiser Drehung lebendig werden, gab ihnen im richtigen Augenblick den notwendigen Stoß ...
    Natürlich kam das Ding von der Seite, auf der das Ungeheuer nicht sehen konnte. Ein gewaltiger Felsen, der wie außer Kontrolle dahinwirbelte ...
    Es wäre eleganter gewesen, das Geschöpf zwischen zwei Brocken zu zerdrücken. Doch für solche Feinheiten hatte ich keine Zeit. Ich überfuhr das Geschöpf einfach und ließ es zappelnd im Granitverkehr liegen.
    Doch wenige Sekunden später erhob sich der zermalmte Körper und stieg in die Luft empor. Immer weiter entfernte er sich, durchgeschüttelt von Winden, wurde immer kleiner und war schließlich verschwunden.
    Mein Felsen trug mich langsam und gleichmäßig davon. Das ganze Umweltmuster trieb dahin. Die Burschen aus dem Turm steckten die Köpfe zusammen und faßten den Entschluß, mich zu verfolgen. Sie entfernten sich vom Hang und begannen sich über die Ebene zu bewegen. Aber das war eigentlich kein Problem. Ich gedachte mein steinernes Reittier durch die Schatten zu führen, gedachte ganze Welten zwischen sie und mich zu legen. Dies war entschieden die leichteste Methode für mich. Zweifellos wären sie viel schwieriger zu überraschen gewesen als das Ungeheuer. Schließlich war dies ihr Land; sie waren auf der Hut und gesund.
    Ich nahm die Brille ab und überprüfte noch einmal mein Fußgelenk. Ich richtete mich sogar einen Augenblick lang auf. Der Fuß schmerzte, trug aber mein Gewicht. Wieder legte ich mich hin und beschäftigte mich in Gedanken mit den Ereignissen der letzten Minuten. Ich hatte mein Schwert verloren und war wirklich nicht mehr in Hochform. Anstatt das Unternehmen mit diesem Handicap fortzusetzen, war es das klügste und sicherste, schleunigst zu verschwinden. Ich hatte ausreichend Kenntnisse über Örtlichkeit und Verhältnisse gesammelt, daß meine Chancen beim nächstenmal wesentlich besser standen. Nun denn ...
    Der Himmel über mir wurde heller; die Farben und Schatten verloren etwas von ihrer willkürlichen, wechselhaften Art. Die Flammen ringsum begannen schwächer zu werden. Gut. Wolken begannen sich über den Himmel zu tasten.

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